Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
geleiten wird.
Sie fügte mechanisch und wie benommen ›des Lichts‹ hinter ›Triumph‹ ein, aber dann erstarrte ihre Hand. Es könnte noch angehen, al’Thor als den Wiedergeborenen Drachen anzuerkennen, da er es war, und das könnte wiederum dazu führen, dass viele die Gerüchte glaubten, er habe bereits vor ihr niedergekniet, was sich vielleicht als nützlich erweisen würde, aber was das Übrige betraf, konnte sie kaum glauben, dass so viel Unheil in so wenigen Worten enthalten sein konnte.
»Das Licht lasse Gnade walten«, hauchte sie inbrünstig. »Wenn dies verkündet wird, dann wird al’Thor unmöglich davon zu überzeugen sein, dass seine Entführung von uns nicht gutgeheißen war.« Es wäre auch so schon schwer genug, aber sie hatte schon früher erlebt, dass man Menschen davon überzeugen konnte, dass Geschehenes nicht geschehen war, obwohl sie mitten in diesem Geschehen standen. »Und er wird zehnmal wachsamer auf einen weiteren Versuch achten. Alviarin, dies wird bestenfalls einige seiner Gefolgsleute abschrecken. Bestenfalls!« Viele waren wahrscheinlich schon so tief verstrickt, dass sie den Versuch nicht wagen würden, sich zurückzuziehen. Und gewiss nicht, wenn sie glaubten, ihnen drohe bereits die Verbannung! »Ich könnte ebenso gut die Burg mit meinen eigenen Händen anzünden wie dies unterschreiben!«
Alviarin seufzte ungeduldig. »Ihr habt doch Euren Katechismus nicht vergessen? Sagt ihn für mich auf, wie ich es Euch gelehrt habe.«
Elaidas Lippen pressten sich von selbst zusammen. Ein Vergnügen in Abwesenheit der Frau – nicht das größte, aber wahrhaft ein Vergnügen – war es gewesen, nicht gezwungen zu sein, jeden Tag diese widerwärtige Litanei zu wiederholen. »Ich werde tun, was mir befohlen wird«, sagte sie schließlich mit tonloser Stimme. Sie war der Amyrlin-Sitz! »Ich werde die Worte aussprechen, die Ihr mir zu sagen befehlt, und nicht mehr.« Ihre Vorhersage verhieß ihren Triumph, aber beim Licht, möge er bald kommen! »Ich werde unterzeichnen, was Ihr mir zu unterzeichnen befehlt, und nichts sonst. Ich gehorche …« Sie erstickte fast an diesen Worten. »Ich gehorche Eurem Willen.«
»Ihr klingt, als müsstet Ihr an die Wahrhaftigkeit dieser Worte erinnert werden«, sagte Alviarin mit einem weiteren Seufzer. »Ich habe Euch vermutlich zu lange allein gelassen.« Sie tippte mit einem Finger gebieterisch auf das Pergament. »Unterzeichnet.«
Elaida führte die Feder über das Pergament. Sie konnte nicht anders.
Alviarin wartete kaum ab, bis die Federspitze wieder angehoben wurde, bevor sie den Erlass an sich riss. »Ich werde ihn selbst versiegeln«, sagte sie und eilte zur Tür. »Ich hätte das Siegel der Amyrlin nicht dort belassen sollen, wo Ihr es finden konntet. Ich werde später noch mit Euch sprechen. Ich habe Euch zu lange Euch selbst überlassen. Seid hier, wenn ich zurückkomme.«
»Später?«, fragte Elaida. »Wann? Alviarin? Alviarin?«
Die Tür schloss sich hinter der Frau, und Elaida blieb wütend zurück. Hier sein, wenn Alviarin zurückkam! Auf ihre Räume beschränkt wie eine Novizin in der Strafzelle!
Sie spielte eine Zeit lang mit ihrem Schreibkasten, auf dem goldene Falken unter weißen Wolken am blauen Himmel kämpften, konnte sich aber nicht dazu überwinden, ihn zu öffnen. Als Alviarin fort war, hatte sich der Kasten erneut mit wichtigen Briefen und Berichten gefüllt, nicht nur mit den Krumen, die Alviarin ihr sonst zukommen ließ, und doch hätte er nach Rückkehr der Frau ebenso gut wieder leer sein können. Elaida erhob sich und richtete die Rosen in ihren weißen Vasen, die auf weißen Marmorsockeln in jeder Ecke des Raums standen. Blaue Rosen – die seltensten.
Sie erkannte jäh, dass sie einen entzweigebrochenen Rosenstiel in ihrer Hand anstarrte. Ein halbes Dutzend weitere lagen am Boden. Sie stieß einen überraschten Laut aus. Sie hatte sich vorgestellt, dass ihre Hände um Alviarins Kehle lägen. Es war nicht das erste Mal, dass sie daran gedacht hatte, die Frau zu töten, aber Alviarin würde gewiss Vorkehrungen getroffen haben. Es waren zweifellos versiegelte Dokumente, die geöffnet werden sollten, wenn etwas Unvorhergesehenes geschähe, die bei den Schwestern hinterlegt worden waren, an die Elaida als Letzte dächte. Das war ihre eine wirkliche Sorge während Alviarins Abwesenheit gewesen, dass noch jemand glauben könnte, die Frau sei tot, und mit dem Beweis herausrücken würde, der ihr die Stola um ihre
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