Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
was hätte sie sonst sagen sollen? Mochte das Licht ihr beistehen, was hätte sie sonst sagen sollen?
KAPITEL 21
Eine Frage des Eigentums
E geanin lag auf dem Rücken auf dem Bett und hielt die Hände in die Höhe, die Handflächen der Decke zugewandt, die Finger gespreizt. Ihre hellblauen Röcke lagen wie ein Fächer über ihren Beinen und sie versuchte, ganz ruhig dazuliegen, um die schmalen Falten nicht zu sehr zu zerknittern. So wie Kleidung die Bewegung einschränkte, musste sie eine Erfindung des Dunklen Königs sein. Als sie dort lag, studierte sie ihre Fingernägel, die viel zu lang waren, um ein Tau zu ergreifen, ohne nicht mindestens zur Hälfte abzubrechen. Nicht, dass sie persönlich in den letzten Jahren ein Tau in die Hand genommen hätte, aber sie war stets dazu bereit und vor allem fähig gewesen, falls es die Umstände erfordert hätten.
»… grobe Dummheit!«, knurrte Bayle und stocherte in den flammenden Scheiten im Ziegelkamin herum. »Glück stich mich, die Seefalke konnte schneller und dichter am Wind segeln als jedes seanchanische Schiff. Voraus es gaben Sturmböen und …« Sie hörte nur so weit zu, um zu wissen, dass er aufgehört hatte, wegen der Unterkunft zu meckern und sich wieder dem uralten Streit zugewandt hatte. Das mit dunklem Holz getäfelte Gemach war nicht das Beste, das die Wanderin zu bieten hatte, nicht einmal annähernd, doch bis auf den Ausblick entsprach es seinen Forderungen. Die beiden Fenster schauten auf den Stallhof hinaus. Ein Hauptmann der Grünen entsprach im Rang einem Bannergeneral, aber an diesem Ort waren die meisten, die sie rangmäßig übertraf, Gehilfen oder Sekretäre der Offiziersveteranen des Immer Siegreichen Heeres. Und genau wie auf See half es auch beim Heer nur wenig, wenn man dem Blut angehörte, es sei denn, es handelte sich um das Hohe Blut.
Der meergrüne Lack auf den Nägeln ihrer kleinen Finger funkelte. Sie hatte immer gehofft aufzusteigen, vielleicht bis zum Hauptmann der Goldenen und wie ihre Mutter Flotten zu befehlen. Als Mädchen hatte sie sogar davon geträumt, genau wie ihre Mutter zur Hand der Kaiserin auf See ernannt zu werden, zur linken Hand des Kristallthrons zu stehen, als So’jhin der Kaiserin, mochte sie ewig leben, mit der Erlaubnis, direkt zu ihr sprechen zu dürfen. Junge Frauen hatten alberne Träume. Und sie musste zugeben, dass sie, nachdem sie für die Vorläufer auserwählt worden war, über die Möglichkeit spekuliert hatte, einen neuen Namen zu erringen. Sie hatte nicht darauf gehofft, bestimmt nicht – das wäre vermessen gewesen –, aber jedem war klar gewesen, dass die Zurückeroberung der geraubten Länder neue Zugänge für das Blut bedeutete. Jetzt war sie Hauptmann der Grünen, zehn Jahre bevor sie sich überhaupt Hoffnungen darauf hätte machen dürfen, und stand an den Ausläufern jenes steilen Berges, der durch die Wolken zum Gipfel der Kaiserin führte, mochte sie ewig leben.
Sie bezweifelte jedoch, dass man ihr das Kommando über ein Großschiff gab, oder gar eine Schwadron. Suroth behauptete, ihre Geschichte zu glauben, aber warum hatte man sie dann in Cantorin zurückgelassen? Und als dann die Befehle endlich eintrafen, warum mussten sie sich hier melden und nicht auf einem Schiff? Natürlich gab es nur eine begrenzte Zahl von Kommandoposten, selbst für einen Hauptmann der Grünen. Möglicherweise war ja das der Grund. Vielleicht hatte man sie auch für eine Position in Suroths Gefolge ausgesucht, obwohl ihre Befehle lediglich besagten, mit der nächsten verfügbaren Gelegenheit nach Ebou Dar zu reisen und auf weitere Befehle zu warten. Vielleicht. Das Hohe Blut mochte ohne die Vermittlung einer Stimme zum Niederen sprechen, aber sie hatte den Eindruck, dass Suroth sie bereits in dem Augenblick vergessen hatte, in dem man sie nach dem Empfang ihrer Ehrung entlassen hatte. Was ebenfalls bedeuten konnte, dass Suroth misstrauisch war.
Argumente, die im Kreis liefen. Hätte dieser Sucher seinem Verdacht nachgegeben, könnte sie jetzt von Meerwasser leben. Er hatte nicht mehr in der Hand oder sie säße bereits in einem Verlies und würde sich die Lungen aus dem Leib brüllen, aber wenn er sich ebenfalls in der Stadt aufhielt, dann würde er sie beobachten und auf den ersten Fehler warten, den sie machte. Er konnte im Augenblick nicht mal einen Tropfen ihres Blutes vergießen, aber die Sucher hatten Erfahrung darin, dieses kleine Problem zu überwinden. Solange er sich damit begnügte, sie zu
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