Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
beobachten, konnte er sie anstarren, bis seine Augen vertrockneten. Sie hatte jetzt ein sicheres Deck unter den Füßen und von hier aus würde sie den nächsten Schritt mit großer Bedachtsamkeit machen. Hauptmann der Goldenen war vermutlich nicht länger zu erreichen, aber sich als Hauptmann der Grünen zur Ruhe zu setzen war ehrenhaft.
»Und?«, wollte Bayle wissen. »Was meinen du?«
Breit, muskulös und kräftig stand er in Hemdsärmeln neben dem Bett, die Stirn gerunzelt und die Fäuste in die Hüften gestemmt, genau die Art von Mann, die sie immer bevorzugt hatte. Es war nicht die Pose, die ein So’jhin vor seiner Herrin einnehmen sollte. Seufzend ließ sie die Hände auf den Bauch fallen. Bayle wollte einfach nicht lernen, wie sich ein So’jhin zu benehmen hatte. Er betrachtete alles als Witz, als wäre nichts davon ernst gemeint. Manchmal sagte er sogar, er wollte als ihre Stimme fungieren, ganz egal wie oft sie ihm erklärte, dass sie keine Angehörige des Hohen Blutes war. Einmal hatte sie ihm eine Prügelstrafe verpasst, und danach hatte er sich geweigert, mit ihr in einem Bett zu schlafen, bis sie sich entschuldigte. Eine Entschuldigung!
Rasch ging sie in Gedanken durch, was sie mit halbem Ohr von seinem Geknurre mitbekommen hatte. Ja, nach all dieser Zeit noch immer dieselben Argumente. Nichts Neues. Sie schwang die Beine über die Bettkante, setzte sich auf und zählte an den Fingern ab. Sie hatte es so oft getan, dass sie es mittlerweile auswendig konnte. »Hättest du versucht zu fliehen, hätte die Damane auf dem anderen Schiff deine Masten wie Äste geknickt. Es war kein zufälliger Befehl zum Anhalten, Bayle, und das weißt du; sie wollten beim ersten Ruf wissen, ob das Schiff die Seefalke war. In dem ich dich in den Wind brachte und verkündete, dass wir uns mit einem Geschenk für die Kaiserin, möge sie ewig leben, auf dem Weg nach Cantorin befanden, habe ich ihr Misstrauen beschwichtigt. Alles andere hätte dazu geführt, dass man uns im Frachtraum in Ketten gelegt und bei der Ankunft in Cantorin verkauft hätte. Ich bezweifle, dass wir das Glück gehabt hätten, stattdessen dem Scharfrichter vorgeführt zu werden.« Sie hielt den Daumen hoch. »Und zu guter Letzt, hättest du die Ruhe bewahrt, wie ich es dir gesagt hatte, wärst du auch nicht auf dem Block gelandet. Du hast mich viel gekostet!« Anscheinend hatten mehrere Frauen aus Cantorin den gleichen Geschmack gehabt, was Männer betraf. Sie hatten den Preis in extravagante Höhen getrieben.
Stur, wie er war, machte er ein finsteres Gesicht und rieb sich gereizt den kurzen Bart. »Und ich sagen noch immer, wir hätten sollen alles über Bord werfen«, murmelte er. »Dieser Sucher haben nicht den geringsten Beweis, dass ich es an Bord haben.«
»Sucher brauchen keine Beweise«, sagte sie und ahmte spöttisch seinen Akzent nach. »Sucher finden Beweise und dieses Finden ist schmerzhaft.« Wenn er nur noch das zur Sprache brachte, was er selbst vor langer Zeit zugegeben hatte, näherte sie sich vielleicht endlich dem Ende der ganzen Diskussion. »Auf jeden Fall hast du bereits zugegeben, dass kein Schaden dadurch entstanden ist, dass Suroth den Kragen und die Armbänder hat. Sie können ihm nicht angelegt werden, es sei denn, jemand kommt nahe genug an ihn heran, und ich habe nichts davon gehört, dass das jemandem gelungen ist oder gelingen wird.« Sie sparte sich die Bemerkung, dass es keine Rolle spielen würde, falls jemand Erfolg damit hatte. Bayle kannte sich nicht einmal in den Versionen der Prophezeiungen aus, die sie auf dieser Seite des Weltmeeres hatten, aber er beharrte darauf, niemand hätte die Notwendigkeit erwähnt, dass der Wiedergeborene Drache vor dem Kristallthron knien musste. Möglicherweise würde es sich als notwendig erweisen, dass man ihm diesen A’dam für Männer umlegte, aber Bayle würde das niemals einsehen. »Was geschehen ist, ist geschehen, Bayle. Wenn das Licht uns erleuchtet, werden wir lange im Dienst für das Reich leben. Nun, du hast behauptet, du kennst diese Stadt. Was gibt es hier Interessantes zu sehen oder zu tun?«
»Hier immer sein irgendwelche Feste«, sagte er langsam, fast widerwillig. Er konnte es nicht ausstehen, seine Argumente aufzugeben, ganz egal, wie sinnlos sie auch waren. »Ein paar sein vielleicht nach deinem Geschmack. Einige nicht, ich schätzen. Du so … wählerisch sein.« Was meinte er denn damit? Plötzlich grinste er. »Wir könnten eine Weise Frau suchen. Sie nehmen
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