Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
hatten auch Männer und Frauen gehört, die zu ihrer eigenen Vollstreckung geführt wurden. Er hielt sich nicht für einen Versager, aber andererseits hatte er auch kaum Erfolge aufzuweisen. Er hatte jedoch Befehle befolgt. Was aber nicht immer genügte.
In dem von ringsum befindlichen, vergoldeten Lampen beleuchteten Kellergeschoss wanderte sein Blick zuerst zu einer hübschen Frau in einem spitzenbesetzten, scharlachroten Seidengewand, deren Haar von einem Spitzennetz bedeckt war. Er wusste nicht, wer diese Lady Shiaine war, aber seine Befehle hatten gelautet, dass er ihr gehorchen sollte. Er verbeugte sich gekonnt mit einem Lächeln. Sie sah ihn nur an, als warte sie darauf, dass er bemerkte, was der Keller noch enthielt.
Er hätte es kaum übersehen können, da in dem Raum außer einigen Fässern nur ein großer, schwerer Tisch stand, der auf sehr seltsame Art gedeckt war. Zwei Ovale waren in die Tischplatte geschnitten worden, und aus einem Oval ragten Kopf und Schultern eines Mannes heraus, dessen Kopf auf die hölzerne Oberfläche zurückgezerrt war und dort mit auf die Tischplatte genagelten Riemen an einem zwischen seine Zähne gerammten Holzklotz festgehalten wurde. Eine auf gleiche Art festgebundene Frau bildete den übrigen Tischschmuck. Unter dem Tisch war zu sehen, dass sie mit an die Knöchel gebundenen Handgelenken knieten. Für jegliche Art Vergnügungen recht gut gesichert. Der Mann wies ein wenig Grau im Haar auf und hatte das Gesicht eines Lords, aber seine tief liegenden Augen rollten wild umher, was wenig überraschte. Das auf dem Tisch ausgebreitete Haar der Frau war dunkel und glänzend, aber ihr Gesicht war für Hanlons Geschmack ein wenig zu länglich.
Plötzlich sah er ihr Gesicht wirklich, und seine Hand zuckte zu seinem Schwert, bevor er es verhindern konnte. Es kostete ihn einige Mühe, den Schwertgriff wieder loszulassen, was er sorgfältig verbarg. Es war das Gesicht einer Aes Sedai, aber eine Aes Sedai, die sich auf diese Art fesseln ließ, war keine Bedrohung.
»Also besitzt Ihr Verstand.« Ihrem Akzent nach zu urteilen, war Shiaine eine Adlige, und sie hatte gewiss etwas Gebieterisches an sich, als sie um den Tisch herumwirbelte und in das festgehaltene Gesicht des Mannes blickte. »Ich habe den Großen Meister Moridin gebeten, mir einen Mann mit Verstand zu schicken. Der arme Jaichim hier besitzt sehr wenig davon.«
Hanlon runzelte die Stirn und glättete sie augenblicklich wieder. Er hatte seine Befehle von Moghedien persönlich erhalten. Wer, beim Krater des Verderbens, war Moridin? Aber es war unwichtig. Seine Befehle kamen von Moghedien, das genügte.
Der ungeschlachte Bursche reichte Shiaine einen Trichter, den sie in ein durch den Holzklotz zwischen Jaichims Zähnen gebohrtes Loch steckte. Die Augen des Mannes standen weit hervor. »Der arme Jaichim hat zutiefst versagt«, bemerkte Shiaine mit einem Lächeln wie das eines Fuchses, der ein Huhn beobachtet. »Moridin wünscht, dass er bestraft wird. Der arme Jaichim mag seinen Branntwein.«
Sie trat zurück, jedoch nur so weit, dass sie alles deutlich sehen konnte, und Hanlon zuckte zusammen, als der ungeschlachte Mann mit einem der Fässer zum Tisch trat. Hanlon glaubte nicht, dass er das Fass ohne Hilfe hätte anheben können, aber der große Bursche neigte es mühelos. Der festgebundene Mann schrie einmal auf, und dann ergoss sich ein Strom einer dunklen Flüssigkeit aus dem Fass in den Trichter und verwandelte seinen Schrei in ein Gurgeln. Der herbe Geruch des Branntweins erfüllte die Luft. Der Mann kämpfte trotz seiner Fesseln, schlug um sich und schaffte es sogar, den Tisch seitlich anzuheben, aber der Branntwein floss weiterhin. Luftblasen stiegen in dem Trichter auf, als er zu schreien versuchte, aber der beständige Strom hörte nicht auf. Und dann erlahmte der Widerstand des Mannes und endete schließlich. Weite, glasige Augen starrten zur Decke, und Branntwein rann aus seiner Nase. Der große Bursche hörte noch immer nicht auf, bis die letzten Tropfen aus dem leeren Fass liefen.
»Ich glaube, der arme Jaichim hat letztendlich genug Branntwein gehabt.« Shiaine lachte erfreut.
Hanlon nickte. Vermutlich hatte sie recht. Er fragte sich, wer er gewesen war.
Shiaine war noch nicht ganz fertig. Auf eine Geste von ihr riss der ungeschlachte Mann einen der Riemen vom Nagel, welche den Knebel der Aes Sedai hielten. Hanlon dachte, der Knebel hätte vielleicht einige Zähne in ihrem Mund gelockert, aber wenn dem so
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