Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
als wollte sie sich jeden Moment übergeben. Takima verzog das Gesicht und betrachtete ihre auf den Knien ruhenden Hände. Saroiya beobachtete die beiden anderen Weißen Sitzenden und zupfte an ihrem Ohr, wie sie es auch tat, wenn sie tief in Gedanken versunken war. Aber niemand sonst machte Anstalten aufzustehen.
Egwene verspürte ebenfalls leichte Übelkeit. Zehn. Nur zehn. Sie war sich so sicher gewesen. Siuan war sich so sicher gewesen. Logain allein hätte genügen sollen, wenn man ihr Unwissen über das betreffende Gesetz in Betracht zog. Pelivars Heer und Arathelles Weigerung zuzugeben, dass sie tatsächlich Sitzende waren, hätte sie anspornen sollen.
»Für die Liebe des Lichts!«, platzte Moira heraus. Sie wandte sich zu Lyrelle und Lelaine um und stemmte die Fäuste in die Hüften. Wenn Janyas Ansprache den Gebräuchen schon zuwider gewesen war, machte dies sie jedoch vollständig zunichte. Zurschaustellungen von Zorn waren im Saal streng verboten, doch Moiras Augen blitzten, und ihr illianischer Akzent troff vor Zorn. »Worauf wartet Ihr? Elaida hat die Stola und den Stab gestohlen! Elaidas Ajah hat Logain zu einem falschen Drachen gemacht, und nur das Licht weiß, wie viele weitere Männer noch! Keine Frau in der Geschichte der Burg hat diese Erklärung jemals mehr verdient! Steht auf oder schweigt von jetzt an über Eure Entschlossenheit , sie abzusetzen!«
Lelaine starrte sie nicht direkt an, aber man hätte ihre Miene so deuten können, dass sie sich von einem Spatz angegriffen fühlte. »Dies ist wohl kaum eine Abstimmung wert, Moira«, sagte sie mit angespannter Stimme. »Wir beide werden uns später über Anstand unterhalten. Dennoch, wenn Ihr eine Darbietung der Entschlossenheit braucht …« Sie stand mit heftigem Schnauben auf und vollführte eine ebenso energische Kopfbewegung, die bewirkte, dass Lyrelle ebenfalls wie an Fäden gezogen aufstand, Lelaine schien überrascht, dass es Faiselle und Takima nicht auch auf die Füße brachte.
Takima, die weit davon entfernt war, sich zu erheben, stieß einen Laut aus, als wäre sie geschlagen worden. Unglaube überzog ihr Gesicht, während sie den Blick über die stehenden Frauen gleiten ließ und sie offensichtlich zählte. Und es dann erneut tat. Takima, die sich an alles beim ersten Mal erinnerte.
Egwene atmete vor Erleichterung tief aus. Es war vollbracht. Sie konnte es kaum glauben. Kurz darauf räusperte sie sich, und Sheriam zuckte tatsächlich zusammen.
Die grünen Augen groß wie Untertassen, räusperte sich auch die Bewahrerin der Chroniken. »Da der kleine Konsens dafür aufgestanden ist, wird Elaida do Avriny a’Roihan hiermit der Krieg erklärt.« Ihre Stimme klang nicht allzu fest, aber es genügte. »Im Interesse der Einigkeit bitte ich, dass alle Sitzenden für den großen Konsens aufstehen.«
Faiselle regte sich unentschlossen und presste die Hände im Schoß zusammen. Saroiya öffnete den Mund und schloß ihn mit besorgter Miene wieder, ohne etwas gesagt zu haben. Niemand sonst regte sich.
»Den werdet Ihr nicht bekommen«, sagte Romanda tonlos. Das Hohnlächeln, mit dem sie Lelaine bedachte, genügte als Feststellung, warum zumindest sie nicht aufstehen würde. »Jetzt, da diese unwichtige Angelegenheit geklärt ist, können wir mit …«
»Ich glaube nicht, dass wir das können«, unterbrach Egwene sie. »Takima, was sagt das Kriegsrecht über den Amyrlin-Sitz?« Romanda blieb mit offenem Mund stehen.
Takima verzog die Lippen. Die kleine Braune erinnerte mehr denn je an einen Vogel, der davonfliegen wollte. »Das Kriegsrecht …«, begann sie, atmete dann tief durch und setzte sich aufrecht hin. »Das Kriegsrecht besagt: ›Wie ein Paar Hände ein Schwert führen muss, so soll der Amyrlin-Sitz den Krieg durch einen Erlass befehlen und durchführen. Sie soll den Rat des Saals der Burg suchen, aber der Saal soll alle ihre Erlasse möglichst rasch ausführen, und sie sollen, um der Einigkeit willen …‹« Sie zögerte und musste sich sichtlich zwingen fortzufahren. »… sie sollen und müssen jeden Erlass des Amyrlin-Sitzes bezüglich der Durchführung des Krieges mit dem großen Konsens billigen.«
Ein langes Schweigen entstand. Aller Augen schienen hervorzutreten. Delana wandte sich jäh um und erbrach sich auf die Teppiche hinter ihrer Bank. Kwamesa und Salita stiegen herab und wollten zu ihr gehen, aber sie winkte sie zurück und zog ein Tuch aus ihrem Ärmel, um sich den Mund abzuwischen. Magla und Saroiya und
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