Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
in Betracht gezogen. Hätte dafür gesorgt, dass im Fall seines Überlebens jemand in seiner Nähe war. Du wirst nicht überleben, wisperte Lews Therin. Keiner von uns wird überleben.
Schlaf weiter, dachte Rand gereizt. Er wusste, dass er nicht überleben würde. Aber er wollte es. In seinem Kopf erscholl ein verächtliches Lachen als Antwort, aber der Laut wurde schwächer und verschwand. Der Kahlkopf ließ die anderen jetzt vom Wagen steigen und rieb sich zufrieden die Hände. Jetzt schien er auch noch eine Ansprache halten zu wollen!
»Ailil und Shalon sind am Leben, und sie sind nicht geflohen«, sagte Rand laut. Er hatte sie gefesselt und geknebelt unter einem Bett versteckt, wo sie die Diener ein paar Stunden später gefunden hätten. Die Abschirmung, mit der er die Windsucherin des Meervolkes umgeben hatte, hätte sich einige Zeit davor auflösen müssen. Dann hätten die beiden Frauen in der Lage sein müssen, sich selbst zu befreien. »Fragt Cadsuane. Sie wird sie in Lady Arilyns Palast gebracht haben.«
»Cadsuane Sedai geht im Sonnenpalast ein und aus, als würde er ihr gehören«, sagte Dobraine mit wohlüberlegten Worten, »aber wie hätte sie die Frauen ungesehen herausbringen sollen? Und warum? Ailil ist Torams Schwester, doch sein Anspruch auf den Sonnenthron ist nichts mehr wert, falls er überhaupt jemals einen Wert hatte. Und eine hochrangige Atha’an Miere festzuhalten … Zu welchem Zweck?«
Rand ließ seine Stimme unbeschwert klingen, als wäre es ihm egal. »Warum hält sie Lady Caraline und den Hochlord Darlin als ihre ›Gäste‹ fest, Dobraine? Warum tun Aes Sedai überhaupt etwas? Ihr werdet sie dort finden, wo ich sagte. Falls sie Euch den Zugang gewährt und nachsehen lässt.« Dobraines Fragen waren nicht dumm gewesen. Er wusste darauf nur keine Antwort. Natürlich repräsentierten Caraline Damodred und Ailil Riatin die letzten beiden Häuser, die den Sonnenthron innegehabt hatten. Und Darlin Sisnera war der Anführer der Adligen von Tear gewesen, die ihn aus ihrem kostbaren Stein hatten vertreiben wollen.
Rand runzelte die Stirn. Er war davon überzeugt gewesen, dass sich Cadsuane auf seine Person konzentrierte, auch wenn sie nach außen hin stets einen anderen Eindruck hinterließ, aber was war, wenn dies gar kein Täuschungsmanöver war? Es wäre eine Erleichterung gewesen, wenn es sich so verhielt. Natürlich. Das Letzte, was er jetzt brauchen konnte, war eine Aes Sedai, die glaubte, sich in seine Angelegenheiten einmischen zu können. Das Allerletzte. Vielleicht richtete Cadsuane ihre ungefragte Einmischung in andere Richtungen. Min hatte gesehen, wie Sisnera eine seltsame Krone trug; über diese Vision hatte er viel nachgedacht. Im Gegensatz zu anderen Dingen, die sie gesehen hatte, in denen es um ihn und die Grüne Schwester gegangen war. War es möglicherweise ganz einfach? Glaubte Cadsuane, sie könnte bestimmen, wer sowohl über Tear wie auch Cairhien herrschte?
Einfach? Beinahe hätte er gelacht. Aber so verhielten sich Aes Sedai nun einmal. Und Shalon, die Windsucherin? Sie in ihrer Gewalt zu haben würde Cadsuane möglicherweise ein Druckmittel gegen Harine, die Herrin der Wogen, in die Hand geben, aber er vermutete vielmehr, dass sie einfach zusammen mit Ailil aufgegriffen worden war und man zu verschleiern versuchte, wer die Adlige entführt hatte. Man würde Cadsuane eines Besseren belehren. Es war bereits entschieden worden, wer über Tear und Cairhien herrschte. Das würde er ihr sagen müssen. Später. Das stand ganz weit unten auf der Liste seiner Prioritäten.
»Dobraine, bevor ich gehe, muss ich Euch …« Die Worte erstarben auf seiner Zunge.
Auf dem Hof hatte der Kahlköpfige auf dem Wagen einen Hebel bewegt, und plötzlich hob sich das Ende einer langen horizontalen Stange und senkte sich wieder, dabei trieb sie eine kürzere Stange in ein in die Ladefläche geschnittenes Loch. Und der ganze Wagen vibrierte, bis er scheinbar kurz vor dem Auseinanderfallen stand, und der Schornstein spuckte Rauch aus, und dann setzte sich das Gefährt ruckelnd in Bewegung; die Stangen hoben und senkten sich, zuerst langsam und dann immer schneller. Der Wagen fuhr, ohne Pferde!
Rand war sich nicht bewusst, dass er es laut ausgesprochen hatte, bis ihm die Vorsteherin antwortete.
»Ach, das! Das ist Mervin Poels Dampfwagen, wie er ihn nennt, mein Lord Drache.« Ihre hohe, überraschend jugendliche Stimme troff vor Missbilligung. »Behauptet, er könnte mit diesem
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