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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sind. Diese Reiher auf deinen Händen; du spürst noch immer, wie sie sich dir eingebrannt haben. Diese Dinger auf deinen Armen schmerzen! Und deine Seite! Warum weinst du nicht, Rand? Warum weinst du nicht?«
    »Er ist der Car’a’carn «, sagte Aviendha lachend. »So stark wie das Dreifache Land!« Der Stolz stand ihr ins Gesicht geschrieben – oh, sie war so stolz –, aber noch während sie lachte, rannen ihr Tränen über die von der Sonne verbrannten Wangen. »Die Adern aus Gold. Oh, die Adern aus Gold. Du liebst mich, Rand.«
    Elayne starrte ihn einfach nur an, fühlte ihn in ihrem Kopf. Die Schmerzen der Wunden und Verletzungen, die er tatsächlich vergessen hatte. Die Anspannung und der Unglaube; das Staunen. Aber seine Gefühle waren zu unnachgiebig, wie ein erstarrender Bernsteintropfen, fast schon wie ein Stein. Doch sie wurden von goldenen Adern durchzogen, die pulsierten und aufglühten, wenn er Min ansah. Oder Aviendha. Oder sie. Er liebte sie tatsächlich. Er liebte sie alle drei. Und darüber hätte Elayne am liebsten vor Freude gelacht. Andere Frauen würden ihre Zweifel haben, aber sie würde immer wissen, dass seine Liebe wahrhaftig war.
    »Möge das Licht geben, dass ihr wisst, was ihr getan habt«, sagte er leise. »Möge das Licht geben, dass ihr nicht …« Der Bernstein wurde noch etwas härter. Er war davon überzeugt, dass sie verletzt werden würden, und er stählte sich bereits dagegen. »Ich … ich muss jetzt gehen. Wenigstens weiß ich nun, dass es euch allen gut geht; ich muss mir wegen euch keine Sorgen machen.« Plötzlich grinste er; beinahe hätte er jungenhaft ausgesehen, wenn das Grinsen seine Augen erreicht hätte. »Nynaeve wird schon glauben, ich hätte mich verdrückt, ohne noch einmal bei ihr vorbeizuschauen. Nicht, dass sie ein bisschen Aufregung nicht verdient hätte.«
    »Rand, da ist noch etwas«, sagte Elayne und hielt inne, um zu schlucken. Licht, und sie hatte gedacht, dass das der leichte Teil werden würde.
    »Ich schätze, Aviendha und ich sollten uns miteinander unterhalten, solange wir Gelegenheit haben«, sagte Min hastig und sprang vom Tisch. »An irgendeinem Ort, wo wir ungestört sind. Wenn ihr uns entschuldigt?«
    Aviendha erhob sich anmutig vom Teppich und glättete die Röcke. »Ja. Min Farshaw und ich müssen mehr übereinander erfahren.« Sie warf Min einen zweifelnden Blick zu und richtete das Schultertuch, aber sie gingen mit untergehakten Armen.
    Rand sah ihnen misstrauisch nach, als wüsste er, dass ihr Gehen Teil eines Plans war. Ein in die Ecke getriebener Wolf. Aber diese goldenen Adern leuchteten in ihrem Verstand.
    »Da gibt es etwas, das sie von dir bekommen haben und ich noch nicht«, begann Elayne und verschluckte sich, während das aufsteigende Blut ihre Wangen beinahe verbrannte. Blut und Asche! Wie machten andere Frauen das bloß? Sorgfältig musterte sie das Bündel aus Gefühlen in ihrem Inneren, das ihn darstellte, und das Bündel, das Birgitte war. Noch immer keine Veränderung bei dem zweiten. Sie stellte sich vor, es in ein Taschentuch einzuwickeln, welches sie fest zusammenknotete, und Birgitte war verschwunden. Nur noch Rand war da. Und die leuchtenden goldenen Adern. In ihrem Bauch schlugen Schmetterlinge mit der Größe von Wolfshunden heftig mit den Flügeln. Sie schluckte schwer und holte tief Luft. »Du wirst mir bei den Knöpfen helfen müssen«, sagte sie unsicher. »Ich kann dieses Gewand nicht allein ausziehen.«
    Als Min mit der Aiel-Frau in den Korridor hinaustrat, nahmen die beiden Gardistinnen Haltung an, aber nachdem Min die Tür wieder geschlossen hatte und ihnen klar wurde, dass sonst niemand mehr den Raum verließ, kam Bewegung in sie.
    »Sie kann doch unmöglich so einen schlechten Geschmack haben«, murmelte die Stämmige mit dem müden Blick kaum verständlich; ihre Fäuste schlossen sich fester um die lange Keule. Min glaubte nicht, dass das jemand hatte hören sollen.
    »Zu viel Mut und viel zu viel Naivität«, knurrte die Schlanke, die etwas von einem Mann an sich hatte. »Davor hat uns der Generalhauptmann gewarnt.« Sie legte die Hand in dem schweren Panzerhandschuh auf den Löwenkopfknauf.
    »Wenn Ihr jetzt da hineingeht, wird sie Euch vermutlich die Haut abziehen«, sagte Min vergnügt. »Habt Ihr sie je wütend erlebt? Sie könnte einen Bären zum Weinen bringen!«
    Aviendha löste sich von Min und trat einen Schritt zur Seite. Allerdings war ihr finsterer Blick auf die Gardistin gerichtet.

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