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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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übersah eine Stufe und konnte gerade eben noch verhindern, Hals über Kopf die Treppe hinunterzustürzen. Seit Harine zur Segelherrin aufgestiegen war, hatte sie Shalon nicht mehr in der Öffentlichkeit beim Namen genannt. Und so freundlich war sie auch unter vier Augen schon zuvor nicht mehr gewesen. »Danke«, sagte sie. »Harine«, fügte sie mit einiger Mühe hinzu. Ihre Schwester tätschelte ihren Arm und lächelte. Harine hatte keine Übung im Lächeln, aber der unbeholfene Versuch verriet Wärme.
    Allerdings konnte man das nicht von dem Blick sagen, den sie den vor ihnen gehenden Frauen zuwarf. »Vielleicht kann ich hier ein echtes Geschäft machen. Cadsuane hat ihren Ballast verlagert, also fährt sie bereits mit Schlagseite. Shalon, wenn du ihr näherkommst, musst du den Grund dafür herausfinden. Am liebsten würde ich Aleis’ Eckzahn an einer Kette tragen … mich einfach wortlos stehen zu lassen, aber nicht um den Preis, dass Cadsuane den Coramoor irgendwie in Schwierigkeiten bringt. Du musst es herausfinden, Shalon.«
    »Ich glaube, für Cadsuane ist das Intrigenschmieden so natürlich wie das Atmen«, erwiderte Shalon mit einem Seufzen, »aber ich werde es versuchen, Harine. Ich werde mein Bestes tun.«
    »Das hast du doch immer getan, Schwester. Und das wirst du auch immer tun. Das weiß ich.«
    Shalon seufzte erneut. Es war viel zu früh, die neu gefundene Zuneigung ihrer Schwester auf die Probe zu stellen. Ein Geständnis würde möglicherweise Vergebung zur Folge haben, vielleicht aber auch nicht, und sie hätte es nicht überlebt, auf einen Schlag ihre Ehe und ihre Stellung zu verlieren. Aber zum ersten Mal, seit Verin ihr in unmissverständlichen Worten Cadsuanes Bedingungen klargemacht hatte, wenn sie ihr Geheimnis bewahren wollte, fing Shalon an, über ein Geständnis nachzudenken.

KAPITEL 25

    Verschiedene Arten von Behüterbund
    R and saß mit untergeschlagenen Beinen und an der Wand lehnend auf dem Bett seines Zimmers im Haupt der Ratsherrin und spielte auf der mit Silber eingefassten Flöte, die ihm Thom Merrilin vor so langer Zeit geschenkt hatte. Einem Menschenalter. Dieses Zimmer mit seinen geschnitzten Wandpaneelen und den Fenstern, die auf den Nethvin-Markt hinausschauten, war besser als das, aus dem sie in der Krone von Maredo ausgezogen waren. Die neben ihm aufgestapelten Kissen waren mit Entendaunen gefüllt, das Bett verfügte über einen bestickten Baldachin und Vorhänge, und der Spiegel über dem Waschständer hatte keine einzige Blase. Der Sims über dem steinernen Kamin wies sogar einfaches Schnitzwerk auf. Es war das Zimmer eines wohlhabenden ausländischen Kaufmanns. Er war froh, dass er daran gedacht hatte, beim Aufbruch in Cairhien genug Gold mitzunehmen. Er war es einfach nicht gewöhnt, viel davon in der Tasche zu haben. Für den Wiedergeborenen Drachen wurde alles zur Verfügung gestellt. Allerdings hätte er sich mit der Flöte irgendein Nachtlager verdienen können. Die Melodie hieß Klage einer langen Nacht und er hatte sie nie zuvor im Leben gehört. Lews Therin schon. Es war wie mit den Fertigkeiten im Zeichnen. Eigentlich, fand Rand, hätte ihm das Angst einjagen oder ihn wütend machen sollen, aber er saß einfach da und spielte, während Lews Therin weinte.
    »Licht, Rand«, murmelte Min, »willst du bloß dasitzen und auf diesem Ding rumblasen?« Ihre Röcke wirbelten umher, während sie auf dem geblümten Teppich auf und ab schritt. Der Bund mit ihr und Elayne und Aviendha fühlte sich an, als hätte es ihn schon immer gegeben. Als hätte er nie etwas anderes gewollt. Er atmete und er war mit ihnen verbunden; das eine war so natürlich wie das andere. »Sollte sie ein falsches Wort sagen, das jemand aufschnappt, wenn sie es bereits gesagt hat … Ich werde nicht zulassen, dass dich jemand für Elaida in eine Zelle schleift!« Alannas Bund hatte sich noch nie so angefühlt. Zwar hatte er sich im Grunde nicht verändert, doch seit jenem Tag in Caemlyn erschien er zusehends stärker als Eindringling, wie ein Fremder, der über seine Schulter blickte, Sand in seinen Stiefeln. » Musst du das spielen? Es treibt mir Tränen in die Augen und verschafft mir gleichzeitig eine Gänsehaut. Wenn sie dich in Gefahr bringt …!« Sie riss eines ihrer Messer aus seinem Versteck in dem lose fallenden Ärmel und drohte damit.
    Er nahm die Flöte von den Lippen und sah schweigend zu ihr herüber. Ihr Gesicht rötete sich, dann knurrte sie plötzlich und schleuderte die

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