Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
knöcherner Statur schien er die wenigen Federn, die er vielleicht für sein Haar gefunden hatte, verloren zu haben.
»Warum nicht?«, fragte Nalesean.
»Er trägt keinen Messingring am kleinen Finger«, erwiderte Beslan. »Er gehört nicht zur Gilde.«
»Licht«, sagte Mat. »Darf ein Mann in dieser Stadt nicht einmal betteln, ohne einer Gilde anzugehören?« Vielleicht lag es an seinem Tonfall, dass ihm der Bettler an die Kehle sprang, der plötzlich ein Messer in der schmutzigen Faust hielt.
Ohne nachzudenken ergriff Mat den Arm des Mannes, drehte ihn um und schleuderte ihn wieder in die Menge. Einige Leute fluchten über Mat und einige über den ausgestreckt daliegenden Bettler. Einige wenige warfen dem Burschen eine Münze zu.
Mat sah aus den Augenwinkeln einen zweiten hageren Mann in Lumpen, der versuchte, Birgitte aus dem Weg zu stoßen, um ihn mit einem langen Messer zu erreichen. Es war ein törichter Fehler, die Frau wegen ihres Kostüms zu unterschätzen. Sie zog von irgendwo zwischen den Federn einen Dolch hervor und stach ihn unter den Arm.
»Vorsicht!«, schrie Mat ihr zu, aber es war keine Zeit mehr für Warnungen. Noch während er schrie, zog er einen Dolch aus seinem Mantelärmel und warf ihn seitlich. Die Klinge strich an Birgittes Gesicht vorbei und versank in der Kehle eines weiteren Bettlers, bevor er ihr Stahl zwischen die Rippen stechen konnte.
Plötzlich waren überall Bettler mit Dolchen und mit Eisenspitzen versehenen Knüppeln. Schreie und Rufe ertönten, während Menschen in Masken und Kostümen aus dem Weg zu gelangen versuchten. Nalesean schlitzte einem Mann in seinem Zorn das Gesicht auf, sodass er zurücktaumelte. Beslan traf einen anderen Mann in den Bauch, während seine kostümierten Freunde weitere Angreifer bekämpften.
Mat hatte keine Zeit, mehr wahrzunehmen. Er fand sich Rücken an Rücken mit Birgitte im Angesicht der Feinde wieder. Er konnte Birgitte sich bewegen spüren und hörte ihre unterdrückten Flüche, aber er war sich dessen kaum bewusst. Sie konnte auf sich selbst aufpassen, und als er die beiden Männer vor sich betrachtete, war er sich nicht sicher, ob dasselbe auch für ihn galt. Der ungeschlachte Bursche mit dem zahnlosen, höhnischen Grinsen besaß nur einen Arm und eine runzlige Höhlung, wo sein linkes Auge gewesen war, aber er hielt einen zwei Fuß langen Knüppel mit dornenbesetzten Eisenbändern in der Faust. Sein rattengesichtiger kleiner Begleiter hatte noch beide Augen und mehrere Zähne, und trotz eingesunkener Wangen und Arme, die nur aus Knochen und Sehnen zu bestehen schienen, bewegte er sich wie eine Schlange, leckte sich die Lippen und wechselte einen rostigen Dolch ständig von einer Hand in die andere. Mat zielte mit dem kürzeren Dolch in seiner Hand, der noch immer ausreichend lang war, die lebenswichtigen Organe eines Menschen zu treffen, zuerst auf den einen und dann auf den anderen Mann. Sie bewegten sich unruhig und warteten beide darauf, dass der jeweils andere ihn zuerst angreifen würde.
»Das wird dem Alten Cully nicht gefallen, Spar«, grollte der größere Mann, und Rattengesicht schoss vorwärts, während die rostige Klinge weiterhin blitzend von einer Hand in die andere wechselte.
Er rechnete nicht mit dem Dolch, den Mat plötzlich in der linken Hand hielt und mit dem er dem Mann ins Handgelenk stach. Sein Dolch fiel klappernd auf die Pflastersteine, aber der Bursche warf sich dennoch auf Mat. Als Mats andere Klinge in seine Brust eindrang, schrie er mit geweiteten Augen und schloss die Arme krampfartig um Mat. Das höhnische Grinsen des kahlköpfigen Burschen vertiefte sich, als er seinen Knüppel hob und hinzutrat.
Das Grinsen schwand jedoch, als sich zwei Bettler auf ihn stürzten und wütend auf ihn einstachen.
Mat beobachtete die Szene ungläubig, während er den leblosen Körper des Rattengesichts von sich schob. Die Straße war bis auf die Kämpfenden verlassen, in fünfzig Schritt Umkreis menschenleer, und überall wälzten sich Bettler auf dem Pflaster, von denen zwei oder drei und manchmal sogar vier auf einen einzelnen einstachen oder ihn mit Knüppeln oder Steinen schlugen.
Beslan ergriff Mats Arm. Er hatte Blut im Gesicht, aber er grinste. »Wir sollten gehen und die Gilde der Armen ihre Arbeit erledigen lassen. Es ist nicht ehrenvoll, Bettler zu bekämpfen, und außerdem wird die Gemeinschaft keinen dieser Burschen überleben lassen. Folgt mir.« Nalesean runzelte die Stirn – er hielt es zweifellos
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