Das Rätsel der Hibiskus-Brosche
vielleicht können Sie uns doch irgendwie helfen. Versuchen Sie nur, sich alles ins Gedächtnis zurückzurufen: alles, was sie gesagt hat, wen sie getroffen hat, alles, was Ihnen einfällt. Ah, da ist Clara. Sie will uns zum Essen holen. Was ist mit Ihnen beiden?«
Bill schüttelte den Kopf. Wenn er an Essen dachte, wurde ihm direkt übel. Natürlich war er kein Narr, der zusammenbrechen würde, weil er nichts gegessen hatte. Deshalb hatte er schon früh am Morgen etwas zu sich genommen, und der Kaffee von Mrs. Sutherland war alles, was ihm noch gefehlt hatte. Bruce lehnte ebenfalls ab, doch Wright meinte, daß sie sich zu ihm und Jim setzen sollten, während sie aßen. »Wir haben das Frühstück ausgelassen und sind hungrig. Wir sind schon tüchtig marschiert, nicht wahr, Jim?«
Jim, der wie viele Farmer selten lief, wenn er reiten konnte, stimmte ihm lebhaft bei und setzte sich dankbar an den Tisch. Aber er war voller Unruhe. Das versprach eine recht unangenehme Geschichte zu werden, und da war etwas...
Nachdem Wright Ellis einen kurzen Überblick über die Lage gegeben hatte, sagte er: »So, und nun überlegen Sie mal, was Sie und Beth alles in Honolulu gemacht haben. Versuchen Sie, sich an alles zu erinnern.«
Bruce runzelte die Stirn und ließ in Gedanken die Tage passieren, die sie zusammen verbracht hatten. »Da ist nicht viel zu berichten. Ich war auch auf Urlaub, und wir haben allerhand zusammen unternommen. Wir haben Ausflüge gemacht, waren am Meer, haben in der Sonne gelegen. Sie war ein Mädchen, mit dem Sie etwas unternehmen konnten, und nicht... ich meine, sie war ein guter Kamerad«, wobei er Bill schuldbewußt anblickte. Es ist nicht ganz einfach zu gestehen, daß man mit dem Mädchen eines anderen seinen Spaß gehabt hat; aber es war ja nichts Ernsthaftes gewesen, nichts, wofür er sich hätte schämen müssen.
Bill verstand. Er nickte kurz, aber seine Augen sagten, daß er alles begriffen hatte. Ja, so war Beth wirklich. Manchmal hatte er schon gewünscht, daß sie weniger herzlich, weniger zugänglich wäre, daß sie nicht rundherum die ganze Welt ebenso freundlich anlächelte wie ihn — aber bestimmt war sie ein guter Kamerad.
Bruce fuhr fort, die Ereignisse der einzelnen Tage in sein Gedächtnis zurückzurufen, sich an die Orte zu erinnern, die sie gesehen, an die zufälligen Begegnungen, die sie gehabt hatten. »Am letzten Tage machten wir dann unsere Einkäufe miteinander. Beth wollte Geschenke aussuchen, die sie mit heimnehmen wollte, und Sie wissen ja, was für Gauner diese Leute in den Basars sind. Ich war vorher schon mal dort gewesen — und das war der letzte Tag, an dem ich sie gesehen habe.«
Wright blickte von seinen Notizen auf. »War das da, wo Sie ihr die Brosche gegeben haben?«
Bill stand unruhig auf. Er dachte an den dummen Streit, den sie wegen der Brosche gehabt hatten. Gott, was für ein Narr war er gewesen! Immer unzufrieden und eifersüchtig! Selbst am letzten Tage bei der Jagd! Und da war nichts, weshalb er hätte eifersüchtig sein können. Dieser Ellis war ein guter Kerl. Vollkommen unbefangen. Er kam weder wegen der Brosche noch wegen irgend etwas anderem in Verlegenheit. Ein offener, freundlicher Mensch.
»Ja«, meinte Bruce, »ich wollte ihr doch so gern ein Andenken an die Ferien schenken. Sie wollte nichts Besonderes haben — Sie wissen ja, wie sie ist.« Damit wandte er sich an Bill, damit der es ihm bestätigte, und Bill schämte sich mehr denn je.
»Aber die Hibiskus-Brosche anzunehmen war sie bereit?« spann Wright den Faden sofort weiter.
»Ja, weil sie nur ein paar Dollar kostete. Ich fand ja, daß es ein recht armseliges Geschenk wäre, aber sie sagte: Die oder nichts! Das war auch der Tag, an dem sie mir ihre Adresse gab. Sie hatte sie auf einen kleinen Zettel geschrieben. Ich habe ihn noch in meiner Brieftasche. Auf diese Weise habe ich hergefunden.«
»Ja, aber die Brosche: darüber möchte ich mehr wissen. Sind Sie ganz sicher, daß sie nicht von Wert war?«
»Natürlich bin ich das. Wenn sie irgendeinen Wert gehabt hätte, dann hätten diese Blutsauger bestimmt eine ordentliche Summe dafür verlangt. Es war hübsches Kunstgewerbe.«
»Übrigens«, sagte Bill, »hat sie sie ja verloren, wie Sie wissen — oder vielmehr wissen Sie das nicht, weil Sie ja nicht am Flughafen waren. Ja, sie fiel ihr in der Menschenmenge runter, und sie suchte gerade noch danach, als ein hawaiischer Junge sie fand und ihr gab.«
Wright machte abermals eine
Weitere Kostenlose Bücher