Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
anzustellen, was sein kann und was nicht sein kann. Beispielsweise ›wusste‹ vor noch nicht allzu langer Zeit jedermann, dass nur ein von einer Schwester gewobener Schild eine Frau am Lenken der Macht hindern konnte. Dann kommt ein einfaches Kraut, Spaltwurzel – und absolut jedermann kann Euch einen Tee einflößen, der Euch über Stunden der Fähigkeit beraubt, die Macht zu lenken. Das ist vermutlich bei störrischen Wilden und Ähnlichen nützlich, aber eine üble kleine Überraschung für jene, die alles zu wissen glauben. Vielleicht lernt als Nächstes jemand, wieder Ter’angreale zu fertigen.«
Elaida presste die Lippen zusammen. Sie beschäftigte sich nicht mit Unmöglichem, und wenn es in dreitausend Jahren keiner Schwester gelungen war, das Wissen um die Fertigung von Ter’angrealen wiederzuentdecken, würde man es niemals wiederentdecken. Wissen, das ihr durch die Finger rann, wenn sie es festhalten wollte, grämte sie. Trotz all ihrer Bemühungen hatte inzwischen jede letzte Anfängerin in der Burg von der Spaltwurzel erfahren, auch wenn niemandem dieses Wissen letztendlich gefiel. Niemandem gefiel es auch, plötzlich jedermann gegenüber verletzlich zu sein, der von den Kräutern wusste und ein wenig heißes Wasser besaß. Das Wissen war schlimmer als Gift, wie die Sitzenden hier deutlich machten.
Bei der Erwähnung des Krautes zeigten Duharas große dunkle Augen in ihrem kupferfarbenen Gesicht Unbehagen, und sie wirkte starrer als üblich. Sedore schluckte tatsächlich, und ihre Finger verkrampften sich um die Ledermappe, die Elaida ihr gereicht hatte, obwohl die rundgesichtige Gelbe normalerweise kühle Eleganz ausstrahlte. Andaya zitterte! Sie zog wahrhaftig ihre mit grauen Fransen versehene Stola krampfhaft um sich.
Elaida fragte sich, was sie wohl täten, wenn sie erführen, dass die Asha’man das Schnelle Reisen wiederentdeckt hatten. Im Moment waren sie kaum in der Lage, überhaupt von ihnen zu sprechen. Es war ihr zumindest gelungen, dieses Wissen auf eine Handvoll Menschen zu beschränken.
»Ich denke, wir sollten uns lieber mit dem beschäftigen, was unzweifelhaft feststeht«, sagte Andaya bestimmt, nachdem sie sich wieder unter Kontrolle hatte. Ihr hellbraunes Haar, das sie glänzend gebürstet hatte, fiel ihren Rücken hinab, und ihr mit silbernen Schlitzen versehenes blaues Gewand war in andoranischem Stil geschnitten, aber ihre Sprache war noch immer stark tarabonisch gefärbt. Obwohl sie weder klein noch sonderlich schlank war, erinnerte sie Elaida immer irgendwie an einen Spatz, der gerade auf einen Ast hüpfen will. Eine höchst untypische Unterhändlerin, obwohl sie sich einen guten Ruf erworben hatte. Sie lächelte nicht sehr erfreut in die Runde, und auch das erinnerte an einen Spatz. Vielleicht lag es an der Art, wie sie ihren Kopf hielt. »Reine Spekulation, mit der wertvolle Zeit verschwendet wird. Die Welt hängt an einem seidenen Faden, und ich will keine kostbare Zeit damit verlieren, über Logik zu plaudern oder darüber, was jeder Narr und jede Novizin weiß. Hat jemand etwas Nützliches zu sagen?« Sie konnte für einen Spatz recht bissig werden. Velina wurde rot, und Shevans Gesicht verdüsterte sich.
Rubinde betrachtete die Graue mit geschürzten Lippen. Vielleicht sollte es ein Lächeln sein, aber es war nur verzerrt. Die Mayenerin wirkte mit ihrem rabenschwarzen Haar und den Augen wie Saphiren üblicherweise, als wolle sie eine Steinmauer durchschreiten, und so, wie sie jetzt die Fäuste in die Hüften stemmte, schien sie dazu überaus bereit. »Wir haben uns um alles in unserer Macht Stehende gekümmert, Andaya, zumindest um das meiste. Die Aufständischen werden in Murandy vom Schnee aufgehalten, und wir werden ihnen den Winter über so stark zusetzen, dass sie im Frühjahr zurückgekrochen kommen und um Entschuldigung und Buße bitten. Um Tear werden wir uns kümmern, sobald wir herausfinden, wohin der Hochlord Darlin verschwunden ist, und um Cairhien, wenn wir erst Caraline Damodred und Toram Riatin in ihren Verstecken aufgestöbert haben. Al’Thor besitzt im Moment die Krone von Illian, aber auch daran wird gearbeitet. Wenn Ihr also keinen Plan habt, wie man den Mann in die Burg locken oder diese sogenannten › Asha’man ‹ aus der Welt schaffen kann, muss ich mich um die Angelegenheiten meiner Ajah kümmern.«
Andaya richtete sich mit wahrhaft zerzaustem Gefieder auf. Duhara verengte die Augen, denn die Erwähnung von Männern, welche die Macht
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