Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
seinen Satteltaschen etwas geschähe –, aber wenn sie hierbei übereilt handelten, bliebe die Hälfte der Männer zurück und würde vom Feind mit Muße in kleine Stücke zerfetzt. »Nun bewegt Euch! Ihr kämpft für die Kaiserin, möge sie ewig leben!«
Letzteres war die Art Ermutigung, wie man sie frisch ausgehobenen Rekruten mit auf den Weg gab, aber aus einem unbestimmten Grund zuckten die Männer wie geschlagen zusammen. Dann verbeugten sie sich rasch und tief, die Hände auf den Knien, und flogen fast zu ihren Pferden. Seltsam. Jetzt war es an ihm, die seanchanischen Einheiten zu finden. Eine dieser Einheiten würde von jemandem befehligt werden, der über ihm stand, dann könnte er seine Verantwortung abgeben.
Die Sul’dam lag auf den Knien, strich ihrer noch immer schluchzenden Damane übers Haar und sang leise. »Beruhigt sie«, befahl er ihr. Mit größtmöglicher Eile. Er glaubte, eine Spur Angst in Mirajs Blick gesehen zu haben. Was könnte Kennar Miraj Angst einjagen? »Ich denke, wir werden uns im Süden auf Euch Sul’dam verlassen müssen.« Aber warum ließ sie das erbleichen?
Bashere stand am Waldrand und betrachtete durch das Visier seines Helms stirnrunzelnd, was sich ihm darbot. Sein Kastanienbrauner stupste ihn an der Schulter an. Bashere hielt seinen Umhang gegen den Wind fest geschlossen – eher um jede Bewegung zu vermeiden, die Aufmerksamkeit erregen könnte, als wegen der Kälte, obwohl sie ihm eine Gänsehaut verursachte. Damals in Saldaea hätte er es noch als Frühlingsbrise empfunden, aber Monate in den Südlanden hatten ihn verweichlicht. Kurz vor der Mittagszeit schimmerte die Sonne hell zwischen grauen Wolken hindurch, die rasch über den Himmel zogen. Nur weil man eine Schlacht mit der Sonne im Rücken begann, bedeutete das noch nicht, dass man sie auch in Richtung Westen beendete. Vor ihm lag eine weite Wiese, auf der Herden schwarz-weißer Ziegen das braune Gras abfraßen, ganz so, als tobe keine Schlacht um sie herum. Nicht dass hier im Moment Anzeichen davon zu bemerken gewesen wären. Dennoch konnte man zerfetzt werden, wenn man diese Wiese überquerte. Und zwischen den Bäumen, gleichgültig, ob Wald oder Olivenhaine oder Unterholz, sah man den Feind nicht immer zwangsläufig, bevor man auf ihn stieß.
»Wenn wir sie überqueren wollen«, murrte Gueyam, während er sich mit einer Hand über seinen kahlen Schädel rieb, »dann sollten wir es jetzt tun. Bei der Wahrheit des Lichts – wir verschwenden Zeit.« Amondrid schloss geräuschvoll den Mund. Wahrscheinlich hatte der mondgesichtige Cairhiener gerade dasselbe sagen wollen, aber er würde einem Tairener erst dann zustimmen, wenn Pferde auf Bäume kletterten.
Jeordwyn Semaris schnaubte. Der Mann hätte sich einen Bart wachsen lassen sollen, um dieses schmale Kinn zu verbergen. Es ließ seinen Kopf wie die Axt eines Försters aussehen. »Ich sage, wir sollten sie umgehen«, murrte er. »Ich habe genug Männer an diese lichtverfluchten Damane verloren und …« Er brach mit einem unsicheren Blick zu Rochaid ab.
Der junge Asha’man stand allein, den Mund zusammengepresst, und betastete die Drachen-Anstecknadel an seinem Kragen. Seinem Blick nach zu urteilen fragte er sich vielleicht, ob es das wert war. Der Junge wirkte jetzt nicht mehr entschlossen, sondern runzelte nur besorgt die Stirn.
Bashere führte sein Pferd am Zügel auf den Asha’man zu und zog ihn beiseite. Rochaid runzelte die Stirn und folgte der Aufforderung dann widerwillig. Der Mann ragte über Bashere auf, was diesen aber nicht kümmerte.
»Kann ich beim nächsten Mal auf Eure Leute zählen?«, fragte Bashere, wobei er verärgert an seinem Schnurrbart zog. »Keine Verzögerungen mehr?« Rochaid und seine Burschen schienen stets ausweichend zu antworten, wenn sie sich Damane gegenübersahen.
»Ich weiß, was ich tue, Bashere«, knurrte Rochaid. »Töten wir für Euch nicht genug von ihnen? Soweit ich erkennen kann, haben wir es fast geschafft!«
Bashere nickte zögernd, obwohl er mit Letzterem nicht einverstanden war. Es waren fast überall noch viele feindliche Soldaten übrig, wenn man genau hinsah. Aber viele waren auch tot. Er hatte bei seinen Vorstößen berücksichtigt, was er von den Trolloc-Kriegen wusste, als die Kräfte des Lichts selten auch nur annähernd an die Anzahl heranreichten, denen sie jetzt gegenüberstanden. An den Flanken angreifen und fliehen. Von hinten angreifen und fliehen. Angreifen und fliehen, und wenn der Feind
Weitere Kostenlose Bücher