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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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an und kein Beutelschneider würde seinen Unterarm aufgeschlitzt haben.
    »Er gehört mir«, flüsterte hinter ihm ein Mann, aber als er sich umdrehte, waren da nur die Passanten zu sehen, die die Straße bevölkerten und ihren Geschäften nachgingen. Die wenigen, die den dunklen Fleck auf seinem Umhang bemerkten, schauten rasch zur Seite. An diesem Ort wollte niemand auch nur mit der geringsten Gewalttätigkeit in Verbindung gebracht werden. Sie waren richtig gut darin, das zu ignorieren, was sie nicht sehen wollten.
    Die Wunde pochte, brannte viel stärker als im ersten Augenblick. Kisman überließ den Umhang dem Wind und drückte die linke Hand auf den blutigen Schnitt in seinem Ärmel. Der Arm fühlte sich geschwollen und heiß an. Entsetzt starrte er seine rechte Hand an, die sich schwarz verfärbte und aufquoll wie eine Leiche, die eine Woche alt war.
    Er rannte blindlings los, stieß Leute zur Seite, warf sie zu Boden. Er wusste nicht, was mit ihm geschah, wie es geschehen war, aber er war sich sicher, wie es enden würde. Es sei denn, er schaffte es aus der Stadt heraus, jenseits des Sees, oben in die Berge. Dann hatte er eine Chance. Ein Pferd. Er brauchte ein Pferd! Er musste es versuchen. Man hatte ihm versprochen, er würde ewig leben! Überall waren nur Leute, die zu Fuß gingen, und sie machten ihm Platz. Er hörte das Rasseln der Straßenhüter, aber das konnte genauso gut sein Blut sein, das in seinen Ohren pochte. Alles wurde dunkel. Sein Gesicht traf auf etwas Hartes und er wusste, dass er gefallen war. Sein letzter Gedanke war, dass die Auserwählten entschieden hatten, ihn zu bestrafen, aber er hätte nicht sagen können, aus welchem Grund.
    Als Rand den Schenkraum der Krone von Maredo betrat, saßen nur wenige Männer an den runden Tischen. Trotz des vielversprechenden Namens war es nur ein bescheidenes Gasthaus mit zwei Dutzend Kammern in den beiden darüberliegenden Etagen. Die verputzten Wände des Schenkraums waren gelb gestrichen, und die Männer, die an den Tischen bedienten, trugen gelbe Schürzen. Wenn man von draußen hereinkam, verliehen die beiden Kamine an beiden Enden des Raums ihm eine gewisse Wärme. Die Schlagläden waren verriegelt, aber die Lampen an den Wänden erhellten das Zwielicht. Die Gerüche aus der Küche versprachen ein schmackhaftes Mittagessen mit Fisch aus dem See. Rand hätte es ungern versäumt. Die Köche in der Krone von Maredo waren sehr gut.
    Er entdeckte Lan allein an einem Tisch, mit dem Rücken zur Wand. Die geflochtene Lederschnur, die Lans Haar zurückhielt, rief bei einigen der Männer schräge Blicke hervor, aber er weigerte sich, das Hadori auch nur für kurze Zeit abzunehmen. Er erwiderte Rands Blick. Als Rand mit dem Kopf auf die Treppe im rückwärtigen Teil des Raums wies, verschwendete er keine Zeit mit fragenden Blicken; er stellte seinen Weinbecher ab, stand auf und ging zur Treppe. Sogar nur mit dem kleinen Messer am Gürtel sah er gefährlich aus, aber daran konnte man nichts ändern. Mehrere Männer sahen in Rands Richtung, aber aus irgendeinem Grund schauten sie schnell zur Seite, wenn er ihre Blicke erwiderte.
    In der Nähe der Küche blieb Rand an der Tür zu dem Frauenraum stehen. Männern war hier der Zutritt nicht gestattet. Abgesehen von den paar Blumen, die man auf die gelben Wände gemalt hatte, war der Frauenraum auch nicht viel aufwendiger als der Schenkraum, allerdings waren die Lampenständer und die Kamingitter ebenfalls gelb bemalt. Die gelben Schürzen der weiblichen Bedienungen unterschieden sich in nichts von denen der Männer im Schenkraum. Frau Nalhera, die schlanke, grauhaarige Wirtin, saß an demselben Tisch wie Min, Nynaeve und Alivia, und sie alle unterhielten sich bei einer Tasse Tee und lachten viel.
    Der Anblick der ehemaligen Damane ließ Rand die Zähne zusammenbeißen. Nynaeve behauptete, die Frau hätte darauf bestanden, sie zu begleiten, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass es überhaupt jemanden gab, der erfolgreich bei ihr auf etwas bestehen konnte. Sie wollte Alivia aus irgendeinem geheimen Grund dabeihaben. Seit er Elayne verlassen und sie abgeholt hatte, benahm sie sich sehr geheimnisvoll, so als würde sie mit aller Mühe daran arbeiten, eine Aes Sedai zu sein. Die drei Frauen hatten sich hochgeschlossene Gewänder in der Mode von Far Madding besorgt, deren Oberteile und Schultern mit gestickten Blumen und Vögeln übersät waren und bis ans Kinn reichten, obwohl Nynaeve manchmal über sie

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