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Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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anderen. Am entgegengesetzten Ende, am weitesten von Egwene entfernt, stand das gestreifte Podest und die Bank für den Amyrlin-Sitz. Wenn sie dort säße, wäre sie Mittelpunkt aller und sich sehr wohl der Tatsache bewusst, dass sie allein achtzehn Schwestern gegenüberstand. Es war gut, dass sie ihre Kleidung noch nicht gewechselt hatte. Alle Sitzenden trugen noch immer ihren Prunk vom See, nur zusätzlich ihre Stola. Eine Rosenknospe. Ruhig.
    Einer der Plätze war unbesetzt, wenn auch nur noch kurze Zeit. Delana lief in dem Moment herbei, als Sheriam ihre Litanei beendet hatte. Die Graue Schwester wirkte atemlos und aufgeregt und nahm unbeholfen ihren Platz zwischen Varilin und Kwamesa ein. Sie lächelte kläglich und spielte nervös mit den Feuertropfen um ihren Hals. Jedermann hätte denken können, sie solle verurteilt werden. Ruhig. Niemand wurde verurteilt. Noch nicht.
    Egwene schritt langsam über die Teppiche, zwischen den beiden Reihen entlang, gefolgt von Sheriam, und Kwamesa erhob sich. Das Licht Saidars schimmerte plötzlich um die dunkle schlanke Frau auf, die jüngste der Sitzenden. Heute Abend würden die Formalitäten nicht vernachlässigt werden. »Was vor den Saal der Burg gebracht wird, geht allein den Saal etwas an«, verkündete Kwamesa. »Wer auch immer ungebeten eindringt, ob Frau oder Mann, ob Eingeweihter oder Außenseiter, ob sie in Frieden oder zornigen Sinnes kommen, ich werde jeden dem Gesetz gemäß verpflichten, sich dem Gesetz zu stellen. Wisset, dass meine Worte wahr sind. Es wird und soll geschehen.«
    Diese Formel war älter als der Eid gegen das Sprechen der Unwahrheit, aus einer Zeit stammend, als fast ebenso viele Amyrlins durch Meuchelmord starben wie durch alle anderen Ursachen zusammengenommen. Egwene schritt weiterhin angemessen voran. Es kostete sie Mühe, ihre Stola nicht zu berühren – zur Erinnerung. Sie versuchte, sich auf die Bank vor ihr zu konzentrieren.
    Kwamesa nahm ihren Platz wieder ein, noch immer vor Macht schimmernd. Dann erhob sich von den Weißen Aledrin, die ebenfalls von Saidar umgeben war. Sie war mit ihrem dunkelblonden Haar und den großen braunen Augen eigentlich recht hübsch, besonders wenn sie lächelte, aber heute Abend hatte jeder Stein mehr Ausstrahlung als sie. »Es gibt jene in Hörweite, die nicht dem Saal angehören«, sagte sie mit kühler, stark vom tarabonischen Akzent gefärbter Stimme. »Was im Saal der Burg besprochen wird, ist nur für den Saal bestimmt, bis der Saal anders entscheidet. Ich werde uns abschirmen. Ich werde unsere Worte nur für uns hörbar versiegeln.« Sie wob einen Schutz, der den ganzen Pavillon einschloss, und setzte sich wieder hin. Bewegung entstand unter den draußen befindlichen Schwestern, die den Saal jetzt vollkommen still erleben mussten.
    Seltsam, dass unter Sitzenden so vieles vom Alter abhing, wenn die Unterscheidung durch das Alter unter den übrigen Aes Sedai doch einem Fluch gleichkam. Konnte Siuan im jeweiligen Alter der Sitzenden ein Muster erkannt haben? Nein. Konzentriere dich. Ruhig und konzentriert.
    Egwene umfasste fest ihren Umhang, stieg auf das bunt gestreifte Podest und wandte sich um. Lelaine war bereits aufgestanden, die mit blauen Fransen versehene Stola über den Arm gelegt, und Romanda erhob sich gerade, ohne auch nur darauf zu warten, dass die Amyrlin sich hinsetzte. Egwene konnte nicht zulassen, dass eine dieser beiden Frauen jetzt das Ruder an sich riss. »Ich möchte dem Saal eine Frage stellen«, verkündete sie mit lauter, fester Stimme. »Wer steht dafür auf, der unrechtmäßigen Machthaberin Elaida do Avriny a’Roihan den Krieg zu erklären?«
    Und dann setzte sie sich hin, warf ihren Umhang zurück und ließ ihn auf die Bank gleiten. Sheriam, die neben ihr auf dem Teppich stand, schien kühl und gefasst, stieß aber einen leisen Laut aus, fast ein Wimmern. Egwene glaubte nicht, dass sonst noch jemand es gehört hatte. Sie hoffte es inbrünstig.
    Es folgte ein kurzer Moment allgemeinen Entsetzens. Frauen erstarrten auf ihren Sitzen und sahen sie erstaunt an. Vielleicht ebenso sehr, weil sie diese Frage gestellt hatte, wie auch wegen der Frage selbst. Niemand stellte dem Saal eine Frage, ohne zuvor die Meinung der Sitzenden ausgelotet zu haben. Das tat man einfach nicht, ebenso sehr aus praktischen Gründen wie aus Tradition.
    Schließlich ergriff Lelaine das Wort. »Wir erklären keinen Einzelpersonen den Krieg«, sagte sie trocken. »Nicht einmal Verrätern wie Elaida. Ich

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