Das Rätsel deiner Leidenschaft
nahezu unbesiegbar machte. Das war die Zeit, in der die Wächter und ihre Familien flohen. Sie nahmen das Elixier mit, und irgendwann wurde die Armee schwächer. Poseidon bestrafte sie für ihre Gier und befahl dem Ozean, die Insel zu verschlingen«, sagte sie.
»Niemand wurde bestraft, Sabine. Die Insel wurde durch ein Erdbeben oder einen Vulkanausbruch vernichtet.«
»Das ist nicht das, was meine Leute glauben. Das Elixier war ein Geschenk an uns, aber wir gehorchten nicht, und dafür wurden wir gestraft.«
»Wie von einer biblischen Plage«, sagte er.
»Wenn du es so sehen willst.«
»Nun, das mit den Soldaten aus dem Großen Krieg ist jedenfalls eine gute Theorie. Worauf ich mich konzentriert habe, war die Stelle ›nachdem die zehn erschaffen wurden‹. Ich glaube, sie bezieht sich auf die Zehn Gebote.«
»Du sollst nicht töten«, sagte sie. »Sag das mal dem Auserwählten.«
»Ich glaube nicht, dass es sich auf eines der Gebote im Besonderen bezieht, sondern mehr darauf, wie sie den Menschen präsentiert wurden«, sagte Max.
»Von einem Berg aus?«
»Nein, auf Steintafeln. Ich glaube, unsere nächste Aufgabe besteht darin, eine bestimmte Tafel zu finden.«
Sie dachte einen Moment darüber nach. »Der Stein von Rosette«, sagte sie, aber dann schüttelte sie den Kopf. »Was würde uns eine Tafel nützen?«
»Uns einen weiteren Hinweis geben?«
»Wenn das so weitergeht, könnten wir für die nächsten hundert Jahre Anhaltspunkte suchen«, erwiderte sie seufzend.
»Betrachte es als ein Abenteuer, Sabine.«
»Vielleicht haben wir aber keine Zeit für Abenteuer. Es stehen Menschenleben auf dem Spiel«, sagte sie. Einschließlich des ihren .
»Das ist wahr. Nicht nur das Leben des letzten Wächters, sondern auch das der restlichen militärischen Führer, die uns andere beschützen.« Max nickte. »Ja, es steht wirklich sehr viel auf dem Spiel.«
»Warum kümmert dich das Ganze eigentlich so?«, fragte sie, außerstande, ihre Neugierde noch länger zu verbergen.
»Es hat mit meinem Club zu tun«, erwiderte er prompt. »Es ist zwar nicht unsere Absicht oder unser Hauptanliegen, die Krone zu behüten, aber Solomon's hat doch hin und wieder Gelegenheit gehabt, unsere Monarchin und unser großartiges Land zu beschützen.«
Das glaubte Sabine keine Sekunde lang, aber Max hatte immer auf alles eine Antwort. »Also tust du es aus Patriotismus?«
»Und vielleicht auch noch aus anderen, persönlicheren Gründen.« Er zuckte die Schultern. »Ich interessiere mich für alles, was mit Atlantis zusammenhängt. Dich mit eingeschlossen.«
Sabines Herzschlag stockte. Sie sah in seine klaren blauen Augen und erkannte in ihnen Intelligenz, Humor und Leidenschaft.
Er hatte ihre Karte gefunden. Phinneas hatte einmal eine Vision dazu gehabt, »eine wunderbare«, hatte er gesagt. Max würde sich jedoch nicht mit diesem einen Artefakt zufriedengeben.
»Aber wenn man dir Gelegenheit böte, den Beweis zu finden«, sagte sie, »würdest du es tun?«
»Das würde ich«, erwiderte Max ohne Zögern.
Sie wusste, dass das für sich allein genommen ihr schon Angst einjagen müsste. Die Wächter arbeiteten unermüdlich daran, das Elixier zu verbergen und zu beschützen, um zu verhindern, dass es ausgebeutet und verdorben wurde. Max wusste von dem Elixier und hatte mit eigenen Augen dessen Macht gesehen. Er konnte sie alle ruinieren, wenn er wollte.
Dieses E-Book wurde von der "Osiandersche Buchhandlung GmbH" generiert. ©2012
Kapitel achtzehn
S abine und Max stiegen die breite Treppe hinauf, die zum von Säulen flankierten Eingang des Britischen Museums führte. Sie waren hier, um der Königlichen Bibliothek einen Besuch zu machen, und dieses Mal kehrten sie nicht wieder auf halbem Wege um.
»Bist du sicher, dass der nächste Hinweis uns zu Alexander dem Großen führt?«, fragte Sabine.
»Nein, aber sollte ich recht haben, werden wir der Wahrheit gleich gegenüberstehen«, sagte Max.
»Jetzt sprichst du auch schon in Rätseln«, bemerkte sie mit einem Lächeln. Sie hatte in letzter Zeit überhaupt viel mehr gelächelt. Was eigentlich seltsam war, wenn sie bedachte, wie viel komplizierter und gefährlicher ihr Leben in den letzten beiden Wochen geworden war. Aber Max brachte sie zum Lachen.
»Die ›Große Armee‹ könnte auch die ›Armee des Großen‹ bedeuten. Es war großgeschrieben. Kurz bevor er starb, hat Alexander der Große noch einen letzten Erlass herausgegeben«, sagte Max.
»Auf einer Steintafel?«,
Weitere Kostenlose Bücher