Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
auf der Straße und keuchte schwach.
Elayne trat instinktiv näher – ihre nicht sehr ausgeprägte Fähigkeit zu Heilen war besser als nichts, wenn ein Mann verblutete, und zum Krater des Verderbens mit dem, was jedermann hier über Aes Sedai dachte –, jedoch kniete sich, bevor sie einen zweiten Schritt tun konnte, eine andere Frau neben den Mann. Sie war vielleicht ein wenig älter als Nynaeve und trug ein blaues Gewand mit rotem Gürtel, das in etwas besserem Zustand war als die meisten Gewänder im Rahad. Elayne glaubte zunächst, sie sei die Geliebte des Mannes. Niemand machte Anstalten zu gehen. Jedermann beobachtete schweigend, wie die Frau den Mann auf den Rücken drehte.
Elayne zuckte zusammen, als die Frau, statt dem Mann sanft das Blut von den Lippen zu wischen, eine Handvoll Kräuter aus ihrer Tasche nahm und ihm einige davon hastig in den Mund steckte. Bevor sie ihre Hand zurückzog, umhüllte sie das Schimmern Saidars , und sie begann die Heilenden Stränge geschickter zu weben, als Elayne es vermocht hätte. Der Mann keuchte so heftig, dass er die meisten Kräuterblätter wieder ausstieß, erschauderte – und lag dann still, die halb geöffneten Augen der Sonne zugewandt.
»Es war anscheinend zu spät.« Die Frau erhob sich und stellte sich vor den hageren Burschen. »Ihr müsst Masics Frau sagen, dass Ihr ihren Mann getötet habt, Baris.«
»Ja, Asra«, erwiderte Baris demütig.
Asra wandte sich ohne ein weiteres Wort ab, und die kleine Menschenmenge teilte sich vor ihr. Als sie in nur wenigen Schritten Entfernung an Elayne und Birgitte vorbeiging, bemerkte Elayne zwei Dinge an ihr. Das eine war ihre Kraft. Elayne spürte ihr bewusst nach. Sie erwartete ein hinreichendes Maß an Kraft vorzufinden, aber Asra wäre wahrscheinlich nicht einmal gestattet worden, den Test zur Aufgenommenen zu machen. Das Heilen musste ihr stärkstes Talent sein – vielleicht ihr einziges, da sie eine Wilde sein musste – und vom Gebrauch ausgezeichnet geschärft. Vielleicht glaubte sie sogar, dass diese Kräuter nötig wären. Und als zweites bemerkte Elayne das Gesicht der Frau. Es war nicht sonnengebräunt, wie sie zunächst vermutet hatte. Asra war höchstwahrscheinlich eine Domani. Was, unter dem Licht, tat eine Domani-Wilde im Rahad?
Elayne wäre der Frau gefolgt, aber Birgitte zog sie in die entgegengesetzte Richtung. »Ich kenne diesen Ausdruck in deinen Augen, Elayne.« Birgitte suchte die Straße ab, als erwarte sie, dass einer der Vorübergehenden sie belauschte. »Ich weiß nicht, warum du dieser Frau hinterherjagen willst, aber sie scheint geachtet zu sein. Kommst du dieser Frau zu nahe, sehen wir uns vielleicht mehr Klingen gegenüber, als wir zusammen bewältigen können.«
Das war schlicht die Wahrheit, und sie waren auch nicht nach Ebou Dar gekommen, um Domani-Wilde zu suchen.
Sie berührte Birgittes Arm und deutete auf zwei Männer, die gerade vor ihnen um die Ecke traten. In seinem Satinmantel sah jeder Zoll von Nalesean wie ein tairenischer Lord aus. Der Kragen war bis zum Hals geschlossen, und sein verschwitztes Gesicht glänzte fast ebenso wie sein geölter Bart. Er starrte jedermann, der ihn auch nur ansah, dermaßen an, dass er unweigerlich in einen Kampf verwickelt wäre, und er liebkoste sein Schwertheft so, als würde er einen solchen Kampf ersehnen. Mat stolzierte einher, und abgesehen von seinem verstimmten Ausdruck hätte man glauben können, er amüsiere sich. Mit dem geöffneten Mantel, dem tief in die Stirn gezogenen Hut und dem Tuch um den Hals wirkte er, als hätte er die Nacht damit verbracht, durch Wirtshäuser zu ziehen, was sehr gut möglich war. Elayne erkannte zu ihrer Überraschung, dass sie seit Tagen nicht an ihn gedacht hatte. Es drängte sie, Hand an sein Ter’angreal zu legen, aber die Schale war unendlich wichtiger.
»Es ist mir niemals zuvor aufgefallen«, murmelte Birgitte, »aber ich glaube, Mat ist der Gefährlichere von den beiden. A N’Shar in Mameris. Ich frage mich, was sie auf dieser Seite des Eldar tun.«
Elayne starrte sie an. Wovon sprach Birgitte? »Sie haben wahrscheinlich alle Weinfässer auf der anderen Seite leergetrunken. Wirklich, Birgitte, ich wünschte, du würdest deine Gedanken auf das richten, weshalb wir hier sind.« Dieses Mal würde sie nicht fragen.
Als Mat und Nalesean an ihnen vorbeigeschlendert waren, verbannte Elayne sie wieder aus ihrem Geist und überprüfte die Straße. Es wäre wundervoll, wenn sie die Schale heute
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