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Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Titel: Das Rätsel der Hibiskus-Brosche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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Sutherland-Gesellschaft an die Straßenkreuzung kam, standen da schon mehrere Reitergruppen. Eine Anzahl Wagen parkten auf dem Grasstreifen vor der ziemlich baufälligen Holzhütte. Sahib reagierte auf diesen Anblick, indem er den Kopf hochwarf und sich fröhlich aufbäumte.
    »Da kommen die Hunde!« rief Jerry, als ein Lastwagen vorfuhr, aus dessen Lattenaufbau weiß und braun gefleckte Schnauzen hervorschauten. Unermüdlich waren einige Damen an einem behelfsmäßigen Tisch außerhalb der Halle damit beschäftigt, Tee einzuschenken und die Tassen den Reitern zuzureichen. Plötzlich erinnerte sich Beth an ihre Pflichten. Kurz ehe sie gegangen waren, hatte ihre Mutter ihr auf getragen: »Vergiß nicht, daß wir ein paar Hähnchen fürs Frühstück stiften wollen!«
    Beth hatte ein ganz schuldbewußtes Gesicht gemacht. »Himmel, ich wollte heute noch eine ganze Liste von Spenden aufstellen, und dann habe ich es doch wieder verschwitzt! Mutter, hast du mal einen Bleistift und ein Stück Papier?«
    Hilfsbereit brachte Alice Sutherland einen Bleistift, und Beth zog ein Blatt Papier aus ihrem Beutel. »Oh, der Zettel war schon mit in Honolulu! Ich habe auf ihm die Namen der Pferderassen notiert, weil Bruce Ellis gewettet hatte, ich könnte sie nicht richtig schreiben! Aber eine Seite ist noch frei, das wird genügen.«
    »Kind, wie unpraktisch du bist! Ich habe dir doch ein kleines Notizbuch gegeben«, protestierte ihre Mutter, aber Beth lachte vergnügt und meinte: »Du hast mir ein halbes Dutzend gegeben, immer mal wieder eins, aber wo sie alle geblieben sind, weiß ich auch nicht.« Und dann hatte sie ihre Mutter auf die Nasenspitze geküßt und war davongelaufen, nachdem sie Papier und Bleistift in ihre Tasche geschoben hatte.
    Jetzt wandte sie sich dem Hauptmann zu und sagte lachend: »Nichts ist schwerer, als zum Helfen angestellt zu werden. Aber als meiner Mutter Tochter habe ich ein ausgeprägtes Pflichtbewußtsein — eine Art Schuldgefühl, wenn ich stillsitze, während andere Leute arbeiten. Hier, Jerry, halte mal Fidget!« Und schnell setzte sie sich nieder, holte ihren Bleistift und das Papier heraus und fing an, die Spenden zu notieren.
    Sowie sie damit fertig war, drückte ihr jemand ein abgenutztes Zinntablett in die Hand, das mit übervollen Tassen bestellt war, und ergeben machte sie damit die Runde. Plötzlich bemerkte sie im Hintergrund eine fremde graue Stute, ein großes mageres Geschöpf mit knochigen Schultern und einem Vollblutkopf.
    Wer in aller Welt..., dachte Beth, die eigentlich überzeugt war, daß sie alle Reiter und ihre Pferde kannte. Und was für ein Pferd! Für einen kurzen Augenblick starrte sie es neugierig an. Dann ging sie um es herum, um die Aufmerksamkeit des Eigentümers auf sich zu lenken, eines großen Mannes im Reitanzug, der ihr den Rücken zuwandte.
    »Möchten Sie eine Tasse Tee?«
    »Ja, danke, Beth, gern!« Der große Mann drehte sich mit einem Lächeln zu ihr herum.
    »Gott im Himmel — Bill!« stotterte Beth und sah die Stute mit gemischten Gefühlen an.
    »Warum bist du denn so überrascht?« fragte er pikiert und tat zwei Löffel Zucker in seine Tasse.
    »Natürlich bin ich überrascht«, erwiderte Beth entrüstet. »Du gehst doch sonst nie zur Jagd! Ich habe dich oft genug gefragt, aber du hast stets gesagt, das wäre bloße Zeitverschwendung!«
    »Heute hatte ich eben Lust, meine Zeit zu verschwenden!«
    »Ich wette, daß du das nicht ernst meinst. Wo hast du dieses Pferd her?«
    »Gekauft als Zuchtstute«, erwiderte er mit Unschuldsmiene. »Findest du sie gut?«
    »Eine Zuchtstute? Niemals! Das nehme ich dir einfach nicht ab. Du solltest dich schämen, mir so etwas zu erzählen. Kann sie denn überhaupt springen?«
    »Das werden wir ja bald sehen«, erwiderte er freundlich. »Die Jäger sind ja so gut wie fertig. Brauchst du Hilfe?«
    »Natürlich nicht. Ich reite Fidget. Sahib habe ich Hauptmann Hillford überlassen.«
    »Ein guter Gedanke! Er macht dem Pferd Ehre.«
    Bill war heute übelster Laune, dachte Beth, als sie davonging, um das leere Tablett zurückzubringen und Fidget bei Jerry wegzuholen. Warum hatte er ihr nicht gesagt, daß er kommen würde, und warum war er nicht mit ihr zu dem Treffen geritten? Weshalb hatte er den Kauf des neuen Pferdes nicht mit ihr besprochen? Er war doch sonst nicht so verschwiegen. Und woher kam der plötzliche Wunsch, mit zu jagen, während er sonst doch immer betonte, daß das bloß darauf hinausliefe, Zäune niederzubrechen

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