Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
gelingen, sie wieder zu vertreiben. Falls die Gerüchte stimmen, wird sich Rand um sie kümmern.« Wieder rasten die wirbelnden Farben durch seinen Verstand und unterdrückten dabei einen Augenblick lang beinahe den Lärm der Würfel. »Ihr habt diesen verdammten Eid geschworen, auf die Wiederkehr zu warten; wir alle haben das.« Eine Weigerung hätte bedeutet, in Ketten gelegt zu werden und auf den Docks arbeiten oder die Abwasserkanäle des Rahads säubern zu müssen. Was es seiner Meinung nach zu keinem richtigen Eid machte. »Wartet auf Rand.« Die Farben blühten wieder auf und verschwanden. Blut und Asche! Er musste einfach aufhören, an … an bestimmte Leute zu denken. Erneut wirbelten sie durcheinander. »Mit etwas Geduld könnte sich noch alles zum Guten wenden.«
»Mat, Ihr versteht nicht«, sagte Beslan wild. »Mutter sitzt noch immer auf dem Thron und Suroth behauptet, sie würde ganz Altara beherrschen, nicht nur das Gebiet, das wir um Ebou Dar herum halten, und vielleicht sogar noch mehr, aber Mutter musste das Gesicht in den Staub legen und einer Frau auf der anderen Seite des Aryth-Meeres die Lehnstreue schwören. Suroth sagt, ich sollte eine Angehörige ihres Blutes heiraten und die Seiten meines Kopfes rasieren und Mutter hört ihr zu. Suroth mag ja so tun, als wären sie Gleichgestellte, aber sie muss zuhören , wenn die Hochlady spricht. Ganz egal, was Suroth sagt, Ebou Dar gehört uns nicht mehr, und der Rest auch nicht. Vielleicht ist es aussichtslos, sie mit Waffengewalt zu vertreiben, aber wir können dafür sorgen, dass das Land ihnen solche Probleme bereitet, dass sie es nicht länger halten können. Die Weißmäntel mussten das herausfinden. Fragt sie doch, was ›Altaranischer Mittag‹ für sie bedeutet.«
Das konnte sich Mat denken, ohne jemanden fragen zu müssen. Er biss sich auf die Zunge, um ihn nicht darauf hinzuweisen, dass sich mehr seanchanische Soldaten in Ebou Dar aufhielten als während des Weißmantel-Krieges Weißmäntel in ganz Altara. Eine Straße voller Seanchaner war nicht der richtige Ort für eine lose Zunge, selbst wenn die meisten Bauern und Handwerker zu sein schienen. »Ich verstehe, dass Ihr Euren Kopf auf einem Spieß enden sehen wollt«, sagte er leise. So leise wie er konnte, um in diesem Getöse aus Stimmen und Viehgeblöke und Gänsegeschnatter noch verstanden zu werden. »Ihr wisst über ihre Lauscher Bescheid. Der Bursche da drüben, der wie ein Stallknecht aussieht, könnte einer sein, oder diese dürre Frau da mit dem Bündel auf dem Rücken.«
Beslan starrte die beiden, auf die Mat ihn hingewiesen hatte, so finster an, dass sie, falls sie Lauscher waren, ihn vermutlich allein schon deswegen melden würden. »Vielleicht werdet Ihr es anders sehen, wenn sie Andor erreichen«, knurrte er, drängte sich in die Menge und stieß jeden zur Seite, der sich ihm in den Weg stellte. Es hätte Mat nicht überrascht, wenn es zu einer Prügelei gekommen wäre. Vermutlich war der Mann sogar darauf aus.
Thom wollte sich ihm mit Olver anschließen, aber Mat packte ihn am Ärmel. »Beruhige ihn, wenn du kannst, Thom. Und beruhige dich selbst, wenn du schon mal dabei bist. Eigentlich sollte man glauben, dass du mittlerweile genug davon hast, dich blind zu rasieren.«
»Ich habe einen kühlen Kopf und versuche, auch diese Sache abzukühlen«, sagte Thom trocken. »Aber er kann nicht einfach still dasitzen; es ist seine Heimat.« Ein leises Schmunzeln erhellte kurz sein faltiges Gesicht. »Du sagst, du wirst keine Risiken eingehen, aber du wirst es doch tun. Und wenn du es tust, wirst du alles, was Beslan und ich unternehmen könnten, dagegen wie einen Abendspaziergang im Garten aussehen lassen. Mit dir in der Nähe ist sogar der Barbier blind. Komm, Junge«, sagte er und setzte sich Olver auf die Schultern. »Riselle lässt dich vielleicht nicht deinen Kopf an ihren Busen betten, wenn du zu spät zu deinem Unterricht kommst.«
Mat sah ihm stirnrunzelnd nach, als er sich entfernte und mit Olver auf den Schultern besser vorankam als Beslan. Was hatte Thom damit gemeint? Er ging nie ein Risiko ein, es sei denn, es wurde ihm aufgezwungen. Niemals. Er warf der dürren Frau und dem Burschen mit dem Dung an den Stiefeln einen unauffälligen Blick zu. Licht, sie konnten Lauscher sein. Jeder von ihnen. Es reichte, um bei ihm ein Jucken zwischen den Schulterblättern hervorzurufen, so als würde man ihn beobachten.
Je näher er zu den Docks kam, desto dicht gedrängter mit
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