Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
lenken konnten, erzürnte sie stets. Shevan schnalzte mit der Zunge, als schelte sie unartige Kinder, und Velina runzelte aus einem unbestimmten Grund die Stirn, den ihr gewiss Shevan eingegeben hatte. Es war belustigend, geriet aber außer Kontrolle.
    »Die Angelegenheiten der Ajahs sind wichtig, Töchter.« Elaida hob ihre Stimme nicht an, aber aller Köpfe wandten sich ihr ruckartig zu. Sie legte die Elfenbeinschnitzerei zu ihrer restlichen Sammlung in die große, mit Rosen und goldenen Schneckenornamenten verzierte Schachtel und richtete sorgfältig ihre Schreibmappe und den Schreibkasten aus, sodass die lackierte Schachtel die Reihe vollendete, und als die Frauen vollkommen still waren, fuhr sie fort. »Die Angelegenheiten der Burg sind jedoch wichtiger. Ich vertraue darauf, dass Ihr meine Erlasse umgehend befolgt. Ich bemerke in der Burg zu viel Trägheit. Ich fürchte, Silviana wird sehr beschäftigt sein, wenn die Angelegenheiten nicht bald bereinigt sind.« Sie sprach keine weitere Drohung aus. Sie lächelte nur.
    »Wie Ihr befehlt, Mutter«, murmelten sechs Stimmen nicht so fest, wie die Schwestern es sich vielleicht gewünscht hätten. Selbst Duharas Gesicht war kränklich bleich, als sie ihren Hofknicks vollführte. Zwei Sitzende hatten ihre Plätze eingebüßt, und ein halbes Dutzend hatte zur Buße tagelangen Arbeitsdienst geleistet, was in ihrer Position erniedrigend war und zudem eine Demütigung des Geistes darstellte. Shevan und Sedore konnten sich gewiss nur allzu gut an das Schrubben der Böden und an die Arbeit in den Wäschereien erinnern, aber keine war bisher zur Demütigung des Fleisches zu Silviana geschickt worden. Niemand wollte das. Die Herrin der Novizinnen erhielt jede Woche zwei oder drei Besuche von Schwestern, denen von ihren Ajahs Buße auferlegt worden war oder die selbst eine Buße auf sich genommen hatten – einige Schläge mit dem Riemen, wie schmerzhaft sie auch sein mochten, waren weitaus schneller vergessen, als wenn man einen Monat lang Gartenwege rechen musste –, aber Silviana hatte erheblich weniger Mitleid mit den Schwestern als mit den Novizinnen und Aufgenommenen, die ihr unterstanden. Mehr als eine Schwester musste sich tagelang gefragt haben, ob ein Monat Gartenarbeit nicht doch vorzuziehen gewesen wäre.
    Sie hasteten auf die Türen zu in dem Bestreben, rasch fortzukommen. Ob sie nun Sitzende waren oder nicht – keine von ihnen hätte diese Höhen der Burg betreten, ohne von Elaida gerufen worden zu sein. Elaida betastete ihre gestreifte Stola und lächelte überaus erfreut. Ja, sie war die Herrin in der Weißen Burg, wie es für den Amyrlin-Sitz angemessen war.
    Bevor die Sitzenden die Türen erreichten, öffnete sich die Tür zur Linken, und Alviarin trat ein. Die schmale weiße Stola der Bewahrerin der Chroniken über einem Seidengewand, das Velinas fast schmuddelig erscheinen ließ, war fast nicht zu sehen.
    Elaida spürte, wie ihr Lächeln schief geriet und zu schwinden begann. Alviarin hielt ein Blatt Pergament in einer schlanken Hand. Seltsam, was man zu einem Zeitpunkt wie diesem bemerkte. Die Frau war seit fast zwei Wochen ohne Nachricht aus der Burg verschwunden. Niemand hatte sie auch nur gehen gesehen, und Elaida hatte begonnen, sich erfreuliche Dinge auszumalen, wie beispielsweise Alviarin in einer Schneeverwehung oder von einem Fluss mitgerissen und zwischen Eisschollen treibend.
    Die sechs Sitzenden blieben unsicher stehen, als Alviarin ihnen nicht aus dem Weg ging. Selbst eine Bewahrerin mit Alviarins Einfluss hielt Sitzende nicht auf, obwohl Velina, für gewöhnlich die selbstbewussteste Frau in der Burg, aus einem unbestimmten Grund zusammenzuckte. Alviarin schaute einmal kühl zu Elaida, betrachtete dann die Sitzenden einen Moment und verstand alles.
    »Ich denke, Ihr solltet das mir überlassen«, sagte sie in kühlem Tonfall zu Sedora. »Die Mutter erwägt ihre Erlasse gern sorgfältig, wie Ihr wisst. Dies wäre nicht das erste Mal, dass sie ihre Meinung nach der Unterzeichnung ändert.« Sie streckte eine schlanke Hand aus.
    Sedore, deren Hochmütigkeit selbst unter Gelben bemerkenswert war, zögerte kaum, bevor sie ihr die Ledermappe reichte.
    Elaida knirschte wütend mit den Zähnen. Sedore hasste sie, seit sie fünf Tage lang bis zu den Ellbogen in heißem Wasser gesteckt und Geschirr geschrubbt hatte. Elaida würde beim nächsten Mal etwas noch Unerfreulicheres für sie finden. Vielleicht doch Silviana. Oder die Reinigung der

Weitere Kostenlose Bücher