Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
wisst, dass ich Euch für Eure Hilfe in der Gasse dankbar bin. Wenn ich noch etwas für Euch tun kann, dann sagt es. Aber im Augenblick will ich nur ein heißes Bad finden.«
»Trinkt dieser Gholam eigentlich Blut?«, fragte Noal und ergriff Mats Arm, als dieser gerade loshinken wollte.
Licht, er wünschte, er hätte diesen Namen nicht vor dem Alten ausgesprochen. Er wünschte, Birgitte hätte ihm niemals von dem Ding erzählt. »Warum fragt Ihr?« Gholam lebten von Blut. Sie aßen nichts anderes.
»Vergangene Nacht wurde noch ein Mann mit herausgerissener Kehle gefunden, aber weder auf ihm noch auf seinem Bettzeug war viel Blut zu finden. Habe ich das erwähnt? Er übernachtete in einem Gasthof in der Nähe vom Moldine-Tor. Falls das Ding die Stadt verlassen hatte, dann ist es jetzt wieder da.« Er schaute an Mat vorbei und verbeugte sich übertrieben. »Falls Ihr Eure Meinung ändert, ich bin immer bereit«, sagte er in einem leiseren Tonfall, als er sich wieder aufrichtete.
Mat blickte über die Schulter, als der Alte davoneilte. Tuon stand unter einem der vergoldeten Kandelaber und musterte ihn durch den Schleier. Wenigstens blickte sie ihn diesmal an. Aber wie immer, wenn er sie entdeckte, wandte sie sich ab und rauschte den Korridor entlang; ihre weißen Faltenröcke raschelten leise. Heute begleitete sie niemand.
Mat erschauderte zum zweiten Mal an diesem Tag. Schade, dass das Mädchen Suroth und Tylin nicht begleitet hatte. Ein Mann, dem man einen Brotlaib gab, sollte sich nicht darüber beschweren, wenn ein paar Krümel fehlten, aber Aes Sedai und Seanchaner, Gholam , die ihn verfolgten, alte Männer, die ihre Nasen in seine Angelegenheiten steckten, und dürre Mädchen, die ihn anstarrten – all das hätte ausgereicht, um jedem Mann eine Gänsehaut zu bescheren. Vielleicht sollte er es sich noch einmal überlegen, bevor er Zeit damit verschwendete, sein Bein einzuweichen.
Er fühlte sich besser, nachdem er Lopin losgeschickt hatte, den Rest seiner Kleidung aus Beslans Spielzeugschrank zu holen. Und Nerim, um Juilin zu finden. Sein Bein schmerzte noch immer scheußlich und zitterte, wenn er gehen wollte, aber wenn er schon keine Zeit verschwenden wollte, dann konnte er es genauso gut auch jetzt angehen. Er wollte Ebou Dar vor Tylins Rückkehr verlassen und das gab ihm zehn Tage. Weniger, wenn er sichergehen wollte.
Als der Diebefänger seinen Kopf durch die Schlafzimmertür steckte, betrachtete sich Mat gerade in Tylins hohem Spiegel. Das rote Gewand war zusammen mit den anderen bunten Sachen, die sie ihm geschenkt hatte, im Schrank verstaut. Vielleicht konnte ja Tylins nächster Liebling sie gebrauchen. Er hatte den einfachsten Mantel angezogen, den er besaß, fein gewebte blaue Wolle ohne jede Verzierung. Die Art von Mantel, die ein Mann mit Stolz tragen konnte, ohne dass ihn jeder anstarrte. Ein anständiger Mantel.
»Vielleicht etwas Spitze«, murmelte er und fingerte an seinem Hemdkragen herum. »Ganz wenig.« Wenn man so darüber nachdachte, war es wirklich ein sehr einfacher Mantel. Fast schon schlicht.
»Ich verstehe nichts von Spitze«, sagte Juilin. »Hast du mich deshalb sprechen wollen?«
»Nein, natürlich nicht. Was gibt es da zu grinsen?« Der Kerl grinste nicht bloß; das Lächeln teilte sein dunkles Gesicht beinahe in zwei Hälften.
»Ich bin glücklich, das ist alles. Suroth ist weg und ich bin glücklich. Wenn du mich nicht über Spitze ausfragen wolltest, worum geht es dann?«
Blut und verdammte Asche! Die Frau, für die er sich interessierte, musste eine von Suroths Da’covale sein! Eine, die sie zurückgelassen hatte. Sonst hatte er nämlich keinen Grund, sich dafür zu interessieren, ob sie da war oder nicht, und erst recht keinen Grund, darüber glücklich zu sein. Und der Mann wollte sich etwas von ihrem Besitz nehmen! Nun, vielleicht war das ja gar nicht so schlimm, verglichen damit, ein paar Damane zu entführen.
Mat hinkte zu Juilin herüber, legte einen Arm um seine Schultern und führte ihn ins Wohnzimmer. »Ich brauche das Gewand einer Damane für eine Frau von etwa dieser Größe.« Er hielt eine Hand in Schulterhöhe hoch. »Eine schlanke Frau.« Er schenkte dem Burschen sein ehrlichstes Lächeln, aber Juilins Grinsen schwand merklich. »Und ich brauche drei Sul’dam -Gewänder und einen A’dam . Und mir kam der Gedanke, dass der Mann, der am besten weiß, wie man etwas stiehlt, ohne erwischt zu werden, ein Diebefänger sein musste.«
»Ich bin
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