Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
Natürlichste von der Welt, dass ihr Vater und ihr Ehemann dabei waren.
»Mindestens sechs«, sagte sie mit wahrhaft verruchtem Lächeln. »Perrin, sie wird uns über die Schulter sehen, bis ich ihr sagen kann, dass sie bald das erste Enkelkind erwarten darf, und ich dachte, wenn es dir jemals gelänge, meine restlichen Knöpfe zu öffnen …« Sie errötete nach Monaten der Ehe noch immer, aber dieses Lächeln schwand nicht. »Ein richtiges Bett nach so vielen Wochen erfüllt mich mit einer Vorfreude wie ein Bauernmädchen zur Ernte.«
Manchmal wunderte er sich über ihre ständige Erwähnung dieser saldaeanischen Bauernmädchen. Ob mit oder ohne Erröten – wenn sie nur halb so direkt wie Faile waren, wenn er mit ihr allein war, würde in Saldaea niemals eine Ernte eingebracht. Er riss beim Versuch, sie auszukleiden, zwei weitere Knöpfe ab, und es kümmerte sie nicht im Geringsten. Tatsächlich zerriss sie ihm sogar das Hemd.
Demira war überrascht, dass sie die Augen öffnen konnte, überrascht, dass sie auf dem Bett in ihrem Zimmer in der Rosenkrone lag. Sie hatte erwartet, tot zu sein und nicht entkleidet unter einem Leinenlaken zu liegen. Stevan saß auf einem Stuhl am Fußende des Bettes, und es gelang ihm, gleichzeitig erleichtert, besorgt und streng dreinzublicken. Ihr schlanker cairhienischer Behüter war einen Kopf kleiner als sie und fast zwanzig Jahre jünger, auch wenn Grau sein Schläfenhaar durchzog, aber manchmal führte er sich wie ein Vater auf, der behauptete, sie könne nicht selbst auf sich aufpassen, wenn er nicht ihre Hand hielte. Sie fürchtete sehr, dass dieser Zwischenfall ihm in diesem Kampf auf Monate hinaus Oberwasser verschaffen würde. Merana stand mit ernstem Gesicht auf der einen und Berenicia auf der anderen Seite des Bettes. Die rundliche Gelbe Schwester war ohnehin stets ernst, aber jetzt wirkte sie vollkommen finster.
»Wie?«, gelang es Demira zu fragen. Licht, sie fühlte sich schwach. Das kam vom Heilen, aber es war schon eine Anstrengung, die Arme unter dem Laken hervorzunehmen. Sie musste dem Tode sehr nahe gewesen sein. Das Heilen hinterließ keine Narben, aber die Erinnerungen und die Schwäche genügten vollkommen.
»Ein Mann kam in den Schenkraum«, erzählte Stevan, »und verlangte ein Bier. Er sagte, er hätte gesehen, wie Aiel einer Aes Sedai gefolgt seien – er beschrieb Euch genau –, und meinte, sie wollten sie töten. Sobald er das erzählt hatte, spürte ich …« Er verzog vielsagend das Gesicht.
»Stevan bat mich mitzukommen«, sagte Berenicia. »Er hat mich sozusagen mitgezerrt – und wir rannten den ganzen Weg. Ich war ehrlich gesagt nicht sicher, dass wir rechtzeitig gekommen waren, bis Ihr gerade eben die Augen öffnetet.«
»Natürlich«, sagte Merana mit tonloser Stimme, »hatten beide Anteil an der Falle – und an der Warnung. Die Aiel und der Mann. Es ist eine Schande, dass wir ihn entkommen ließen, aber wir waren so um Euch besorgt, dass er entwischen konnte, bevor jemand daran dachte, ihn aufzuhalten.«
Demira hatte an Milam gedacht und daran, wie dies die Suche in der Bibliothek beeinflussen würde, daran, wie lange es dauern würde, Stevan zu beruhigen, und Meranas Worte drangen nur langsam zu ihr vor. »Ihn festhalten? Eine Warnung? Wovon sprecht Ihr, Merana?« Berenicia murmelte etwas darüber, dass sie es vielleicht verstehen würde, wenn sie es ihr schwarz auf weiß zeigten. Berenicia konnte manchmal sehr bissig sein.
»Habt Ihr jemanden den Schenkraum betreten sehen, um etwas zu trinken, seit wir eingetroffen sind, Demira?«, fragte Merana geduldig.
Es stimmte – sie hatte niemanden gesehen. Eine oder auch zwei Aes Sedai fielen unter den Gästen einer Schenke in Caemlyn kaum auf, aber bei neun Aes Sedai war es schon etwas anderes. Frau Cinchonine hatte kürzlich offen darüber gesprochen. »Dann wollte man Euch absichtlich wissen lassen, dass Aiel mich getötet hätten. Vielleicht, damit ich gefunden würde, bevor ich tot wäre.« Sie hatte sich gerade an das grässliche Gesicht des Burschen erinnert, der sie drohend angesprochen hatte. »Ich sollte Euch alle auffordern, Euch von al’Thor fernzuhalten. Jemand sagte wörtlich: ›Richtet den anderen Hexen aus, sie sollen sich vom Wiedergeborenen Drachen fernhalten.‹ Diese Nachricht hätte ich wohl kaum tot überbringen können … Wo war ich verletzt?«
Stevan regte sich auf seinem Stuhl und warf ihr einen gequälten Blick zu. »Es wurde in beiden Fällen keines der
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