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Das Rätsel der Fatima

Das Rätsel der Fatima

Titel: Das Rätsel der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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ein Schnaufen hörte. Steif vor Schreck blieb sie stehen und starrte in die Dunkelheit. Da war doch jemand in ihrem Zimmer? Aber wer… Sie zählte bis drei, doch nichts geschah, kein Schatten näherte sich, kein Geräusch war zu hören.
    »Wer ist da?«, fragte sie und tastete gleichzeitig mit zitternder Hand nach der Vase, die auf dem kleinen Tisch neben ihrem Bett stand. Sie war nicht besonders groß und auch nicht sehr schwer, aber mit voller Wucht auf den Schädel eines Menschen geschmettert, sollte sie genügend Schaden anrichten, um selbst einen kräftigen Mann abzuwehren – wenigstens für einige wenige Augenblicke.
    »Wer ist da?«, wiederholte sie mit mehr Nachdruck. Die Vase in der Hand verlieh ihr Mut. »Los, rede mit mir!«
    »Ich bin’s, Beatrice.«
    Die Stimme kam aus der Nähe des Fensters.
    »Maffeo?«
    Beatrice starrte angestrengt in die Dunkelheit, und schließlich sah sie ihn. Er hockte zusammengesunken auf einem der beiden Stühle.
    »Maffeo, was machst du hier? Und warum um alles in der Welt sitzt du im Dunkeln? Soll ich…«
    Sie streckte ihre Hand nach einer Zunderbox aus, um eine der Lampen anzuzünden, doch Maffeo hielt sie davon ab.
    »Nein, bitte tu das nicht«, sagte er. »Das Licht blendet mich.«
    Etwas in seiner Stimme ließ sie erstarren. Er klang so kläglich, so schwach. Als ob er im Sterben liegt, dachte sie, und die Angst kroch plötzlich ihre Wirbelsäule hoch. Entschlossen ging sie zum Fenster und öffnete die Vorhänge. Draußen schien der Mond an einem sternenklaren Himmel. Sein fahles Licht fiel auf Maffeo, der geblendet die Hand vor die Augen hob. Trotzdem konnte sie gut sehen, dass sein Gesicht hochrot war, als hätte er hohes Fieber. Mit zwei Schritten war Beatrice bei ihm und legte eine Hand auf seine Stirn. Sie war kochend heiß.
    »Was ist los?«, fragte sie und griff nach seinem Handgelenk, um den Puls zu fühlen. Er war so schnell, dass sie kaum mitzählen konnte.
    »Ich werde sterben, Beatrice«, sagte Maffeo. Seine Stimme war so leise, dass sie ihn nur mit Mühe verstehen konnte. »Schon bald werde ich…«
    »Unsinn«, entgegnete sie heftig und erschrak selbst darüber, wie schroff sie klang. »Du hast hohes Fieber. Aber davon allein stirbt man nicht.«
    Wenigstens nicht, wenn ich es verhindern kann, fügte sie in Gedanken hinzu.
    Doch Maffeo schüttelte den Kopf. »Ich weiß deinen Optimismus zu schätzen, Beatrice, aber es ist zu spät.« Er keuchte, als ob er einen Dauerlauf machen würde. »Li Mu Bai hat es mir heute gesagt. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit, und ich muss noch etwas regeln. Ich muss dir etwas erzählen. Deshalb…«
    »Vermutlich hast du Li Mu Bai nur falsch verstanden«, unterbrach sie ihn. »Was hat er denn gesagt?«
    »Er sagte, mein Lebenslicht verlöscht – oder etwas in der Art. Genau begriffen habe ich es nicht. Aber die Botschaft war eindeutig.« Maffeo fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. »Wasser. Bitte. Ich habe entsetzlichen Durst.«
    »Dein Lebenslicht verlöscht also. Wenn er das herausgefunden hat, warum tut Li Mu Bai dann nichts dagegen?«, fragte Beatrice, eilte zum Wasserkrug, füllte eine Trinkschale und brachte sie Maffeo. Ihre Angst um den Freund schlug in Wut um, Wut, die sich gegen Li Mu Bai und alle chinesischen Ärzte des ganzen mongolischen Reiches richtete. »Er hat doch Akupunkturnadeln, er kennt Kräuter. Warum um alles in der Welt behandelt er dich nicht? Und wenn er tatsächlich nicht mehr weiterweiß, was spricht dagegen, einen seiner Kollegen zu Rate zu ziehen? Da wo ich herkomme, ist das so üblich.«
    »Glaube mir, Li Mu Bai kann nichts mehr für mich tun. Und wenn er es nicht kann, dann kann mir niemand in Taitu helfen.« Maffeo griff nach dem Becher und trank so gierig, dass die Hälfte des Wassers überschwappte und ihm über das Gesicht lief. »Seit vielen Tagen behandelt er mich, aber ohne Erfolg. Der Verfall schreitet immer schneller voran, und jetzt ist es nicht mehr aufzuhalten. Vor ein paar Stunden hat er mir gesagt, dass ich sterben werde. Es ist nicht seine Schuld. Er sagte, dass möglicherweise Gift mit im Spiel ist.«
    »Gift?« Beatrice schrie das Wort beinahe heraus. Es war so unvorstellbar, so widerlich, so grausam, dass sie ihren Ohren nicht traute. Nicht trauen wollte. »Er glaubt allen Ernstes, du wirst vergiftet?«
    »Ja«, antwortete Maffeo und hielt ihr den Becher hin. »Bitte. Ich habe wirklich furchtbaren Durst.«
    »Gift.« Beatrice konnte es immer noch nicht fassen.

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