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Das Rätsel der Fatima

Das Rätsel der Fatima

Titel: Das Rätsel der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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Kopf. »Er lebt allein. Ich glaube, er hat noch nicht einmal einen Diener, so seltsam dies auch klingen mag.«
    »Dann ist da wirklich etwas faul an diesem Kerl«, sagte Beatrice. Sie war enttäuscht. Ihr ganzer schöner Plan ging gerade den Bach runter. Nun gut, dann musste sie sich eben noch etwas anderes einfallen lassen.
    »Es gibt auch noch Marco«, sagte sie und lächelte grimmig. »Er hat mir, wie du ja weißt, einen Ring geschenkt, als ich ihn das letzte Mal getroffen habe. Er sagte, falls ich ihn sehen wolle, soll ich ihm den Ring schicken. Bislang bin ich nicht davon ausgegangen, dass ich den Ring jemals benutzen würde. Aber nun glaube ich, der Zeitpunkt wäre günstig, Marcos großzügiges Angebot anzunehmen. Vielleicht kann ich ihn sogar davon überzeugen, dass wir uns in seinen Gemächern treffen sollten.«
    »Das willst du wirklich alles tun?«, fragte Dschinkim, nachdem er sich von seiner Überraschung erholt hatte. »Ist dir auch klar, wie gefährlich das werden kann? Mit Marco ist nicht zu spaßen. Sollte er dich jemals durchschauen, wird er…«
    »Ja, das weiß ich.« Beatrice ballte ihre Hände zu Fäusten. Die Gefahr war ihr bewusst – wenigstens theoretisch. Trotzdem blieb sie dabei. Sie hatte sich etwas vorgenommen, und das wollte sie nun auch ausführen. »Aber es ist mir egal. Maffeo ist für mich wie ein Vater. Und ich kann und werde es nicht zulassen, dass dieser Kerl, der ihn beinahe ermordet hat, ungestraft davonkommt oder womöglich seinen feigen Anschlag wiederholt.«
    Dass sie so ganz nebenbei auch hoffte, auf diese Weise öfter mit Dschinkim zusammen zu sein, brauchte er natürlich nicht zu wissen.
    »Ich bin immer noch nicht davon überzeugt, dass du das Richtige tust«, sagte Dschinkim, »aber ich habe den Eindruck, dass es zwecklos wäre, es dir ausreden zu wollen. Du würdest nur auf eigene Faust deine Nachforschungen anstellen. Wenn ich es dir aber gestatte, kann ich wenigstens ein Auge auf dich haben.« Er seufzte, doch ein Lächeln glitt über sein Gesicht, und für einen kurzen Moment wirkte er sogar glücklich. »Also gut. Du wirst mir dabei helfen, den feigen Attentäter zu finden. Aber nur unter einer Bedingung. Du wirst mir regelmäßig Bericht erstatten. Und du wirst nichts tun, was dein Leben oder das deines Kindes gefährden könnte.«
    Beatrice lächelte. Seine Besorgnis um sie ließ ihr Herz schneller schlagen. Vielleicht war da ja doch etwas zwischen ihnen…
    »Ich verspreche es dir«, sagte sie.
    »Gut. Wir sollten jetzt nach Taitu zurückreiten. Wahrscheinlich hat man unser Verschwinden bereits bemerkt. Es könnte unnötig Verdacht erregen, wenn wir zu lange fortbleiben. Außerdem ist es kalt. Du frierst bestimmt schon.«
    Dschinkim wendete sein Pferd und trat ihm leicht in die Flanken. Beatrice folgte ihm und konnte ihren Blick kaum von ihm abwenden. Seine Haltung war gerade, stolz und doch biegsam und geschmeidig, ein Jäger und Krieger wie aus dem Bilderbuch. Am liebsten hätte sie ihm gesagt, dass sie sich gern noch die Gegend ansehen würde – auch wenn es hier nichts zu sehen gab außer Himmel, Gras, ein paar Hügel und Wälder. Nichts, was von seinen eindrucksvollen Augen ablenken konnte. Stundenlang hätte sie in diese leuchtenden grünen Augen sehen können. Und dann seine Stimme… Sie klang rau und tief, als hätte er seine Stimmbänder mit Schleifpapier bearbeitet. Wenn er sprach, liefen ihr mit jedem seiner Worte wohlige Schauer über den Rücken. Was er wohl über sie dachte? Manchmal, so wie eben, hatte sie den Eindruck, dass auch er sich zu ihr hingezogen fühlte. Und dann wieder wirkte er so distanziert, dass sie nicht mehr sicher war. Wollte er wirklich nichts von ihr, oder war er vielleicht einfach nur schüchtern? Sollte sie den ersten Schritt wagen? Aber wie würde er dann reagieren? Selbst im 21. Jahrhundert gab es immer noch genügend Männer, die es abstoßend fanden, wenn eine Frau auf sie zuging. Und Dschinkim war stolz. Eine zu forsche Art konnte ihn unter Umständen verletzen. Er würde sich ganz von ihr abwenden. Und dann war alles zu Ende, noch bevor es angefangen hatte.
    Sie dachte an Markus, an Ali und an Saddin. Keine dieser Beziehungen war einfach und problemlos gewesen. Markus hatte drei Jahre lang sehr erfolgreich ihre Persönlichkeit unterdrückt, und sie hatte es noch nicht einmal gemerkt. Das Verhältnis zu Saddin war von vornherein nur von begrenzter Dauer gewesen, weil er sie töten wollte – oder musste, je nachdem,

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