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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Geringschätzung, Kurin mit tiefer Verachtung, die sie für alle Landbewohner empfand. Die Frau mit dem harten Blick zeigte kein spöttisches Grinsen, eigentlich war ihr Gesicht sogar ausdruckslos, aber man musste nicht lange mit ihr zusammen sein, um ihre Ansichten zu spüren. Allein Rainyn zeigte eine winzige Spur Mitgefühl, ein kleines, trauriges Lächeln.
    Zaida begegnete Nynaeves Blick gleichmütig. Sie hatten etwa dieselbe Größe. »Du hältst sie so fest du kannst, Schülerin?«
    Talaan verbeugte sich tief und berührte Stirn, Lippen und Herz. »Wie Ihr befohlen habt, Herrin der Wogen.« Es war fast schon ein Flüstern.
    »Was hat das zu bedeuten?«, verlangte Nynaeve zu wissen. »Lasst mich los! Vielleicht könnt ihr Merilille auf diese Weise ungestraft behandeln, aber wenn ihr auch nur einen Augenblick lang glaubt …!«
    »Ihr behauptet, diese Abschirmung sei unmöglich zu durchbrechen, es sei denn, man ist viel stärker«, unterbrach Zaida sie. Ihr Tonfall war nicht grob, aber sie wollte gehört werden und nicht zuhören. »Wenn es das Licht will, werden wir erfahren, ob Ihr uns die Wahrheit gesagt habt. Es ist allseits bekannt, dass die Aes Sedai die Wahrheit wie einen Strudel kreiseln lassen. Windsucherinnen, ihr bildet einen Zirkel. Kurin, Ihr werdet sie anführen. Sollte es ihr gelingen, sich zu befreien, sorgt dafür, dass sie keinen Schaden anrichtet. Als Ansporn … Schülerin, mach dich bereit, sie auf den Kopf zu stellen, wenn ich bis fünf gezählt habe. Eins.«
    Das Licht Saidars hüllte die Windsucherinnen ein, als sie ihre Kräfte miteinander verknüpften. Kurin stand mit gespreizten Beinen und in die Hüften gestemmten Händen da, als würde sie auf einem Deck das Gleichgewicht halten. Ihre Ausdruckslosigkeit schien zu vermitteln, dass sie bereits fest davon überzeugt war, Ausflüchte, wenn nicht sogar eine glatte Lüge aufzudecken. Talaan holte tief Luft und stand wenigstens dieses eine Mal hoch aufgerichtet da. Sie blinzelte nicht einmal, während sie den Blick aufmerksam auf Zaida gerichtet hielt.
    Nynaeve blinzelte. Nein! Das konnten sie ihr doch nicht antun! Nicht schon wieder! »Ich sage euch«, sagte sie viel ruhiger, als sie sich fühlte, »dass ich die Abschirmung unmöglich durchbrechen kann. Talaan ist zu stark.«
    »Zwei«, sagte Zaida, verschränkte die Arme unter den Brüsten und starrte Nynaeve an, als könnte sie die Gewebe tatsächlich sehen.
    Nynaeve drückte zögernd gegen die Abschirmung. Sie hätte gleichermaßen gegen eine Mauer drücken können, die hätte genauso wenig nachgegeben. »Hört mir zu, Zai… äh … Herrin der Wogen.« Es war sicher nicht klug, sich die Frau noch mehr zur Feindin zu machen. Sie nahmen es mit der richtigen Anrede pedantisch genau. Sie nahmen viel zu viele Dinge pedantisch genau. »Ich bin sicher, Merilille hat Euch das mit der Abschirmung erklärt. Sie hat die Drei Eide geschworen. Sie kann nicht lügen.« Vielleicht hatte Egwene doch recht mit dem Eidstab.
    Zaidas Blick blieb hart, sie verzog keine Miene. »Drei.«
    »Hört mir zu«, sagte Nynaeve, und es war ihr egal, wenn sie leicht verzweifelt klang. Vielleicht sogar mehr als nur leicht. Sie stemmte sich stärker gegen die Abschirmung, dann stieß sie so hart dagegen, wie sie konnte. Sie hätte genauso gut mit dem Kopf gegen einen Felsen anrennen können. Instinktiv, wenn auch vergeblich kämpfte sie gegen die Fesseln aus Luft an, die sie hielten, die Fransen der Stola tanzten auf und ab. Die Chancen, aus den Fesseln auszubrechen, waren genauso groß, wie die Abschirmung durchbrechen zu können, aber sie kam nicht dagegen an. Nicht noch einmal! Das konnte sie nicht ertragen! »Ihr müsst mir zuhören!«
    »Vier.«
    Nein! Nein! Nicht noch einmal! Verzweifelt kratzte sie an der Abschirmung. Sie mochte so hart wie Stein sein, aber sie fühlte sich mehr wie Glas an, war glatt und schlüpfrig. Nynaeve konnte dahinter die Quelle spüren, sie beinahe sehen, so wie man aus den Augenwinkeln Licht und Wärme sehen konnte. Voller Verzweiflung tastete sie keuchend die glatte Fläche ab. Sie wies einen Rand auf, so wie ihn ein Kreis hatte, der gleichzeitig klein genug war, um in den Händen gehalten zu werden, und groß genug, um die Welt zu bedecken. Aber als sie versuchte, an diesem Rand vorbeizuschlüpfen, fand sie sich sofort in der Mitte des glatten, harten Kreises wieder. Das war sinnlos. Das alles hatte sie schon vor langer Zeit gelernt, hatte es ausprobiert. Ihr Herz pochte heftig genug,

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