Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
aus Gefühlen und Sinnesempfindungen nicht länger so war wie zuvor. Nun hatte es etwas … Animalisches an sich … so wie ein Buschfeuer, das durch einen zundertrockenen Wald tobte. Was konnte …? Licht! Sie taumelte und konnte gerade noch verhindern, dass sie stolperte. Hätte sie gewusst, dass er diese Feuersbrunst, diesen rasenden Hunger in sich trug, hätte sie Angst gehabt, von ihm berührt zu werden! Andererseits … Das Wissen, der auslösende Funke für ein solches Inferno zu sein, wäre nett gewesen. Sie konnte kaum erwarten auszuprobieren, ob sie das gleiche Ergebnis verursachen konnte wie … Sie stolperte wieder und diesmal musste sie sich auf eine verzierte Holztruhe aufstützen. Oh, Licht! Elayne! Ihr Gesicht fühlte sich wie ein Ofen an. Das war ja so, als würde man heimlich durch die Bettvorhänge spähen!
Schnell versuchte sie, den Trick durchzuführen, von dem Elayne ihr erzählt hatte, und stellte sich vor, diese Kugel aus Gefühlen in einem Taschentuch zu verknoten. Nichts geschah. Völlig außer sich unternahm sie den nächsten Versuch, aber das tobende Feuer war noch immer da! Sie musste aufhören, es sich anzusehen, aufhören, es zu fühlen. Egal, worauf sie sich konzentrierte, solange sie nur die Aufmerksamkeit auf etwas anderes richtete! Egal was! Vielleicht, wenn sie redete.
»Sie hätte diesen Herzblatt-Tee trinken sollen«, plapperte sie drauflos. Sie verriet das, was sie sah, immer nur jenen, die darin verwickelt waren, und dann auch nur, wenn sie es hören wollten, aber sie musste etwas sagen. »Sie wird davon schwanger werden. Zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen, beide stark und gesund.«
»Sie will seine Babys«, murmelte die Aiel-Frau. Ihre grünen Augen starrten stur geradeaus; sie biss die Zähne zusammen, ihre Stirn war schweißbedeckt. »Ich werde diesen Tee nicht trinken, falls ich …« Sie schüttelte sich und warf Min über die Breite des Korridors einen finsteren Blick zu. »Meine Schwester und die Weisen Frauen haben mir von dir berichtet. Siehst du bei Menschen wirklich Dinge, die dann wahr werden?«
»Manchmal sehe ich Dinge, und wenn ich verstehe, was sie bedeuten, dann geschehen sie auch«, sagte Min. Ihre Stimmen hallten durch den Korridor, weil sie laut sprachen, damit die andere sie auch hören konnte. In Rot und Weiß gekleidete Diener drehten sich um und starrten sie an. Min ging zurück in die Mitte des Korridors. Sie würde der Frau auf halbem Weg entgegenkommen, aber auf keinen Fall mehr. Einen Augenblick später gesellte sich Aviendha zu ihr.
Min dachte darüber nach, ob sie ihr verraten sollte, was sie gesehen hatte, als sie alle zusammen gewesen waren. Auch Aviendha würde von Rand Kinder bekommen. Vier auf einmal! Allerdings war etwas seltsam daran. Die Babys würden gesund sein, trotzdem würde etwas an ihnen merkwürdig sein. Oftmals wollten die Leute nichts von ihrer Zukunft wissen, selbst wenn sie sagten, dass sie es wollten. Sie wünschte, jemand könnte ihr sagen, ob sie auch …
Aviendha ging schweigend neben ihr her, wischte sich mit den Fingern Schweiß von ihrem Gesicht und schluckte schwer. Min musste ebenfalls schlucken. Alles, was Rand fühlte, befand sich in dieser Kugel. Alles!
»Bei dir hat der Trick mit dem Taschentuch also auch nicht funktioniert?«, sagte sie heiser.
Aviendha blinzelte, ihr Gesicht nahm eine scharlachrote Färbung an. Einen Augenblick später sagte sie: »So ist es besser. Danke. Ich … Mit ihm in meinem Kopf habe ich es vergessen.« Sie runzelte die Stirn. »Bei dir hat es nicht funktioniert?«
Min schüttelte elend den Kopf. Das war schamlos! »Aber es hilft, wenn ich rede.« Wenn diese seltsame Sache auch nur die leiseste Chance auf einen Erfolg haben sollte, dann musste sie irgendwie mit dieser Frau Freundschaft schließen. »Was ich gesagt habe, tut mir leid. Ich meine das mit dem Toh . Ich weiß ein wenig über eure Bräuche Bescheid. Dieser Mann hat etwas an sich, das mich einfach vorlaut macht. Ich kann meine Zunge nicht im Zaum halten. Aber glaube ja nicht, ich würde zulassen, dass du mich schlägst oder an mir herumschnitzt. Vielleicht habe ich Toh , aber wir werden einen anderen Weg finden müssen. Ich könnte ja dein Pferd striegeln, wenn wir Zeit haben.«
»Du bist so stolz wie meine Schwester«, murmelte Aviendha stirnrunzelnd. Was wollte sie denn damit sagen? »Außerdem hast du Sinn für Humor.« Sie schien mit sich selbst zu sprechen. »Du hast dich wegen Rand und Elayne nicht zur
Weitere Kostenlose Bücher