Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
Somara und Nesair ihr fast gleichkamen. Nesair hielt er für eine Shaido. Er würde sie streng im Auge behalten müssen.
Die Asha’man warteten ebenfalls – Lews Therin murrte in Rands Kopf düster etwas vom Töten –, außer Narishma alle mit dem Drachen und dem Schwert an ihren Kragen. Er befahl Narishma knapp, vor seinen Räumen Wache zu halten, und der Mann salutierte ebenso knapp, seine dunklen, großen Augen sahen wie immer zu viel und blickten leicht anklagend. Rand glaubte nicht, dass die Töchter des Speers ihr Missfallen an Min auslassen würden, aber er wollte das Risiko nicht eingehen. Licht, er hatte Narishma alles über die Fallen gesagt, die er im Stein gewoben hatte, als er den Mann mit dem Auftrag losgeschickt hatte, Callandor zu holen. Der Mann hatte Wahnvorstellungen. Verdammt, es war ein irrsinniges Wagnis gewesen.
Nur Wahnsinnige vertrauen niemals. Lews Therin klang belustigt und selbst ziemlich wahnsinnig. Die Wunden an Rands Seite pochten und schienen in fernem Schmerz miteinander zu schwingen.
»Führt mich zu Cadsuanes Gemächern«, befahl er. Nandera erhob sich anmutig und ging davon, ohne zurückzublicken. Er folgte ihr, und die Übrigen – Dashiva und Flinn, Morr und Hopwil – folgten wiederum ihm. Er gab ihnen unterwegs eilig Anweisungen. Ausgerechnet Flinn wollte protestieren, aber Rand brachte ihn zum Schweigen. Jetzt war keine Zeit zu zaudern. Der ergraute einstige Wächter war der Letzte, von dem Rand dies erwartet hätte. Von Morr oder Hopwil vielleicht. Wenn sie auch nicht mehr wirklich naiv waren, so waren sie doch noch immer sehr jung. Aber Flinn nicht. Nanderas weiche Stiefel verursachten kein Geräusch, doch die Schritte aller anderen hallten von der hohen Kassettendecke wider und trieben jedermann davon, der auch nur einen unbedeutenden Grund zur Furcht hatte. Rands Wunden pochten.
Jedermann im Sonnenpalast kannte den Wiedergeborenen Drachen inzwischen vom Sehen, und sie wussten auch, wer die Männer mit den schwarzen Mänteln waren. Schwarz livrierte Diener verbeugten sich tief und eilten hastig außer Sicht. Die meisten Adligen versuchten beinahe ebenso rasch, Abstand zwischen sich und die fünf Männer zu bringen, welche die Macht lenken konnten, und verschwanden mit geschäftigen Mienen irgendwohin. Ailil sah sie mit unlesbarem Gesichtsausdruck vorübergehen. Anaiyella lächelte natürlich einfältig, aber als Rand zurückschaute, sah sie ihm mit einer Miene nach, die Nanderas in nichts nachstand. Bertome lächelte, während er einen Kratzfuss machte, ein düsteres Lächeln, das weder Freude noch Vergnügen enthielt.
Nandera sprach auch dann nicht, als sie ihr Ziel erreicht hatten, vielmehr deutete sie nur mit einem ihrer Speere auf eine geschlossene Tür, wandte sich auf dem Absatz um und ging den Weg wieder zurück, den sie gekommen waren. Der Car’a’carn ohne eine einzige Tochter des Speers zum Schutz. Glaubten sie, vier Asha’man genügten für seine Sicherheit? Oder war ihr Weggang ein weiteres Zeichen ihres Missfallens?
»Tut, was ich Euch befohlen habe«, sagte Rand.
Dashiva zuckte zusammen, als komme er gerade wieder zu sich, und ergriff dann die Quelle. Die breite, mit vertikalen Linien verzierte Tür schwang bewegt von einem Strang Luft mit einem Knall auf. Die übrigen drei Männer ergriffen Saidin ebenfalls und folgten Dashiva mit grimmigen Mienen in den Raum.
»Der Wiedergeborene Drache«, hallte Dashivas Stimme laut wider, nur leicht durch die Macht verstärkt, »der König von Illian, der Herr des Morgens, kommt, um Cadsuane Melaidhrin zu sehen.«
Rand trat hocherhobenen Hauptes ein. Er erkannte das Gewebe nicht, das Dashiva gewoben hatte, aber die Luft schien vor drohender Gefahr zu summen, ein Gefühl von etwas unerbittlich Herannahendem.
»Ich habe nach Euch geschickt, Cadsuane«, sagte Rand. Er benutzte kein Gewebe, seine Stimme klang hart und auch ohne Hilfe tonlos.
Die Grüne Schwester, an die er sich gut erinnern konnte, saß mit einem Stickrahmen in Händen neben einem kleinen Tisch, und aus einem geöffneten Korb auf diesem Tisch quollen aus einem der vielen Fächer Stränge bunter Fäden. Sie war genauso, wie er sie in Erinnerung hatte: dieses strenge Gesicht, noch betont durch einen eisengrauen, mit kleinen, herabbaumelnden goldenen Fischen und Vögeln, Sternen und Monden geschmückten Knoten, jene dunklen Augen, die in ihrem Gesicht fast schwarz wirkten, die kühlen, besonnenen Augen. Lews Therin wimmerte und floh bei ihrem
Weitere Kostenlose Bücher