Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
hatten Chiad und Bain Faile begleitet. Bain war Gaul völlig gleichgültig, aber mit Chiad war es schon eine andere Sache. Die Töchter hatten Gauls Hoffnung, dass Chiad den Speer zur Seite legen würde, um ihn zu heiraten, nicht im Mindesten unterstützt – ganz im Gegenteil! –, aber vielleicht war das ja der Grund.
Perrin grunzte erbost über sich selbst. Chiad und Bain, und wer noch? Selbst blind vor Furcht wegen Faile hätte er wenigstens danach fragen müssen. Wenn er sie zurückbekommen wollte, musste er die Angst besiegen und die Augen aufmachen. Aber es war, als wollte er einen Baum mit den Händen erwürgen.
Auf dem flachen Hügel wimmelte es nun vor Aktivität. Jemand hatte bereits Steher fortgeführt, und die Männer von den Zwei Flüssen verließen den Ring um die Hügelkuppe, strömten zu ihrem Lager und riefen einander zu, was sie im Fall des Angriffs der Lanzenreiter getan hätten. Gelegentlich hob ein Mann die Stimme und fragte nach Faile, ob jemand wusste, ob die Lady in Sicherheit war, wo man nach ihr suchte, aber die anderen brachten ihn dann stets mit besorgten Blicken in Perrins Richtung zum Schweigen. Die Gai’shain gingen inmitten der ganzen Hektik stoisch ihren Aufgaben nach. Ohne den nötigen Befehl hätten sie das auch getan, während um sie herum die Schlacht tobte, keiner hätte die Hand gehoben, um zu helfen oder zu behindern. Die Weisen Frauen waren zusammen mit Seonid und Masuri in einem der Zelte verschwunden und die Eingänge waren nicht nur heruntergezogen, sondern verschnürt. Sie wollten nicht gestört werden. Zweifellos würden sie über Masema sprechen. Womöglich schmiedeten sie Pläne, wie sie ihn töten konnten, ohne dass Rand oder er erfuhren, dass sie es gewesen waren.
Er hieb gereizt die Faust in die offene Handfläche. Er hatte Masema doch tatsächlich vergessen. Der Mann sollte sich ihnen vor Einbruch der Dunkelheit anschließen, mit einer hundert Mann starken Ehrenwache. Mit etwas Glück würden die Späher aus Mayene bis dahin zurück sein, Elyas und die anderen kurz darauf.
»Mein Lord Perrin?«, sagte Grady hinter ihm und er drehte sich um. Die beiden Asha’man standen vor ihren Pferden und spielten unschlüssig mit den Zügeln. Grady holte tief Luft und sprach weiter, nachdem Neald zustimmend genickt hatte. »Wir beide könnten ein großes Gebiet absuchen, wenn wir Reisen. Und wenn wir die Entführer finden, nun, ich bezweifle, dass selbst ein paar Hundert Aiel zwei Asha’man daran hindern könnten, sie zurückzuholen.«
Perrin wollte ihnen befehlen, sofort anzufangen, aber dann überlegte er es sich anders. Grady war ein Bauer gewesen, aber niemals ein Jäger oder Waldläufer. Neald hielt jeden Ort ohne eine Steinmauer darum für ein Dorf. Sie konnten einen Fußabdruck von einer Eiche unterscheiden, aber selbst wenn sie Spuren fanden, würde vermutlich keiner von ihnen bestimmen können, in welche Richtung sie führten. Natürlich konnte er sie begleiten. Er war nicht so gut wie Jondyn, aber … Er könnte gehen und sich Dannil mit Arganda auseinandersetzen lassen. Und mit Masema. Ganz zu schweigen von den Intrigen der Weisen Frauen.
»Geht packen«, sagte er leise. Wo war Balwer? Nirgendwo in Sicht. Es war kaum wahrscheinlich, dass er losgezogen war, um Faile zu suchen. »Vielleicht werdet ihr hier gebraucht.«
Grady blinzelte überrascht und Nealds Mund blieb offen stehen.
Perrin gab ihnen keine Gelegenheit zur Widerrede. Er ging auf das niedrige Zelt mit dem zugebundenen Eingang zu, der von außen nicht zu öffnen war. Wenn die Weisen Frauen ungestört bleiben wollten, wollten sie ungestört bleiben, egal ob ein Clanhäuptling kam oder sonst jemand. Und das galt auch für einen Feuchtländer, der schwer an der Last des Lords von den Zwei Flüssen trug. Er zückte das Gürtelmesser und bückte sich, um die Bänder zu zerschneiden, aber bevor er die Klinge in den engen Spalt zwischen den beiden Zeltplanen schieben konnte, gerieten sie in Bewegung, als würde sie jemand von innen öffnen. Er richtete sich auf und wartete.
Das Zelt öffnete sich und Nevarin schlüpfte heraus. Ihr Schultertuch war um ihre Taille geknotet, aber abgesehen von ihrem zu Nebel erstarrenden Atem gab sie keinerlei Anzeichen, dass sie die eiskalte Luft spürte. Sie sah das Messer in seiner Hand und stemmte mit klirrenden Armreifen die Fäuste in die Hüften. Sie war beinahe knochendürr, hatte langes, sandfarbenes Haar, das von einem dunklen, zusammengefalteten Tuch
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