Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rätsel deiner Leidenschaft

Das Rätsel deiner Leidenschaft

Titel: Das Rätsel deiner Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn DeHart
Vom Netzwerk:
Ecke.
    Sabine folgte seinem Fingerzeig und sah einen Pfosten mit einem kleinen Holzkasten darauf. Sie schaute wieder auf den Boden und griff nach dem Lederbeutel in ihrer Hosentasche. »Ein Spiel«, murmelte sie, während sie die Steine in ihre Hand fallen ließ.
    »Das sieht aber gar nicht wie ein Spiel aus«, meinte Max, als er sich bückte und mit einer Hand über die bemalten Kacheln fuhr. »Sie erinnern an Glasmalereien. Dieser Raum hier sieht mehr wie eine Grabstätte oder irgendeine Art von Denkmal aus.«
    »Nein, es ist Thistle. Ich kenne dieses Spiel«, sagte sie.
    »Hast du es schon mal gespielt?«
    Sie selbst hatte es noch nie gespielt, den anderen Kindern in ihrem Dorf aber früher stundenlang dabei zugesehen. Die Nase ans Fenster gedrückt, bis das Glas von ihrem Atem ganz beschlagen war, hatte sie dagesessen und beobachtet, wie die anderen Kinder lachten, herumhüpften und ihre Steine warfen. Sie hätte liebend gern mitgespielt, aber sie war die Tochter einer Wächterin und hatte deshalb lernen müssen. Und sie hatte vor Verletzungen und Unfällen bewahrt werden müssen, wie sie in jeder Kindheit geschahen, vor kleinen Blessuren und aufgeschürften Knien. Auch wenn sie diese Opfer als dumm und übertrieben angesehen hatte, nachdem sie dann doch nicht zur Wächterin erwählt worden war.
    Sabine atmete tief durch. »Nein, ich habe es nicht gespielt.«
    »Ist es ein atlantidisches Spiel?«, fragte Max.
    »Ja, und ich habe viele Male dabei zugesehen.« Sie sah Max an. »Ich kann es spielen.«
    Er machte eine auffordernde Handbewegung und entfernte sich von den bemalten Kacheln.
    Sabine warf noch einen Blick auf die kleinen Steine in ihrer Hand und ließ sie dann in den Kasten fallen. Sie rollten umher und zerstreuten sich, bis sie liegen blieben.
    »Drei«, sagte sie und ging zu den bemalten Kacheln, um sie genauer zu betrachten. Max hatte recht. Sie ähnelten tatsächlich Glasmalereien und stellten Menschen in ihrem alltäglichen Leben dar. Auf einem Bild war eine Frau zu sehen, die Wäsche zum Trocknen aufhängte; eine andere Kachel zeigte Männer bei der Feldarbeit. »Drei«, sagte Sabine noch einmal.
    Bevor sie begann, sah sie Max an. »Was auch immer geschieht, du darfst die Kacheln auf keinen Fall berühren, bis ich das Spiel beendet habe.«
    Er nickte zustimmend.
    Sabine trat auf eine der Kacheln. Dann bewegte sie sich zur nächsten weiter. Vor jedem Schritt studierte sie die Bilder und wählte immer eins mit Darstellungen von drei Menschen oder Dingen, um ihren nächsten Schritt zu tun.
    Max stand still dabei und verfolgte jede ihrer Bewegungen.
    In Gedanken konnte Sabine wieder die Mädchen und Jungen lachend und scherzend miteinander spielen sehen. Manchmal hatten sie ihr zugewinkt, wenn sie sie am Fenster sahen, aber meistens hatten sie sie ignoriert.
    Vier weitere Schritte, und sie hatte das Brett schon halbwegs überquert. Hier blieb sie stehen und fasste ihre nächste Möglichkeit ins Auge.
    Dann hob sie einen Fuß, um ihn auf die Kachel vor ihr zu setzen, auf der Kinder zu sehen waren, die mit drei Bällen spielten. Doch als ihr Fuß den Stein berührte, zerbrach er und fiel in ein tiefes, höhlenartiges Loch darunter. Sabine verlor das Gleichgewicht, aber Max packte sie und hielt sie fest, ohne selbst das Spielfeld zu betreten.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    »Das war der falsche Schritt«, erwiderte sie mit zitternder Stimme. »Ich muss etwas übersehen haben auf diesem Bild. Einen vierten Ball vielleicht.«
    »Geschieht das immer, wenn man einen falschen Schritt macht?«
    »Nein, normalerweise ›stirbst‹ du, was bedeutet, dass du die Runde verloren hast. Aber dieses Spiel ist offenbar ein bisschen anders als das Thistle, das die Kinder spielen. Hier scheint es nicht nur ein Tod im übertragenen Sinn zu sein.«
    »Genau.« Max machte keine Anstalten, sich von ihr zu entfernen, sondern hielt sie immer noch und half ihr, das Gleichgewicht zu bewahren.
    »Ich kann jetzt weitermachen«, sagte sie mit einem Nicken.
    »Keine weiteren Fehler«, ermahnte er sie.
    Sabine lächelte. »Ich werde mich bemühen.«
    Sie wusste nicht, wie viel länger sie brauchte, um sich durch das Spiel zu arbeiten, aber irgendwann hatte sie ihren letzten Schritt vor sich. Nachdem sie für einen Moment die Augen geschlossen und sich konzentriert hatte, sah sie sich sehr genau die verbliebenen Kacheln an. »Jetzt kommt die letzte«, sagte sie.
    »Bist du sicher?«, fragte Max.
    »Mehr oder weniger«, erwiderte

Weitere Kostenlose Bücher