Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rätsel deiner Leidenschaft

Das Rätsel deiner Leidenschaft

Titel: Das Rätsel deiner Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn DeHart
Vom Netzwerk:
und stieß auf Holz. »Vielleicht habe ich mich geirrt und es ist doch ein Grab. Ich glaube, wir haben Mr Travers gefunden.« Max blickte grinsend zu ihr auf. »Hoffentlich ist er nicht an der Pest gestorben.«
    Sabine schüttelte den Kopf. »Du bist nicht sehr amüsant, Max.« Trotzdem musste sie wider Willen lächeln.
    Er schenkte ihr ein mutwilliges Grinsen. »Oh, ich denke schon, dass ich das bin. Und nur damit du es weißt – viele andere finden das auch.« Dann grub er weiter und entfernte die Erde von dem hölzernen Sarg. »Besonders die Damen.«
    »Ich glaube nicht, dass es dein Sinn für Humor ist, was ihnen an dir gefällt«, konterte sie spitz.
    »Mein gutes Aussehen? Meine Männlichkeit?«
    Sabine verdrehte ihre Augen. »Ja, das muss es sein. Dich die Schaufel schwingen zu sehen macht mich richtig schwach«, sagte sie und tat so, als müsste sie sich Luft zufächeln.
    »Du siehst auch schon ganz blass aus.«
    »Mach weiter«, sagte sie.
    Er brauchte weitere fünf Minuten, um den Sarg freizulegen, dann ließ er sich auf die Knie fallen. »Komm zu mir herunter, damit ich sehen kann, was ich tue.«
    Zusammen knieten sie über dem Grab. Sabine hielt die Laterne so tief wie möglich, als Max Erdreste vom Sarg abkratzte, und sie versuchte, das wilde Pochen ihres Herzens zu ignorieren. Sie hatte in den letzten zwei Tagen genug Leichen gesehen, dass es für ihr Leben reichte. Und nun sollte sie schon wieder eine sehen, und diese zudem als Skelett. Sabine erschauderte. Es schien ihr falsch zu sein, die letzte Ruhestätte eines Menschen zu entweihen, und wenn sie noch so gute Gründe für ihr Tun hatten.
    Max benutzte die Schaufel, um den Deckel des Sarges aufzustemmen, und mit einigen krächzenden Geräuschen hob er sich. Von Mr Travers war nicht viel übrig geblieben. Die Insekten hatten nicht nur seine Knochen abgenagt, sondern auch gleich die meisten seiner Kleider vertilgt. Kleine Erdhäufchen um seine Überreste ließen darauf schließen, dass Würmer seine letzte Ruhestätte als neues Zuhause nutzten.
    »Vielleicht war der Vogel nur Verzierung«, sagte Sabine.
    »Du willst doch wohl nicht schon aufgeben.«
    »Dir scheint das Ganze Spaß zu machen«, beschuldigte sie ihn.
    »Aber sicher«, erwiderte er.
    »Nein, ich bin noch nicht bereit, aufzugeben.« Zögernd hielt sie ihre Hand über die Leiche. Sie hatte mit genug Wunden, Verletzungen und Entzündungen zu tun gehabt, um nicht mehr zimperlich zu sein. Aber diese leblosen Knochen jagten ihr einen kalten Schauder über den Rücken. Schließlich schluckte sie ihre Furcht und griff in das Grab hinein.
    Oft wurden Atlantider mit Besitzstücken aus ihrem Leben begraben, wie Schmuck und anderen von ihnen geschätzten Dingen. Sie suchte zuerst um die Füße und Beine herum, fand aber nichts.
    »Hast du das schon mal getan?«, fragte Max.
    Sie lehnte sich zurück und sah ihn an. »Ein Grab entweiht? Ganz sicher nicht.« Sie zögerte und betrachtete ihn nachdenklich. »Warum? Hast du es schon mal getan?«
    »Sagen wir einfach, dass die hohe Kunst des Grabdurchsuchens nichts Unbekanntes für mich ist.« Und dann besaß er die Frechheit, sie auch noch anzugrinsen.
    »Lass uns das hier hinter uns bringen«, sagte sie ärgerlich.
    Die Knochen bewegten sich und fielen aus ihrer ursprünglichen Position, als sie um das Skelett herum den Boden absuchten. Es gab keine Taschen mehr in der wenigen Kleidung, die Mr Travers noch geblieben war. Max sah unter dem Oberkörper der Leiche nach. Wieder fand er nichts, bis er Mr Travers' Kopf bewegte. Der Schädel wandte sich Sabine zu, die leeren Augenhöhlen schienen sie direkt anzustarren, und der lebloser Blick zerriss ihr fast das Herz.
    Sie schluckte, konnte den Blick aber nicht von dem Gerippe abwenden.
    »Na also«, sagte Max und lehnte sich mit einem kleinen Lederbeutel in der Hand zurück. »Halt deine Hand auf.«
    Sabines Hände schlossen sich instinktiv zu Fäusten. Aber sie nahm sich zusammen und zwang sich, Max eine Hand hinzustrecken. Er drehte den Beutel um und ließ sieben Steine auf ihre Hand fallen.
    »Steine«, sagte er und blickte mit verwirrter Miene zu ihr auf. »Steine?«
    Sabines Aufregung verflog und wich Enttäuschung. »Das kann nicht alles sein«, sagte sie.
    Sie gab die Steine in den Beutel zurück und steckte ihn in ihre Hosentasche. Dann griff sie wieder in den Sarg. Diesmal vergaß sie, wie respektlos sie mit Mr Travers' Überresten umgingen, und fuhr mit der flachen Hand über den Boden des Sargs,

Weitere Kostenlose Bücher