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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Merise mit den Fingern schnippte, und der Art nach zu urteilen, wie Corele Damer anlächelte, war er entweder ihr Behüter oder ihr Bettwärmer, und Shalon konnte sich nicht vorstellen, dass eine Frau wie sie einen fast kahlen alten Mann mit einem lahmen Bein in ihr Bett holte. Sie wusste bestimmt nicht viel über die Aes Sedai, aber sie war überzeugt, dass es keine akzeptierte Praxis war, mit Männern, welche die Macht lenken konnten, den Bund einzugehen. Falls sie beweisen konnte, dass sie es getan hatten, würde sich das vielleicht als das Messer erweisen, das scharf genug war, um sich von Cadsuane freizuschneiden.
    »Diese Männer können die Macht jetzt nicht mehr lenken«, murmelte Sarene.
    Shalon fuhr so schnell auf dem Sattel herum, dass sie sich mit beiden Händen an der Mähne des Pferdes festhalten musste, um nicht herunterzufallen. Der Wind wehte den Umhang über ihren Kopf und sie riss ihn wieder herunter, bevor sie sich richtig aufsetzen konnte. Sie kamen zwischen den Bäumen hervor. Unter ihnen befand sich eine breite Straße, die in einem weiten Bogen südwärts aus den Hügeln zu einem See führte, der vielleicht eine Meile entfernt am Saum einer mit braunem Gras bewachsenen Ebene lag, die sich bis zum Horizont erstreckte. Der See, der im Westen mit einem schmalen Schilfrand an sie angrenzte, war eine klägliche Entschuldigung für ein Gewässer, kaum länger als zehn Meilen und nicht mal so breit. In seiner Mitte erhob sich eine Insel, die, soweit es Shalon überblicken konnte, von hohen, mit Türmen übersäten Mauern umgeben und von einer Stadt eingenommen wurde. Sie erfasste das alles mit einem Blick, während sie zugleich Sarene anstarrte. Es war fast so, als hätte die Frau ihre Gedanken gelesen. »Warum können sie die Macht nicht lenken?«, fragte sie. »Habt Ihr …? Habt Ihr sie … gedämpft?« Sie glaubte, das war wohl das richtige Wort, aber das sollte die Männer doch angeblich umbringen. Sie war immer der Meinung gewesen, dass es eine seltsame Methode war, um Hinrichtungen aus irgendeinem Grund sanfter zu machen.
    Sarene blinzelte und Shalon erkannte, dass die Aes Sedai mit sich selbst gesprochen hatte. Sie musterte Shalon einen Augenblick lang, während sie Cadsuane den Abhang hinunter folgten, dann richtete sie den Blick wieder auf die Stadt auf der Insel. »Euch fallen Dinge auf, Shalon. Es wäre besser, wenn Ihr das, was Euch an den Männern aufgefallen ist, für Euch behalten würdet.«
    »Dass sie Behüter sind?«, sagte Shalon leise. »Habt Ihr sie deshalb binden können? Weil Ihr sie gedämpft habt?« Sie hoffte, ein Geständnis entlocken zu können, aber die Aes Sedai sah sie lediglich an. Sie schwieg, bis sie den Fuß des Hügels erreichten und hinter Cadsuane auf die Straße einbogen. Die Straße war breit, der Boden vom vielen Verkehr fest zusammengestampft, aber sie hatten sie für sich allein.
    »Es ist nicht unbedingt ein Geheimnis«, sagte Sarene schließlich und nicht sehr bereitwillig für etwas, das kein Geheimnis war, »aber es ist auch nicht weithin bekannt. Wir sprechen nicht oft von Far Madding, von den Schwestern einmal abgesehen, die hier geboren wurden, und selbst die kommen nur selten zu Besuch. Aber Ihr solltet Bescheid wissen, bevor Ihr dort eintretet. Die Stadt hat ein Ter’angreal in ihrem Besitz. Vielleicht sind es auch drei Ter’angreale . Das weiß keiner. Man kann sie genauso wenig studieren, wie man sie fortbringen kann. Sie müssen während der Zerstörung der Welt erschaffen worden sein, als die Furcht vor wahnsinnigen Machtlenkern alltäglich war. Aber einen solchen Preis für Sicherheit zu zahlen …« Die mit Perlen verzierten Zöpfe, die bis zu ihrer Brust baumelten, klirrten gegeneinander, als sie voller Unglauben den Kopf schüttelte. »Diese Ter’angreale , sie kopieren ein Stedding . Das heißt, zumindest in den wichtigen Dingen, fürchte ich, obwohl ich vermute, dass ein Ogier das anders sehen würde.« Sie seufzte traurig.
    Shalon starrte sie ungläubig an und warf Harine und Moad einen verwirrten Blick zu. Warum sollten Fabeln einer Aes Sedai Furcht einflößen? Harine öffnete den Mund, gab dann aber Shalon ein Zeichen, die offensichtliche Frage zu stellen. Sollte sie auch mit Sarene Freundschaft schließen, um ihren Kurs zu glätten? Shalons Kopf schmerzte. Aber sie war ebenfalls neugierig.
    »Und welche Dinge sind das?«, fragte sie behutsam. Glaubte die Frau wirklich an fünf Spannen große Leute, die Bäumen etwas vorsangen?

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