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Das Rätsel der dritten Meile

Das Rätsel der dritten Meile

Titel: Das Rätsel der dritten Meile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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du weißt selbst am besten, daß das nur damit zusammenhängt, daß du aus irgendeinem Grund mit deinem eigenen Vornamen auf Kriegsfuß stehst. Deswegen hütest du ihn ja auch wie ein Staatsgeheimnis. Selbst ich, obwohl wir uns nun schon eine halbe Ewigkeit kennen, weiß ja nur den Anfangsbuchstaben; aber es ist mir auch völlig schnurz, ob das nun für Eric oder Ernie oder sonstwas steht. Wenn du der Meinung bist, daß deine Eltern dir einen unpassenden Vornahmen gegeben haben und du ihn möglichst lieber nicht nennst, finde ich das völlig in Ordnung; aber nun gleich alle Vornamen zu kategorisieren und in passende und unpassende einzuteilen, finde ich reichlich übertrieben.»
    Morse, der nur zu gut wußte, daß der Doktor recht hatte, versuchte gar nicht erst sich zu verteidigen, sondern starrte nur, ohne ein Wort zu sagen, in sein Whiskyglas.
    Es herrschte ein unbehagliches Schweigen.
    Der Pathologe ergriff als erster wieder das Wort: «Ein Gutes hat der Zustand des Toten immerhin — du brauchst dich nicht mit der Frage aufzuhalten, ob er Selbstmord begangen hat. Und auch ein Unfall kommt ja wohl kaum in Frage, es sei denn, man wäre bereit anzunehmen, daß etwa eine Schiffsschraube ihm gleich alles auf einmal — Kopf, Beine, Hände — abgetrennt hat.»
    «Du schließt also Unfall als Todesursache aus?»
    «Ich schließe zu diesem Zeitpunkt noch gar nichts aus. Ich kann erst etwas sagen, wenn ich ihn seziert habe.»
    Morse stöhnte gequält. «Aber eine grobe Schätzung abgeben, wie lange er deiner Meinung nach im Wasser gelegen hat, das könntest du doch?»
    «Ich kann nichts sagen, bevor ich ihn nicht...»
    «Eine grobe Schätzung!» sagte Morse fast flehend.
    «Noch nicht sehr lange», knurrte der Gerichtsmediziner unwillig. «Das Todesdatum liegt aber möglicherweise schon länger zurück.»
    «Und wie lange ist nicht sehr lange?»
    «Das ist eine knifflige Frage.»
    «Nenn mir eine Frage, die für dich nicht knifflig ist!» sagte Morse aufgebracht. «Aber tot ist er doch, oder?»
    Der Pathologe trank seinen Whisky aus und goß sich noch einmal nach. Er lächelte nachsichtig. «Ich weiß, daß die Todeszeit dir bei deinen Ermittlungen einen wichtigen Anhaltspunkt bietet. Aber das ist eben nicht so einfach. Es gibt zu viele Variablen...»
    «Das interessiert mich alles nicht.»
    «Viel besser für dich wäre», fuhr der Arzt fort, «wenn es dir gelänge, einen Zeugen ausfindig zu machen, der gesehen hat, wie er ins Wasser geworfen, oder noch besser, wie er umgebracht wurde.»
    Morse nickte und sah zu Lewis hinüber, der sofort begriff.
    «Ich werd nicht lange brauchen, Sir», sagte er, «es gibt ja nur höchstens zwölf, vierzehn Häuser hier.» Schon im Aufstehen begriffen, wandte er sich an den Pathologen: «Es wäre sehr hilfreich, Sir, wenn Sie ungefähr sagen könnten, wie lange er schon im Wasser gelegen hat.»
    «Zwei, drei Tage, Sergeant.»
    «Auf einmal weißt du’s also», sagte Morse grollend, als Lewis gegangen war.
    «Nein, wissen tu ich gar nichts», gab der Pathologe zurück. «Aber dein Lewis ist immer so höflich, nicht? Da verdient er doch ein bißchen Hilfe.»
    «Zwei, drei Tage...» wiederholte Morse nachdenklich.
    «Sehr viel länger jedenfalls nicht. Und der Tod dürfte ungefähr einen Tag davor eingetreten sein. Seine Haut ist über das Stadium des sogenannten Waschfraueneffekts bereits hinaus, und das bedeutet, daß er länger als vierundzwanzig Stunden im Wasser gelegen hat; es sieht mir ganz danach aus, als ob er auch das, was man als aufgedunsene Phase bezeichnet, hinter sich hat und sich bereits dem Stadium nähert, in dem die Haut gebleicht wird. Ich denke, zwei bis zweieinhalb Tage dürften ungefähr hinkommen.»
    «Und da sein Mörder nicht so dumm gewesen sein wird, ihn bei hellem Tageslicht in den Kanal zu werfen...»
    «Ja, genau. Ich tippe auf Sonntag abend. Falls ich wider Erwarten noch lebende Flöhe an ihm entdecken sollte, so werde ich allerdings wissen, daß alles, was ich dir jetzt erzählt habe, Unsinn gewesen ist — die gehen nämlich im Wasser nach spätestens vierundzwanzig Stunden ein .»
    «Nach dem, was ich von ihm gesehen habe, glaube ich kaum, daß du Flöhe bei ihm finden wirst — ob tote oder lebende.»
    «Sag das nicht! Das hängt ganz davon ab, wo er aufbewahrt wurde, bevor man ihn ins Wasser warf. Vielleicht hat er im Kofferraum eines Wagens gelegen — zusammen mit einem toten Hund.»
    Morse nickte trübe. Es paßte ihm nicht, daß er völlig im

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