Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
Diebefänger«, knurrte der Mann und schüttelte Mats Arm ab, »und kein Dieb!«
Mat ließ sein Grinsen ebenfalls verschwinden. »Juilin, du weißt, dass die einzige Möglichkeit, die Schwestern aus der Stadt zu bringen, darin besteht, die Wachen glauben zu machen, dass sie noch immer Damane sind. Teslyn und Edesina tragen, was sie dazu brauchen, aber wir müssen Joline verkleiden. Suroth wird in zehn Tagen wieder da sein, Juilin. Wenn wir bis dahin nicht verschwunden sind, wird deine Hübsche noch immer ihr gehören, wenn wir dann gehen.« Wenn sie bis dahin nicht weg waren, würde keiner von ihnen gehen, zumindest befürchtete er das. Licht, in dieser Stadt konnte sich ein Mann in seinen Räumen zu Tode zittern.
Juilin vergrub die Fäuste in den Taschen seines dunklen tairenischen Mantels und starrte ihn finster an. Das hieß, eigentlich starrte er durch ihn hindurch auf etwas, das dem Diebefänger in keiner Weise gefiel. Schließlich zog er eine Grimasse und murmelte: »Das wird nicht leicht sein.«
Tatsächlich waren die folgenden Tage alles andere als leicht. Die Dienerinnen lachten über seine neuen Kleider. Also seine alten Kleider. Sie grinsten und schlossen in seiner Hörweite Wetten darüber ab, wie schnell er sich bei Tylins Rückkehr wohl umziehen konnte; die meisten schienen zu glauben, er würde, sobald er von ihrer bevorstehenden Ankunft erfuhr, durch die Korridore laufen und sich die Kleider vom Leib reißen. Er ignorierte sie. Bis auf den Teil mit Tylins Rückkehr. Als eine Dienerin dies zum ersten Mal erwähnte, wäre er beinahe zusammengezuckt, weil er glaubte, sie wüsste mehr als er.
Einige der Frauen und fast alle Männer schlossen von seinem Kleiderwechsel auf seine baldige Abreise. Sie bezeichneten es missbilligend als Flucht und taten, was sie konnten, um ihm Steine in den Weg zu legen. In ihren Augen war er die Salbe, die Tylins Zahnschmerzen linderte, und sie wollten nicht, dass sie nach ihrer Rückkehr ihre Wut ertragen mussten, weil sie ihn verloren hatte. Er musste dafür sorgen, dass sich entweder Lopin oder Nerim ständig in Tylins Gemächern aufhielt, um seine Besitztümer zu bewachen, andernfalls wären die Kleider erneut verschwunden, und nur Vanin und die Rotwaffen konnten verhindern, dass Pips aus dem Stall verschwand.
Mat versuchte diesen Eindruck noch zu verstärken. Wenn er ging und gleichzeitig zwei Damane verschwanden, würde man die Geschehnisse mit Sicherheit miteinander in Verbindung bringen, aber da Tylin verreist und seine Absicht wegzulaufen vor ihrer Rückkehr ein offenes Geheimnis gewesen war, würde man sie nicht verantwortlich machen können. Jeden Tag ritt er mit Pips im Stall einige Bahnen, sogar bei Regen, und jedes Mal ritt er länger, als wollte er sein Durchhaltevermögen trainieren. Was er tatsächlich tat, wie ihm nach einer Weile bewusst wurde. Sein Bein und die Hüfte schmerzten noch immer furchtbar, aber so langsam glaubte er, zehn Meilen schaffen zu können, ohne absteigen zu müssen. Acht Meilen auf jeden Fall.
Wenn der Himmel wolkenlos war, verschafften die Sul’dam ihren Damane ihren Auslauf, während er übte. Den Seanchanerinnen war klar, dass er nicht Tylins Besitz war, andererseits hatte er gehört, wie einige ihn als Spielzeug bezeichneten! Tylins Spielzeug, sagten sie, als wäre das sein Name! Er war für sie nicht wichtig genug, als dass sie sich für seinen richtigen Namen interessiert hätten. Für sie war jemand entweder Da’covale oder nicht, und dieses Zwischending amüsierte sie endlos. Er ritt unter dem Gelächter der Sul’dam und versuchte sich einzureden, dass ihm das half. Je mehr Leute aussagen konnten, dass er vor Tylins Rückkehr seine Flucht vorbereitet hatte, umso besser war es für sie. Es war nur nicht besonders angenehm für ihn.
Gelegentlich sah er Aes Sedai-Gesichter unter den Damane , die man spazieren führte, außer Teslyn waren es drei, aber er hatte keine Ahnung, wie Edesina aussah. Sie hätte die kleine blasse Frau sein können, die ihn an Moiraine erinnerte, oder die große mit dem silbrig-blonden Haar oder die schlanke Schwarzhaarige. Wie sie so neben einer Sul’dam hergingen, hätten sie genauso gut aus eigenem Antrieb spazieren gehen können, wären da nicht der funkelnde Kragen um ihren Hals und die Leine gewesen, die sie mit dem Handgelenk der Sul’dam verband. Teslyn selbst sah bei jeder Begegnung zusehends wütender aus und starrte stur geradeaus. Jedes Mal schien sich auf ihrem Gesicht größere
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