Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
starrte ihn an, und die anderen beiden Frauen erstarrten in der Bewegung. Tallanvor ergriff plötzlich erneut sein Schwert, und Balwer stellte sich auf Zehenspitzen und spähte über sein Bündel hinweg, den Kopf einmal hierhin und einmal dorthin geneigt. Vielleicht nicht wie ein Wolf, sondern eher wie ein Vogel, der sich vor Katzen in Acht nimmt. Der untersetzte Mann, Basel Gill, ließ seine Habe fallen und schrak zusammen.
»Warum, Perrin?«, stotterte er und riss sich den Strohhut vom Kopf. Der Schweiß hinterließ Spuren im Staub auf seinen Wangen. Er beugte sich herab, um sein Bündel aufzuheben, überlegte es sich dann aber anders und richtete sich erneut hastig auf. »Ich meine, Lord Perrin, ich … ehm … ich dachte, Ihr wärt es, aber … aber als sie Euch Lord nannten, war ich mir nicht mehr sicher, ob Ihr einen alten Wirt noch kennen wolltet.« Er rieb sich mit einem Taschentuch über seinen fast kahlen Kopf und lachte nervös. »Natürlich werde ich mit Euch sprechen. Das Waschen kann noch eine Weile warten.«
»Hallo, Perrin«, sagte ein ungeschlachter Mann. Lamgwin Dorn wirkte wegen seiner schweren Lider trotz der Muskeln und der Narben auf Gesicht und Händen träge. »Meister Gill und ich haben davon gehört, dass der junge Rand der Wiedergeborene Drache ist. Wir hätten uns denken können, dass Ihr auch auftaucht. Perrin Aybara ist ein guter Mann, Frau Maighdin. Ich denke, Ihr könnt ihm alles anvertrauen, was Ihr wollt.« Er war nicht träge, und er war auch nicht dumm.
Aram machte eine ungeduldige Kopfbewegung, und Lamgwin und die beiden anderen folgten ihm, aber Tallanvor und Balwer ließen sich Zeit und warfen Perrin und Meister Gill verwunderte Blicke zu. Besorgte Blicke. Und den Frauen. Faile drängte sie ebenfalls vorwärts, wenn sie Perrin, Meister Gill und den Aram folgenden Männern auch viele rasche Blicke zuwarfen. Plötzlich waren sie nicht mehr so erfreut darüber, getrennt zu werden.
Meister Gill wischte sich über die Stirn und lächelte unbehaglich. Licht, warum roch er ängstlich? fragte sich Perrin. Aus Angst vor ihm? Vor einem an den Wiedergeborenen Drachen gebundenen Mann, der sich Lord nannte und ein Heer anführte, wie klein auch immer es war, und somit den Propheten bedrohte? Man könnte auch noch das Knebeln von Aes Sedai erwähnen. Dafür würde er auf die eine oder andere Art verantwortlich gemacht werden. Nein, dachte Perrin, daran ist nichts, was jemanden ängstigen könnte. Wahrscheinlich hatten diese Menschen Angst, dass er sie alle töten könnte.
In dem Versuch, Meister Gill zu beruhigen, führte er den Mann zu einer hundert Schritt von dem rot-weißen Zelt entfernten Eiche. Die meisten der großen Blätter des Baumes waren abgefallen, und die Hälfte des verbliebenen Laubs war braun, aber tief herabhängende Zweige spendeten ein wenig Schatten, und einige der knorrigen Wurzeln ragten so weit über die Erde, um als Bänke dienen zu können. Perrin hatte eine davon bereits benutzt und Däumchen gedreht, während das Lager errichtet wurde. Wann immer er etwas Nützliches zu tun versuchte, entrissen es ihm stets zehn Hände.
Basel Gill war jedoch nicht beruhigt, wie bemüht sich Perrin auch nach dem Wohlergehen der Königin und seinem Gasthaus in Caemlyn erkundigte oder seinen eigenen Besuch dort in Erinnerung rief. Andererseits erinnerte sich Gill vielleicht daran, dass sein Besuch durch Aes Sedai und Gerede vom Dunklen König und einer nächtlichen Flucht nichts Beruhigendes gehabt hatte. Meister Gill schritt besorgt hin und her, presste das Bündel an seine Brust, wechselte es von einem Arm in den anderen und antwortete nur sehr einsilbig, während er zwischendurch seine Lippen benetzte.
»Meister Gill«, sagte Perrin schließlich, »nennt mich nicht immer Lord Perrin. Es ist kompliziert, aber ich bin kein Lord. Das wisst Ihr.«
»Natürlich«, erwiderte der rundliche Mann, der sich schließlich auf einer der Eichenwurzeln niederließ. Er schien sein Bündel nicht gern abzulegen und zog die Hände nur zögernd davon zurück. »Wie Ihr meint, Lord Perrin. Ehm, Rand … der Lord Drache … er will die Lady Elayne wirklich auf den Thron bringen? Natürlich möchte ich Eure Worte nicht anzweifeln«, fügte er eilig hinzu. Er nahm seinen Hut ab und begann erneut, sich über die Stirn zu wischen. Er schien selbst für einen solch rundlichen Mann doppelt so stark zu schwitzen, wie es die Hitze gerechtfertigt hätte. »Gewiss wird der Lord Drache genau das tun, was
Weitere Kostenlose Bücher