Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
Wirtshäuser betreten, um zu behaupten, sie kauften Sachen aus alten Lagerräumen auf, um sie auszubessern und weiterzuverkaufen. Sie war mit Birgitte zusammen losgegangen und hatte Nynaeve mit Aviendha arbeiten lassen, damit sie mehr erledigen könnten. Die Schenkräume waren finstere, schmutzige Orte, und bei zwei Gelegenheiten hatte Birgitte sie wieder hinausgedrängt, beide mit den Dolchen in der Hand und gerade noch rechtzeitig, bevor sie in ernsthafte Schwierigkeiten gerieten. Beim zweiten Mal musste Elayne die Macht lenken, von zwei Frauen ertappt, die nach ihnen auf die Straße traten, und Birgitte war sich sicher, dass ihnen tatsächlich den restlichen Tag über jemand gefolgt war. Nynaeve und Aviendha hatten die gleichen Schwierigkeiten, nur dass ihnen niemand folgte. Nynaeve hatte in der Tat eine andere Frau mit einem Stuhl getroffen. So wurde sogar von harmlosen Fragen abgesehen, und sie hofften nur, dass sie nicht durch eine Tür in einen Dolch hineinspazierten.
Birgitte ging die steile Treppe hinauf voran. Küchengerüche vermischten sich auf Übelkeit erregende Weise mit dem allgemeinen Gestank des Rahad. Das Baby hörte auf zu weinen, aber dafür begann irgendwo in dem Gebäude eine Frau zu schreien. Im dritten Stockwerk öffnete ein breitschultriger Mann mit entblößtem Oberkörper eine Tür, als sie gerade auf gleicher Höhe waren. Birgitte sah ihn stirnrunzelnd an, und er hob beide Hände, die Handflächen ihnen zugewandt, wich aus dem Flur wieder zurück und trat die Tür hinter sich zu. Im obersten Stockwerk, wo sich der Lagerraum hätte befinden sollen, wenn dies das richtige Gebäude war, saß eine hagere Frau in einem groben Leinenhemd auf einem Stuhl im Eingang und genoss den leisen Luftzug, während sie ihren Dolch schärfte. Sie drehte ihnen den Kopf zu, und die Klinge wurde nicht mehr über den Schleifstein gezogen. Sie wandte den Blick nicht von ihnen ab, während sie die Treppe langsam wieder hinuntergingen, und das leise Kratzen von Metall auf Stein begann erst wieder, als sie die unterste Stufe erreicht hatten. In diesem Moment atmete Elayne erleichtert aus.
Sie war überaus froh, dass Nynaeve ihre Wette nicht angenommen hatte. Zehn Tage. Sie war eine blauäugige Närrin gewesen. Dies war bereits der elfte Tag seit ihrer großspurigen Behauptung – elf Tage, in denen sie manchmal glaubte, abends in derselben Straße zu stehen wie am Morgen, elf Tage ohne einen Hinweis auf die Schale. Manchmal waren sie im Palast geblieben, einfach um ihre Gedanken zu klären. Alles war sehr enttäuschend. Wenigstens hatten Vandene und Adeleas ebenso wenig Glück. Soweit Elayne es erkennen konnte, würde niemand im Rahad bereitwillig zwei Worte mit Aes Sedai wechseln. Die Leute entschwanden, sobald sie erkannten, mit wem sie es zu tun hatten. Sie hatte zwei Frauen beobachtet, die Adeleas erstechen wollten, zweifellos um die Närrin auszurauben, die im Rahad in Seidengewändern umherging, aber als die Braune Schwester die beiden auf Strängen aus Luft emporhob und durch ein Fenster im zweiten Stockwerk steckte, war niemand sonst in Sicht. Nun, sie würde nicht zulassen, dass die beiden die Schale fänden und sie ihr vor der Nase wegschnappten.
Als sie wieder auf der Straße standen, wurde Elayne noch durch etwas anderes daran erinnert, dass es im Rahad schlimmere Dinge gab als Enttäuschung. Genau vor ihr sprang ein schlanker Mann mit blutverschmierter Brust und einem Dolch in der Hand aus einem Eingang und wirbelte sofort wieder herum, um sich einem anderen Mann entgegenzustellen, der ihm folgte. Der zweite war größer und schwerer und blutete an einer Wange. Sie umkreisten einander, die Blicke ineinander verschränkt und die ausgestreckten Klingen blitzend und sich vortastend. Eine kleine Menschenmenge versammelte sich wie aus dem Boden gewachsen, um zuzusehen. Niemand kam angelaufen, aber es ging auch niemand vorbei.
Elayne und Birgitte traten auf eine Seite der Straße, aber sie gingen nicht weiter. Das hätte im Rahad Aufmerksamkeit erregt – das Letzte, was sie wollten. Elayne gelang es, an den beiden Männern vorbei dorthin zu blicken, wo nur vage, verschwommene, schnelle Bewegung erkennbar war, bis sich die Bewegung plötzlich verlangsamte. Sie blinzelte und zwang sich, wieder hinzusehen. Der Mann mit der blutverschmierten Brust stolzierte umher, grinste und fuchtelte mit seiner bluttriefenden Klinge herum. Der größere Mann lag keine zwanzig Schritte entfernt mit dem Gesicht nach unten
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