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Das Rätsel der Fatima

Das Rätsel der Fatima

Titel: Das Rätsel der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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widerwillig drehte Beatrice ihren Kopf, schlug die Augen auf und erkannte Tolui.
    Sein junges, hübsches Gesicht war von Schmerz gezeichnet. Aber da war noch etwas anderes. Wut. Tolui war außer sich vor Zorn. Allmählich, ganz langsam merkte Beatrice, dass er immer wieder dasselbe sagte, immer wieder dieselben Worte benutzte. Es dämmerte ihr, dass er mit ihr sprach, dass er ihr etwas mitteilen wollte. Und schließlich verstand sie ihn.
    »Maffeo Polo, der Venezianer, hat meinen Onkel umgebracht!«
    Mit einem Ruck setzte sich Beatrice auf. Sie war schlagartig wach. Innerhalb von Hundertstel Sekunden waren Lethargie und Schwere von ihr gewichen. Sie packte Toluis Handgelenk.
    »Was hast du gesagt?«
    »Maffeo Polo hat Dschinkim, den Bruder und Thronfolger des Khans, meinen Onkel, getötet!«
    Beatrice sah ihn an. Sein Gesicht war bleich, seine Nasenflügel blähten sich, zornige Falten bildeten sich auf seiner Stirn. Was er sagte, klang verrückt, wie das Resultat der wirren Gedankenwelt eines Wahnsinnigen. Und wer weiß, vielleicht war er wirklich durchgedreht, wahnsinnig vor Schmerz und Trauer um den geliebten Onkel. Aber da waren seine Augen. Klare, leuchtende grüne Augen. Dschinkims Augen. Und sie wusste, dass er nicht verrückt war, ganz gleich, wie seltsam und befremdlich das, was er behauptete, auch klingen mochte.
    Beatrice schüttelte heftig den Kopf. »Nein. Du irrst dich. Maffeo würde so etwas nicht tun. Dschinkim ist…« Sie brach ab. »Er war Maffeos Freund. Sie sind gemeinsam zur Jagd gegangen, sie…«
    »Ich wollte es zuerst auch nicht glauben«, fiel Tolui ihr ins Wort. Seine Stimme bebte vor mühsam unterdrücktem Zorn. »Aber es ist wahr. Maffeo Polo hat Dschinkim getötet. Und ich habe sogar Beweise dafür.«
    Beatrice schloss die Augen. »Beweise?«, fragte sie kläglich. Ihre Kehle war staubtrocken. »Was für Beweise?«
    »Das Gift, das meinen Onkel getötet hat, war in seinem Abendessen. Es waren Pilze. Fremde Pilze aus dem Abendland. Und sie waren ein Geschenk von Maffeo Polo.«
    Pilze? Natürlich. Der berühmte, gefürchtete, tödliche Knollenblätterpilz. Das musste es sein. Eine Vergiftung mit diesem Pilz führte innerhalb von relativ kurzer Zeit zu einer schweren Gastroenteritis und dann unbehandelt zum Leberversagen. Beatrice wurde schwindlig. War sie denn aus dem einen Albtraum erwacht, nur um in den nächsten hinüberzugleiten?
    »Erzähl mir alles«, sagte sie. »Alles, was du herausgefunden hast.«
    »Gut. Aber es wird nichts an den Tatsachen ändern.« Tolui straffte die Schultern. »Du selbst hast mir aufgetragen, Taijin nach den Speisen zu befragen, die Dschinkim zuletzt zu sich genommen hat. Das habe ich getan. Nichts von allem war ungewöhnlich. Er hat Reis zubereitet und Fleisch, am Spieß über dem Feuer gebraten, so wie es mein Onkel lie…« Er biss die Zähne zusammen und schluckte. Es war ihm deutlich anzumerken, welche Willensanstrengung es ihn kostete, vor Beatrice nicht in Tränen auszubrechen. »So wie es mein Onkel liebte. Aber da waren Pilze, Pilze, wie sie nicht bei uns wachsen, eine ganze Reisschale voll. Maffeos Diener brachte sie mit den besten Grüßen von seinem Herrn, als ein Geschenk aus dem Abendland für Dschinkim. Der Diener schärfte Taijin ein, dass nur Dschinkim von diesen Pilzen essen dürfe, weil sie so kostbar und erlesen seien. Die Pilze hatten eine weite Reise hinter sich und waren getrocknet, so dass Taijin sie erst in Wasser einweichen musste, bevor er sie zubereiten konnte. Von allen Speisen hat auch er selbst gegessen. Nur die Pilze hat er, so wie der Diener es ihm befohlen hatte, nicht angerührt.«
    Beatrice rieb sich die Stirn. »Aber das beweist doch gar nichts. Überleg doch mal. Wenn Maffeo wirklich die Absicht gehabt hätte, Dschinkim zu töten, glaubst du tatsächlich, er wäre so dumm gewesen, seinen Diener mit den Pilzen zu Dschinkim zu schicken und ihn sagen zu lassen, dass sie von ihm sind? Wenn die Pilze also tatsächlich von Maffeo stammen, kann es sich nur um einen Unfall gehandelt haben. Einen unglücklichen Zufall, durch den unter den essbaren Pilzen auch ein oder zwei giftige waren. Es gibt aber auch noch andere Möglichkeiten. Der Diener könnte bestochen worden sein, und die Pilze kamen in Wirklichkeit gar nicht von Maffeo. Oder aber Taijin sagt nicht die Wahrheit.« Sie holte erschöpft Luft. »Wie äußert sich denn Maffeo zu den Vorwürfen?«
    Tolui zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Aber er

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