Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
heraus als nur durch die Tatsache, dass sie im Sattel saßen. Einige der Männer trugen voluminöse Hosen und seltsame, eng sitzende Mäntel mit hohen Kragen, die sich an den Hals schmiegten und bis zum Kinn reichten und an deren Vorderseite Reihen glänzender Metallknöpfe funkelten, oder sie trugen aufwendig bestickte Mäntel, die fast die Länge von Frauenkleidern hatten. Sie gehörten dem Blut an, genau wie die Frauen in den seltsam geschnittenen Reitgewändern, die sich scheinbar nur aus schmalen Falten zusammenzusetzen schienen, deren abgenähte Röcke so geschneidert waren, dass sie die farbigen Stiefel entblößten, und deren ausladende Ärmel bis zu den Füßen in den Steigbügeln reichten. Ein paar trugen Spitzenschleier, die alles bis auf ihre Augen verbargen, sodass ihre Gesichter nicht den Angehörigen der niederen Stände preisgegeben wurden. Aber die meisten der Reiter trugen hell bemalte Plattenrüstungen. Einige der Soldaten waren Frauen, aber die bemalten Helme, die wie die Köpfe monströser Insekten aussahen, machten sie völlig unkenntlich. Zumindest trug keiner das Schwarz und Rot der Totenwache. Ihre Anwesenheit schien selbst bei den anderen Seanchanern Unruhe hervorzurufen, und das reichte Mat als Warnung, einen weiten Bogen um sie zu machen.
Auf jeden Fall hatte keiner der Seanchaner auch nur einen Blick für die drei Männer und den Jungen übrig, die die Reihe aus wartenden Wagen und Karren entlanggingen. Nun, die Männer gingen langsam. Olver hüpfte. Mats Bein gab ihr Tempo vor, aber er bemühte sich, die anderen nicht sehen zu lassen, wie sehr er sich auf den Wanderstab stützte. Für gewöhnlich kündeten die Würfel Geschehnisse an, die er nur haarscharf überlebte, Schlachten, ein Haus, das ihm auf den Kopf fiel. Tylin. Er fürchtete sich vor dem, was geschehen würde, wenn sie diesmal fielen.
Fast alle Wagen und Karren, welche die Stadt verließen, wurden von Seanchanern gelenkt oder zu Fuß begleitet, die einfacher gekleidet waren als die Reiter und kaum seltsam anzuschauen waren, aber die Menschen in der Warteschlange gehörten eher nach Ebou Dar oder waren Leute aus der näheren Umgebung; es waren Männer in langen Westen und Frauen, deren Röcke an einer Seite hochgenäht waren, um ein bestrumpftes Bein oder farbige Unterröcke zu enthüllen. Ihre Wagen und Karren wurden von Ochsen gezogen. In der Reihe waren vereinzelt auch Ausländer zu sehen, Kaufmänner mit kleinen Reihen von Pferdefuhrwerken. Hier im Süden gab es mehr Handelsverkehr als weiter oben im Norden, wo sich die Händler mit verschneiten Straßen auseinandersetzen mussten, und einige von ihnen kamen von weither.
Eine stämmige Domani mit einem dunklen Schönheitsfleck auf der kupferfarbenen Wange, die einen Zug von vier Wagen anführte, zog ihren geblümten Umhang enger um sich und starrte einen Mann finster an, der fünf Wagen voraus neben dem Kutscher saß, einen schmierig aussehenden Burschen, der hinter einem tarabonischen Schleier einen langen, dicken Schnurrbart verbarg. Zweifellos ein Konkurrent. Eine schlanke Kandori mit einer großen Perle in ihrem linken Ohr und Silberketten über der Brust saß ruhig in ihrem Sattel, die behandschuhten Hände auf dem Sattelknopf gefaltet; vermutlich wusste sie noch nicht, dass ihr grauer Wallach und ihre Zugtiere nach ihrem Eintreffen in der Stadt der Lotterie zugeteilt werden würden. Den Einheimischen hatte man jedes fünfte Pferd abgenommen und um den Handel nicht zu stören, nahmen sie bei den Ausländern jedes zehnte Pferd. Man hatte dafür bezahlt, das schon, und zu anderen Zeiten wäre es ein gerechter Preis gewesen, aber es war nicht annähernd das, was der Markt bei dieser Nachfrage erzielen würde. Mat bemerkte Pferde immer, selbst wenn er mit den Gedanken woanders war. Ein fetter Cairhiener, dessen Mantel die gleiche graubraune Farbe wie die seiner Fahrer aufwies, brüllte wütend wegen der Verzögerung herum und ließ seine kastanienbraune Stute nervös umhertänzeln. Die Stute hatte einen guten Körperbau. Sie würde wahrscheinlich an einen Offizier gehen. Was würde geschehen, wenn die Würfel zu rollen aufhörten?
Die großen Stadttore hatten ihre Wächter, obwohl vermutlich nur die Seanchaner sie als solche erkannten. Sul’dam in ihren blauen Gewändern schlängelten sich mit grau gekleideten Damane an den silbrigen A’dam durch den Verkehrsstrom. Nur ein Paar hätte ausgereicht, um jeden Tumult bis hin zu einem Frontalangriff zu unterdrücken –
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