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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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denkt zu viel über Männer nach, Nynaeve«, sagte Alivia. Nynaeve runzelte die Stirn, aber statt etwas zu erwidern, stand sie einfach da und spielte an einem ihrer Armreifen herum, einem seltsamen Schmuckstück, von dem sich flache Goldketten über ihren linken Handrücken bis zu Ringen an allen vier Fingern spannten. Die ältere Frau schüttelte den Kopf, als wäre sie enttäuscht, keine stärkere Reaktion hervorgerufen zu haben.
    »Ich packe, weil wir abreisen müssen, und zwar schnell«, sagte Rand hastig. Nynaeve war im Augenblick still, so seltsam das auch war, aber wenn ihr Gesicht noch eine Spur dunkler wurde, würde sie an ihrem Zopf zerren und so lange herumbrüllen, dass stundenlang keiner auch nur ein Wort dazwischenschieben konnte.
    Bevor er mit dem Bericht zu Ende war, den er bereits Lan gegeben hatte, hörte Min auf, Sachen zu falten und fing an, ihre Bücher in den zweiten Reisekorb zu verstauen, und zwar so hastig, dass sie darauf verzichtete, sie wie gewöhnlich mit Umhängen zu polstern. Die beiden anderen Frauen starrten ihn an, als hätten sie ihn noch nie zuvor gesehen. Für den Fall, dass sie nicht so rasch begriffen wie Min, fügte er ungeduldig hinzu: »Rochaid und Kisman haben mich in einen Hinterhalt gelockt. Sie wussten, dass ich ihnen folge. Kisman ist entkommen. Wenn er dieses Gasthaus kennt, könnten er und Dashiva und Gedwyn und Torval hier auftauchen, vielleicht in zwei oder drei Tagen, vielleicht auch in einer Stunde.«
    »Ich bin nicht blind«, sagte Nynaeve, die ihn noch immer anstarrte. Ihre Stimme war leidenschaftslos; protestierte sie nur der Form halber? »Wenn du willst, dass es schnell geht, solltest du Min helfen, statt wie ein Wollkopf herumzustehen.« Sie starrte ihn noch einen Augenblick länger an, dann schüttelte sie den Kopf, bevor sie das Zimmer verließ.
    Alivia schloss sich ihr an, verharrte jedoch und starrte Rand finster an. Nein, sie hatte wirklich nichts Demütiges mehr an sich. »Auf diese Weise könntet Ihr den Tod finden«, sagte sie missbilligend. »Ihr habt noch zu viel zu tun, um jetzt schon zu sterben. Ihr müsst uns helfen lassen.«
    Er sah ihr stirnrunzelnd nach, wie sie die Tür hinter sich schloss. »Hast du bei ihr irgendwelche Bilder gesehen, Min?«
    »Ich sehe sie ständig, aber nicht von der Art, die du meinst; es ist nichts, was man verstehen kann.« Eines der Bücher ließ sie die Nase rümpfen und sie legte es zur Seite. Es war ziemlich unwahrscheinlich, dass sie auch nur einen Band ihrer nicht gerade kleinen Bibliothek zurückließ. Zweifellos beabsichtigte sie, dieses bei der ersten Gelegenheit zu lesen. Sie steckte ihre Nase stundenlang in diese Bücher. »Rand«, sagte sie langsam, »du hast all das getan, einen Mann getötet und dich einem anderen entgegengestellt, und ich … Rand, ich habe nichts gefühlt. Durch den Bund, meine ich. Keine Furcht, kein Zorn. Nicht einmal Besorgnis! Nichts.«
    »Ich war nicht wütend auf ihn.« Kopfschüttelnd packte er wieder Kleider in den Reisekorb. »Er musste getötet werden, das war alles. Und warum sollte ich Angst haben?«
    »Oh«, sagte sie leise. »Ich verstehe.« Sie beugte sich wieder über die Bücher. In dem Bund war es ganz still geworden, als wäre sie tief in Gedanken versunken, aber dann kämpfte sich ein winziger Faden der Sorge durch die Stille.
    »Min, ich verspreche, ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht.« Er wusste nicht, ob er dieses Versprechen einhalten konnte, aber er würde es versuchen.
    Sie lächelte ihn an, es war beinahe schon ein Lachen. Licht, sie war wunderschön. »Das weiß ich, Rand. Und ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht.« Liebe flutete durch den Bund wie die Glut der Mittagssonne. »Aber Alivia hat recht. Du musst uns irgendwie helfen lassen. Wenn du uns diese Burschen beschreibst, können wir vielleicht Erkundigungen einziehen. Du kannst jedenfalls nicht die ganze Stadt allein durchsuchen.«
    Wir sind tot, murmelte Lews Therin. Tote sollten in Ruhe in ihren Gräbern ruhen, aber das tun sie nie.
    Rand nahm die Stimme in seinem Kopf kaum wahr. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er Kisman und die anderen gar nicht beschreiben musste. Er konnte sie so gut zeichnen, dass jeder die Gesichter erkennen würde. Dabei hatte er in seinem ganzen Leben noch nicht gezeichnet. Aber Lews Therin konnte es. Das hätte ihm Angst einjagen müssen. Das hätte es wirklich.
    Isam schritt den Raum ab und musterte das allgegenwärtige Licht des

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