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Das Rätsel der Fatima

Das Rätsel der Fatima

Titel: Das Rätsel der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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werden oder bereits seit Langem mit den Feinden gemeinsame Sache machen.«
    Beatrice seufzte. Offensichtlich hatte er vor, diese Mammutaufgabe, die einen ganzen Polizeistab wochenlang beschäftigt hätte, allein zu übernehmen. Dschinkim, der »einsame Wolf«. Das war nicht nur verrückt, das war geradezu verantwortungslos. Niemals würde er diese Aufgabe allein bewältigen können. Und während er hinter einzelnen Spuren herjagte, verstrich wertvolle Zeit. Zeit, die der oder die Attentäter nutzen konnten, um Beweise zu vernichten und unterzutauchen. So würden sie das an Maffeo verübte Verbrechen niemals aufklären können. Doch als sie Dschinkim das sagte, zuckte er nur mit den Schultern.
    »Ich weiß. Um ehrlich zu sein, rechne ich auch nicht damit, dass wir jemals den Schuldigen finden werden. Ich kann nur hoffen, so aufmerksam zu sein, dass es uns gelingt, einen weiteren Anschlag zu verhindern.«
    Er wirkte so niedergeschlagen, so hoffnungslos und bedrückt, dass Beatrice das Herz schwer wurde. Sie hatte das unwiderstehliche Bedürfnis, ihm zu helfen. Aber wie? Sie war doch Ärztin und keine Kriminalkommissarin. Alles Wissen über die Arbeit der Polizei hatte sie aus Büchern und Filmen, und das lag natürlich fernab jeder Realität. Aber vielleicht… wenn man davon ausging, dass Regisseure, Schriftsteller und Drehbuchautoren sich auch nicht alles aus den Fingern saugen konnten, sondern für ihre Geschichten recherchieren mussten, dann würde sie vielleicht die eine oder andere nützliche Idee…
    »Ich werde dich bei dieser Aufgabe unterstützen«, sagte sie schließlich.
    Dschinkim schüttelte den Kopf. Er lächelte und sah dabei gleichzeitig so traurig aus, dass es Beatrice die Kehle zuschnürte. Am liebsten hätte sie ihn in den Arm genommen und getröstet. Aber sie hielt sich zurück. Dschinkim war wirklich nicht der Mann, den man ungefragt einfach so berühren durfte.
    »Ich danke dir für dein Angebot, aber…«
    »Traust du mir etwa nicht?«
    Dschinkim sah sie überrascht an. »Doch, natürlich, aber…«
    »Gut«, unterbrach sie ihn. »Dann ist es also abgemacht.«
    »Aber du bist eine Frau!«, rief Dschinkim aus. »Noch dazu eine Frau, die in Kürze ein Kind erwartet. Wie willst du mich unterstützen?«
    »Ganz einfach. Erstens habe ich Zugang zu Maffeos Gemächern und zu seinen Dienern. Wenn das Gift dort versteckt ist oder in eine seiner Speisen gemischt wurde, habe ich die Chance, es herauszufinden. Im Gegensatz zu dir kann ich mich dort umsehen und jeden befragen, ohne dass es auffällt. Die meisten der chinesischen Diener halten mich ohnehin für ziemlich neugierig. Ich habe also keinen Ruf zu verlieren. Zweitens…«
    »Gerade deshalb ist es ja so gefährlich, Beatrice«, unterbrach Dschinkim sie. »Sollte einer von Maffeos Dienern der Schuldige sein, bedeutet das, dass du mit dem Mörder unter einem Dach lebst. Es wäre für diesen Schurken eine Kleinigkeit, dich ebenfalls zu vergiften.«
    »Zweitens bin ich Ärztin«, fuhr Beatrice fort, ohne auf Dschinkims Argument einzugehen. Es war ein überzeugendes Argument, aber davon wollte sie nichts wissen. Zumindest nicht jetzt. Darüber konnte sie nachdenken, wenn der Giftmischer gefasst und es zu spät für Panikattacken war. »Ich gehe im Haus der Heilung ein und aus. Ich kann Li Mu Bai befragen und mich umhören, ob Tollkirschen hier bekannt sind. In der Apotheke im Haus der Heilung werden mindestens tausend verschiedene Arzneikräuter aufbewahrt. Wer weiß, vielleicht sind ja auch Tollkirschen darunter. Wenn ja, würde es den Kreis der Verdächtigen erheblich eingrenzen, denn nur die Ärzte und ihre Untergebenen haben Zutritt zur Apotheke. Drittens spreche ich fließend Arabisch. Dieser Ahmad hat mit Sicherheit einen Harem voller Frauen, die sich hier in Taitu tödlich langweilen. Wenn die arabischen Männer ahnen würden, was Frauen, die nicht wissen, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollen, alles hören und sehen, würden sie den Harem als Institution auf der Stelle abschaffen. Wenn ich also mit diesen Frauen Kontakt aufnehme, wird es nicht weiter auffallen. Für sie wird es eine willkommene Abwechslung sein, mit jemandem zu sprechen, der ihren Klatsch und Tratsch noch nicht kennt und…«
    »Ahmad hat keine Frauen«, unterbrach Dschinkim sie. »Er ist unverheiratet.«
    »Was?«, entfuhr es Beatrice. »Keine Frauen? Nicht einmal eine einzige? Nicht einmal eine Schwester oder seine Mutter leben bei ihm?«
    »Nein.« Dschinkim schüttelte den

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