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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Sehenswürdigkeiten anzusehen. Sie wollte dort bleiben, wo sie war, in Bayles Armen, sie wollte keine Entscheidungen mehr treffen müssen, sondern hier für alle Ewigkeit stehen bleiben.
    Ein scharfes Klopfen ertönte an der Tür und sie stieß ihn weg. Wenigstens wusste er genug, um nicht dagegen zu protestieren. Während er den Mantel überzog, schüttelte sie ihr Gewand aus und versuchte, die Falten zu glätten, die das Liegen auf dem Bett hervorgerufen hatte. Obwohl sie sich kaum bewegt hatte, schienen es eine ganz schöne Menge zu sein. Das Klopfen konnte Suroths Marschbefehl sein oder eine Magd, die sehen wollte, ob sie etwas brauchten, aber wer auch immer es war, sie würde nicht zulassen, dass er sie in einem Zustand sah, als hätte sie sich auf Deck herumgewälzt.
    Sie gab die sinnlosen Versuche auf, wartete, bis Bayle alle Knöpfe geschlossen und eine Pose angenommen hatte, die er für einen So’jhin angebracht hielt – Wie ein Kapitän auf dem Achterdeck, der gleich Befehle brüllt, dachte sie und seufzte –, dann brüllte er: »Herein!« Die Frau, die die Tür öffnete, war die Letzte, mit der sie gerechnet hätte.
    Bethamin warf ihr einen zögernden Blick zu, bevor sie hereinschlüpfte und die Tür leise hinter sich schloss. Die Sul’dam holte tief Luft, dann kniete sie nieder und hielt sich steif aufrecht. Ihr dunkelblaues Gewand mit den roten Rechtecken und den Silberblitzen sah frisch gereinigt und gebügelt aus. Der scharfe Kontrast zu ihrem eigenen schlampigen Erscheinungsbild ärgerte Egeanin. »Meine Lady«, begann Bethamin zögernd und schluckte dann. »Meine Lady, ich bitte Euch, mit Euch sprechen zu dürfen.« Sie warf Bayle einen Blick zu und befeuchtete sich die Lippen. »Unter vier Augen, wenn es meiner Lady beliebt.«
    Das letzte Mal hatte Egeanin diese Frau in einem Keller in Tanchico gesehen; sie hatte sie von einem A’dam befreit und ihr befohlen zu verschwinden. Wäre sie eine Angehörige des Hohen Blutes gewesen, hätte das ausreichend Grund für eine Erpressung geboten! Zweifellos wäre die Anklage dieselbe gewesen wie bei der Befreiung einer Damane . Verrat. Nur dass Bethamin es nicht enthüllen konnte, ohne sich dabei selbst ans Messer zu liefern.
    »Er kann alles hören, was Ihr zu sagen habt, Bethamin«, sagte sie ruhig. Sie befand sich in einer Untiefe und da war kein Platz für etwas anderes als Ruhe. »Was wollt Ihr?«
    Bethamin rutschte auf den Knien herum und verschwendete noch mehr Zeit mit Lippenlecken. Dann strömte plötzlich ein ganzer Wortschwall aus ihr hervor. »Ein Sucher hat mich besucht und mir befohlen, unsere … Freundschaft wieder aufzufrischen und ihm über Euch Bericht zu erstatten.« Sie biss sich auf die Unterlippe, als wollte sie sich auf diese Weise selbst am Plappern hindern, und starrte Egeanin an. Ihre dunklen Augen waren voller Verzweiflung und flehentlichem Betteln, genau wie damals in dem Keller in Tanchico.
    Egeanin erwiderte den Blick kühl. Eine Untiefe und eine unerwartete steife Brise. Der seltsame Befehl, nach Ebou Dar zu kommen, hatte plötzlich seine Erklärung gefunden. Sie brauchte keine Beschreibung, um zu wissen, dass es derselbe Mann war. Genauso wenig wie sie fragen musste, warum Bethamin Verrat übte, indem sie einen Sucher hinterging. Wenn er zu dem Schluss kam, dass sein Verdacht ausreichte, um sie zur Befragung abzuholen, würde sie ihm schließlich alles sagen, was sie wusste, und dann würde auch ein gewisser Keller zur Sprache kommen, und Bethamin würde bald wieder einen A’dam tragen. Die einzige Hoffnung dieser Frau bestand darin, ihr zu helfen, dem Sucher aus dem Weg zu gehen.
    »Steht auf«, sagte sie. »Setzt Euch.« Glücklicherweise gab es zwei Stühle, auch wenn keiner besonders bequem aussah. »Bayle, ich glaube, in dieser Flasche auf der Kommode ist Schnaps.«
    Bethamin war so zittrig, dass Egeanin ihr aufhelfen und sie zum Stuhl führen musste. Bayle brachte Silberbecher mit einem Schluck Schnaps und erinnerte sich rechtzeitig daran, sich zu verbeugen und Egeanin zuerst etwas anzubieten, aber als er zu der Kommode zurückgekehrt war, sah sie, dass er sich ebenfalls etwas eingeschenkt hatte. Er stand da, den Becher in der Hand, und betrachtete sie, als sei es das Natürlichste auf der Welt. Bethamin starrte ihn ungläubig an.
    »Ihr glaubt, Ihr schwebt schon über dem Pfahl«, sagte Egeanin und die Sul’dam zuckte zusammen und starrte sie furchterfüllt an. »Ihr irrt Euch, Bethamin. Das einzige Verbrechen,

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