Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
hauchdünne Chance. Wir hätten eine größere Aussicht auf Erfolg, wenn wir den Kerl bewusstlos schlagen und uns den Weg freikämpfen.«
»Ich weiß«, knurrte Perrin. Er hatte während der stundenlangen Streiterei mehr als nur einmal daran gedacht. Es wäre möglich gewesen, hätten die Asha’man und die Aes Sedai und die Weisen Frauen alle zusammen die Macht benutzt. Aber er hatte an einer Schlacht teilgenommen, die mit der Einen Macht ausgefochten worden war, er war Zeuge gewesen, wie Männer während eines Augenblinzelns in blutige Stücke gerissen wurden und Flammen aus der Erde schossen. Bevor sie fertig gewesen wären, hätte sich Abila in ein Schlachthaus verwandelt. Wenn es nach ihm ging, würde er so etwas niemals wieder sehen müssen.
»Was glaubst du, was dieser Prophet davon halten wird?«, fragte Elyas.
Perrin musste erst die Gedanken an die Brunnen von Dumai abschütteln, bevor er darüber nachsinnen konnte, was Elyas gesagt hatte. Ach ja. Wie er das Unmögliche zustande bringen würde. »Mir ist es gleichgültig, was er davon hält.« Mal davon abgesehen, dass der Mann Ärger machen würde, denn so viel stand fest.
Gereizt rieb er sich den Bart. Er musste ihn stutzen. Das hieß, ihn stutzen lassen. Wenn er die Schere ergriff, würde Faile sie ihm abnehmen und sie Lamgwin geben. Es erschien noch immer unmöglich, dass dieser gewaltige Schulterklopfer mit seinem vernarbten Gesicht und den eingefallenen Knöcheln über die Fertigkeiten eines Leibdieners verfügte. Licht! Ein Leibdiener. Langsam kam er mit Faile und ihren seltsamen saldaeanischen Gebräuchen zurecht, aber je besser er damit zurechtkam, desto mehr gelang es ihr, die Dinge so zu regeln, dass sie ihr gefielen. Frauen taten das natürlich sowieso, aber manchmal war er der Meinung, eine Art von Wirbelwind gegen den anderen eingetauscht zu haben. Vielleicht sollte er es noch mal mit diesem meisterhaften Herumgebrülle versuchen, das ihr anscheinend so gut gefiel. Ein Mann sollte sich den Bart selbst stutzen können, wenn er wollte. Aber er bezweifelte, dass er das tun würde. Es war schon schwer genug zurückzubrüllen, wenn sie damit angefangen hatte. Außerdem war es idiotisch, ausgerechnet in diesem Augenblick darüber nachzudenken.
Er musterte die anderen, die zu ihren Pferden gingen, als wären sie Werkzeuge, die er für eine harte Arbeit ausgewählt hatte. Er hegte die Befürchtung, dass Masema diese Reise so schlimm wie die übelste Arbeit machen würde, die er jemals erledigen musste, und seine Werkzeuge hatten alle einen Sprung.
Seonid und Masuri blieben an seiner Seite stehen; die Kapuzen ihrer Umhänge waren so weit vorgezogen, dass ihre Gesichter im Schatten lagen. In den Geruch ihres Parfüms mischte sich ein rasiermesserscharfes Zittern; kontrollierte Furcht. Wäre es nach Masema gegangen, hätte er sie auf der Stelle getötet. Und die Wachen würden es noch immer tun, sollten sie das Gesicht einer Aes Sedai erkennen. Unter so vielen Männern würde es mit Sicherheit einen geben, der es auch schaffte. Masuri war um eine Handspanne die größere der beiden, aber Perrin konnte auf ihre Köpfe herabsehen. Die Schwestern ignorierten Elyas und wechselten im Schatten ihrer Umhänge einen Blick, dann ergriff Masuri leise das Wort.
»Versteht Ihr jetzt, warum er getötet werden muss? Der Mann ist … wie ein tollwütiges Tier.« Nun, die Braune nahm selten ein Blatt vor den Mund. Glücklicherweise stand keiner der Wächter nahe genug, um sie belauschen zu können.
»Ihr hättet einen besseren Ort wählen können, um das zu sagen«, erwiderte er trotzdem. Er wollte die Argumente nicht noch einmal hören, weder jetzt noch später, aber vor allem nicht jetzt. Und es hatte den Anschein, als musste er es auch nicht.
Edarra und Carelle erhoben sich hinter den Aes Sedai, die Köpfe bereits mit dunklen Schultertüchern umwickelt. Die Enden, die auf Brust und Rücken hingen, schienen kaum einen Schutz vor der Kälte zu bieten, aber der Schnee schien die Weisen Frauen mehr zu stören – ja, schon seine bloße Existenz ärgerte sie. Ihre von der Sonne gebräunten Gesichter hätten, soweit sie zu sehen waren, aus Stein gemeißelt sein können, aber der von ihnen ausgehende Geruch erinnerte an einen Stahldorn. Der Ausdruck in Edarras blauen Augen, die für gewöhnlich so gelassen blickten, dass sie in einem seltsamen Gegensatz zu ihren jugendlichen Gesichtszügen zu stehen schienen, war so hart wie dieser Stahldorn. Natürlich verbarg sich
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