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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hier die Eheschwüre ab.« Er strich mit den Fingern über die rasierte Seite seines Schädels und verdrehte die Augen, als wollte er es sich ansehen. »Obwohl, wenn ich mich an den Vortrag erinnern, den du mir über die ›Rechte und Privilegien‹ meiner Position gehalten haben, können So’jhin lediglich andere So’jhin heiraten, also müssen du mich zuerst freigeben. Glück stich mich, du haben noch nicht einen Fußbreit Boden von den versprochenen Landgütern bekommen. Ich können mein altes Handwerk wieder aufnehmen und dir in kurzer Zeit ein Landgut verschaffen.«
    Ihr blieb der Mund offen stehen. Das war nichts Altes. Das war neu, sehr neu. Sie war immer sehr stolz auf ihr nüchternes Denkvermögen gewesen. Durch Können und Mut war sie zur Befehlshaberin aufgestiegen, war Veteranin von Seeschlachten und Stürmen und Schiffbruch. Und in diesem Augenblick fühlte sie sich wie eine Deckmatrosin, die auf ihrer ersten Fahrt voller Panik und schwindelig vom Krähennest herunterschaute, während sich die ganze Welt um sie herum drehte und ein Sturz in das Meer, das ihr Blickfeld ausfüllte, scheinbar unausweichlich schien.
    »So einfach ist das nicht«, sagte sie und sprang auf die Füße, sodass er gezwungen war, einen Schritt zurückzutreten. Beim Licht, sie hasste es, atemlos zu klingen! »Die Freilassung verlangt von mir, für deinen Lebensunterhalt als freier Bürger aufzukommen, um zu sehen, ob du dich selbst ernähren kannst.« Licht! Worte, die einem aus dem Mund sprudelten, waren genauso schlimm wie Atemlosigkeit. Sie stellte sich auf einem Deck vor. Es half etwas. »In deinem Fall würde das vermutlich bedeuten, dass ich ein Schiff kaufe«, fuhr sie fort und klang zumindest ungerührt. »Und wie du mich erinnert hast, habe ich noch keine Landgüter erhalten. Davon abgesehen könnte ich nicht zulassen, dass du wieder mit dem Schmuggel anfängst, und das weißt du genau.« Das war die Wahrheit und der Rest war eigentlich auch keine Lüge. Ihre Jahre auf See waren profitabel gewesen, und auch wenn das Gold, das ihr gehörte, für eine Angehörige des Blutes nur Taschengeld war, so war sie dennoch imstande, ein Schiff zu kaufen – solange er kein Großschiff haben wollte –, aber sie hatte nicht geradeheraus bestritten, sich keines leisten zu können.
    Er breitete die Arme aus, noch etwas, das er nicht tun sollte, und nach kurzem Zögern legte sie die Wange an seine breite Schulter und ließ zu, dass er sie umarmte. »Alles werden gut, Mädchen«, murmelte er sanft. »Irgendwie alles werden gut.«
    »Du sollst mich nicht ›Mädchen‹ nennen, Bayle«, schalt sie ihn und starrte an seiner Schulter vorbei in den Kamin. Er schien vor ihren Augen zu verschwimmen. Vor dem Aufbruch aus Tanchico hatte sie beschlossen, ihn zu heiraten, eine jener blitzschnellen Entscheidungen, die ihren Ruf begründet hatten. Er war vielleicht ein Schmuggler, aber dem hätte sie ein Ende bereiten können, und er war treu, stark und intelligent, ein echter Seefahrer. Das Letztere war für sie immer eine Notwendigkeit gewesen. Aber sie kannte seine Sitten nicht. In einigen Teilen des Reiches waren es die Männer, die fragten, und sie waren beleidigt, wenn eine Frau auch nur eine Andeutung in die Richtung machten. Sie hatte auch keine Ahnung, wie man einen Mann einfing. Ihre wenigen Liebhaber waren alles Männer von gleichem Rang gewesen, Männer, denen sie offen gegenübertreten und wieder Lebewohl sagen konnte, wenn der eine oder andere auf ein anderes Schiff versetzt oder befördert wurde. Und jetzt war er So’jhin . Es war nichts dabei, mit seinem So’jhin ins Bett zu gehen, solange man es nicht in aller Öffentlichkeit tat. Er würde wie gewöhnlich sein Lager am Fuß des Bettes aufschlagen, selbst wenn er nie darauf schlief. Aber einen So’jhin zu befreien, ihn von den Rechten und Privilegien fernzuhalten, für die Bayle nur Hohn und Spott übrighatte, war der Gipfel der Grausamkeit. Nein, sie log, weil sie Dingen wieder aus dem Weg ging, und, was viel schlimmer war, sie belog sich selbst. Sie wollte Bayle Domon aus ganzem Herzen heiraten. Sie hegte aber auf bittere Weise Zweifel, ob sie sich überwinden konnte, freigelassenen Besitz zu heiraten.
    »Wie meine Lady befehlen, es soll geschehen«, sagte er in fröhlicher Verspottung der steifen Förmlichkeit.
    Sie boxte ihn unter die Rippen. Nicht hart. Gerade hart genug, um ihn grunzen zu lassen. Er musste es lernen! Sie hatte keine Lust mehr, sich Ebou Dars

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