Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
eine Weise Frau eine Aes Sedai ansah. Er roch es jetzt nicht, aber niemand konnte solch großen Zorn lange empfinden, ohne zu zerspringen. Das bedeutete nicht, dass dieser Zorn vergangen war, nur dass er sich sehr tief eingeprägt hatte.
Delora schnaubte, ein Geräusch wie reißendes Leinen. »Zuerst sagt Ihr, sie müssten verhätschelt werden, weil Ihr sie braucht, und jetzt sagt Ihr, es wäre nötig, weil sie Aes Sedai sind und Ihr versprochen habt, sie zu beschützen. Was ist die Wahrheit, Perrin Aybara?«
»Beides.« Perrin erwiderte Deloras strengen Blick lange Zeit und sah dann nacheinander auch die anderen an. »Beides ist wahr, und ich meine beides ernst.«
Die Weisen Frauen wechselten Blicke, bei denen jedes Flackern des Lids hundert Worte bedeutete und kein Mann auch nur eines verstehen konnte. Schließlich schienen sie sich, ihre Halsketten und Schultertücher zurechtzupfend, einig zu werden.
»Wir töten keine Lehrlinge, Perrin Aybara«, sagte Nevarin. Sie klang bei dem Gedanken entsetzt. »Als Rand al’Thor uns bat, sie auszubilden, dachte er vielleicht, wir täten es nur zu dem Zweck, dass sie uns gehorchen sollten, aber wir machen keine leeren Versprechungen. Sie sind jetzt Lehrlinge.«
»Und das werden sie bleiben, bis fünf Weise Frauen übereinkommen, dass sie bereit sind, mehr zu werden«, fügte Marline hinzu, während sie ihr langes Haar über eine Schulter schwang. »Und sie werden nicht anders behandelt als alle anderen.«
Edarra nickte über ihrem Weinbecher. »Sagt ihm, was Ihr ihm hinsichtlich Masema Dagar raten wolltet, Seonid Traighan«, befahl sie.
Die kniende Frau hatte sich während Nevarins und Marlines kurzen Ansprachen sichtlich gewunden und ihre Röcke so fest umfasst, dass Perrin dachte, die Seide würde reißen, aber sie verschwendete keine Zeit, Edarras Anweisungen zu entsprechen. »Die Weisen Frauen haben recht, welche Gründe sie auch immer haben. Und ich sage das nicht, weil sie es wollen.« Sie richtete sich erneut auf und bemühte sich angestrengt, ihre Züge zu glätten. Ihre Stimme klang jedoch noch immer leicht zornig. »Ich sah das Werk sogenannter Drachenverschworener, bevor ich Rand al’Thor begegnete. Tod und Zerstörung, ohne jeglichen Nutzen. Selbst ein treuer Hund muss zurechtgewiesen werden, wenn ihm Schaum vor der Schnauze steht.«
»Blut und Asche!«, grollte Perrin. »Wie kann ich Euch nach diesen Worten auch nur noch in Sichtweite des Mannes gelangen lassen? Ihr habt Rand Treue geschworen. Ihr wisst, dass es nicht das ist, was er will! Was ist mit dem ›Tausende werden sterben, wenn Ihr versagt‹?« Licht, wenn Masuri genauso empfand, dann musste er Aes Sedai und Weise Frauen vergebens ertragen! Nein, schlimmer noch. Er würde Masema vor ihnen beschützen müssen!
»Masuri betrachtet Masema ebenso als Fanatiker wie ich«, erwiderte Seonid. Sie hatte ihre Gelassenheit nun vollkommen zurückgewonnen. Sie musterte ihn mit kühlem, unlesbarem Gesicht und roch äußerst wachsam. Aufmerksam. Als brauchte er seine Nase, obwohl ihr Blick doch seinen festhielt, große, dunkle, unergründliche Augen. »Ich habe geschworen, dem Wiedergeborenen Drachen zu dienen, und ich kann ihm jetzt am besten dienen, indem ich dieses Tier von ihm fernhalte. Es ist schon schlimm genug, dass einige Herrscher wissen, dass Masema ihn unterstützt. Aber noch schlimmer wäre, wenn sie ihn den Mann umarmen sehen würden. Und es werden Tausende sterben, wenn Ihr versagt – darin versagt, Masema nahe genug zu kommen, um ihn zu töten.«
Perrin hatte das Gefühl, als drehe sich ihm der Kopf. Wieder ging eine Aes Sedai geschickt mit Worten um und erweckte den Anschein, schwarz zu sagen, wenn sie weiß meinte. Andererseits trugen die Weisen Frauen noch das Ihre dazu bei.
»Masuri Sokawa«, sagte Nevarin ruhig, »glaubt, der wütende Hund könnte gefangen und an die Leine gelegt werden, sodass man ihn sicher führen könnte.« Seonid wirkte einen Moment ebenso überrascht, wie Perrin sich fühlte, aber sie fing sich schnell wieder. Zumindest äußerlich. Sie roch nach Vorsicht, als spüre sie eine Falle, wo sie keine erwartet hatte.
»Außerdem möchte sie Euch an ein Halfter gewöhnen, Perrin Aybara«, fügte Carelle noch beiläufiger hinzu. »Sie glaubt, Ihr müsstet auch gebunden werden, damit Ihr keine Gefahr darstellt.« Nichts in ihrem sommersprossigen Gesicht zeigte, ob sie dem zustimmte.
Edarra hob eine Hand zu Seonid. »Ihr dürft jetzt gehen. Ihr werdet nicht mehr
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