Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
Nynaeve am Fleck hin, als wären ihre Beine geschmolzen, saß da und strich über das mit den Ringen verbundene Armband, starrte es an und keuchte. Schweiß lief ihr über das Gesicht. »Ich fühle mich wie ein Küchensieb, durch das gerade alle Milch hindurchgegossen wurde«, murmelte sie. So viel Macht in sich zu bergen forderte seinen Preis, selbst wenn man nichts tat, selbst mit einem Angreal .
Talaan schwankte, ein Schilfrohr im Wind, warf ihrer Mutter verstohlene Blicke zu und fürchtete sich eindeutig davor, sich hinzusetzen. Aviendha stand aufrecht da, und ihr starrer Gesichtsausdruck verriet, dass Willenskraft genauso viel damit zu tun hatte wie alles andere. Sie lächelte jedoch zaghaft und vollführte eine Geste in der Zeichensprache der Töchter des Speers – den Preis wert – und dann unmittelbar danach eine weitere – mehr. Mehr als den Preis wert. Alle wirkten erschöpft, wenn auch am meisten diejenigen, die Angreale benutzt hatten. Die Schale der Winde kam schließlich zum Stillstand, eben wie eine breite Schale aus klarem Kristall, aber jetzt mit hoch aufragenden Wogen verziert. Saidar schien jedoch noch immer vorhanden zu sein, von niemandem gelenkt und nicht anders sichtbar als in schwach aufflammenden Blitzen wie jene, die gegen Ende am Rand der Schale aufgeflammt waren.
Nynaeve hob den Kopf, blickte grollend in den wolkenlosen Himmel und senkte den Blick dann zu Caire. »Und wofür das alles? Haben wir etwas bewirkt oder nicht?« Eine leichte Brise regte sich auf dem Hügelkamm, warm wie Küchenluft.
Die Windsucherin erhob sich mühsam. »Meint Ihr, das Weben der Winde geschähe so schnell, wie man einem Pfeilschützen den Helm überstülpt?«, fragte sie verächtlich. »Ich habe gerade mit einem Hebel von der Breite der Welt das Ruder an einem Boot bewegt! Es wird Zeit brauchen, bis es umkehrt, Zeit zu erkennen, dass es umkehren soll . Dass es umkehren muss . Aber wenn es dies tut, wird nicht einmal der Vater der Stürme selbst ihm in den Weg treten können. Ich habe es getan, Aes Sedai, und die Schale der Winde gehört uns!«
Renaile trat in den Kreis und kniete sich neben die Schale. Vorsichtig wickelte sie die Schale wieder in die weiße Seide. »Ich werde sie der Herrin der Schiffe bringen«, sagte sie zu Nynaeve. »Wir haben unseren Teil des Vertrags eingehalten, jetzt müsst Ihr Aes Sedai den restlichen Vertrag erfüllen.« Merilille stieß einen Laut aus, aber als Elayne sie ansah, schien die Graue ein Vorbild an Gelassenheit.
»Vielleicht habt Ihr Euren Teil erfüllt«, sagte Nynaeve und erhob sich schwankend. »Vielleicht. Das werden wir sehen, wenn dieses … dieses Boot , das Ihr erwähntet, umkehrt. Wenn es umkehrt!« Renaile sah sie über die Schale hinweg hart an, aber Nynaeve beachtete sie nicht. »Seltsam«, murmelte sie und rieb sich die Schläfen. Das mit den Ringen verbundene Armband verfing sich in ihren Haaren, und sie zog eine Grimasse. »Ich kann fast ein Echo Saidars spüren. Es muss dieses Ding sein!«
»Nein«, sagte Elayne zögernd. »Ich kann es ebenfalls spüren.« Nicht lediglich das schwach wahrnehmbare Knistern in der Luft und nicht wirklich ein Echo. Mehr der Schatten eines Echos, so schwach, als spüre sie, dass jemand Saidar benutzte … Sie wandte sich um. Am Horizont im Süden blitzte es, Dutzende leuchtend silberblauer Blitze vor dem Nachmittagshimmel. Ganz in der Nähe von Ebou Dar.
»Ein Sturmregen?«, fragte Sareitha eifrig. »Das Wetter muss sich bereits umgekehrt haben.« Aber es waren keine Wolken am Himmel zu sehen, selbst dort nicht, wo die Blitze herniederprasselten. Sareitha war nicht stark genug in der Macht, um spüren zu können, wenn auf diese Entfernung Saidar gelenkt wurde.
Elayne erschauderte. Sie war nicht stark genug. Es sei denn, jemand lenkte so viel Saidar , wie sie es auf diesem Hügelkamm getan hatten. Fünfzig oder sogar einhundert Aes Sedai, die alle gleichzeitig die Macht lenkten. Oder … »Keiner der Verlorenen«, murmelte sie. Jemand hinter ihr stöhnte.
»Einer allein könnte das nicht vollbringen«, stimmte Nynaeve ihr leise zu. »Vielleicht haben sie uns nicht so empfunden wie wir sie, aber sie werden es gesehen haben, wenn sie nicht alle blind sind. Das Licht verdamme unser Glück!« Auch wenn sie leise sprach – sie war beunruhigt. Sie rügte Elayne häufig für solche Ausdrucksweisen. »Nimm alle, die nach Andor gehen werden, mit dir, Elayne. Ich werde … ich werde euch dort treffen. Mat ist in der Stadt. Ich
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