Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Raetsel der Liebe

Das Raetsel der Liebe

Titel: Das Raetsel der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Rowan
Vom Netzwerk:
Gehirn. Der elegante Dr. Joseph Cole mit dem brillanten Verstand und dem kalten, scharfen Blick eines wahren Intellektuellen. Der Mann, für den sie eine so dunkle Faszination entwickelt hatte.
    »Ich bekam eine Sondergenehmigung und durfte die Vorlesungen und Seminare an der Universität besuchen, obwohl ich nicht immatrikuliert war«, erklärte sie. »Ich hatte kaum Freunde. Andere Mädchen gab es dort nicht, und die aus dem Dorf wussten nicht, was sie mit mir anfangen sollten. Die Jungen hielten mich einfach für einen komischen Vogel. Also verbrachte ich beinahe meine gesamte Zeit mit Greta und Dr. Cole. Dann wurde Gretas Mutter krank, und sie musste nach Bremen reisen. Ich blieb mit Dr. Cole allein. Eine ältere Frau, eine Tante von ihm, zog vorübergehend zu uns, um die Regeln des Anstands zu wahren und Gerede zu vermeiden. Aber sie war gebrechlich und auch ein bisschen vergesslich und verbrachte die meiste Zeit auf ihrem Zimmer.«
    Lydia verlagerte leicht die Haltung. Auch ohne in Alexanders Richtung zu sehen, wusste sie, dass er immer noch in derselben starren Haltung verharrte. Ihr wurde eng um die Brust, und sie begann zu schwitzen. Ihre Kehle war trocken. Sie nahm noch einen Schluck Brandy.
    »Ich … ich nahm gerade ein Bad. Er wusste es. Er hatte das Hausmädchen die Wassereimer in mein Zimmer tragen sehen. Er kam herein, als ich …«
    Ihre Stimme brach, und sie presste die Augen zusammen. Hinter den geschlossenen Lidern formte sich die nebelhaft wabernde Erinnerung zu einem klaren Bild. Der anfängliche Schreck über das Auftauchen von Dr. Cole hatte einer vorsichtigen Neugier Platz gemacht, als er in unverkennbarer Absicht näher gekommen war. Er hatte die Hand ausgestreckt und sie gestreichelt. Sie war noch unberührt, doch voll entwickelt, und sein Streicheln hatte all ihre Sinne geweckt, ihre Haut, ihr Blut und ihr Verlangen.
    »Aber er hat nicht … es war keine …« Die Worte blieben Alexander im Halse stecken.
    Lydia schüttelte den Kopf. »Alles wäre viel leichter, wenn ich sagen könnte, er hätte mich gezwungen. Das hat er nicht. Er machte mir deutliche Avancen, das schon. Und vielleicht hätte er sogar aufgehört, wenn ich … wenn ich sie nicht erwidert hätte. Aber ich tat es. Ich gestattete ihm, alles mit mir zu tun, was er wollte. Ich … ich fand es schön.«
    Ihr Gesicht glühte vor Scham, aber sie zwang sich, weiterzusprechen, als sei dieses Eingeständnis die Buße dafür, dass sie die verbotenen Freuden genossen hatte, deren ihr Körper fähig war.
    Lange unterdrückte Erinnerungen stiegen in ihr hoch. Die Art, wie sich Dr. Cole plötzlich von einem Geistesmenschen in einen glühenden Liebhaber verwandelt hatte. Wie sich ihre jugendliche Verklemmtheit aufgelöst hatte und wie ein Natternhemd von ihr abgefallen war. Das Gefühl von Freiheit, das sie angesichts ihrer Nacktheit empfunden hatte. Das köstliche Reiben von Haut an Haut.
    »Bevor ich ihn traf, hatte ich noch nie … ich hatte für meine Bücher und meine Studien gelebt«, fuhr sie stockend fort. »Ich hatte nie viele Gedanken an körperliche Dinge verschwendet. Und schon gar nicht an solche. Ich war überrascht. Ich … ich wollte nicht, dass es aufhört.«
    »Hat es aber.«
    »Irgendwann, ja. Aber wir machten weiter, sogar … sogar als Greta zurückkam. Wenn sie nicht zu Hause war, oder tief in der Nacht. Manchmal auch in seinem Büro in der Universität. Falls sie etwas ahnte, dann merkte ich nichts davon. Sie behandelte mich genauso wie immer. Das hätte mich eigentlich dazu bringen müssen, der ganzen widerlichen Sache ein Ende zu machen.«
    »Wie lange ging das so?«
    »Vier, fünf Monate. Bis ich feststellte, dass ich schwanger war. Ich war natürlich zutiefst entsetzt. Ich sagte es Dr. Cole. Es war, als hätte man einen Kübel Eiswasser in eine Flamme gegossen. Er sagte mir in sehr bestimmtem Ton, dass ich niemals würde beweisen können, dass das Kind von ihm sei, und dass ich ruiniert wäre, wenn irgendjemand davon Wind bekäme. Er brachte mich zu einer Frau, die … von der es hieß, sie könne das Kind wegmachen. Ich weigerte mich. Ich brachte es nicht übers Herz. Er sagte, wenn ich es nicht täte, wäre ich in seinem Haus nicht länger willkommen.«
    Sie blickte auf ihre Hände und stellte fest, dass sie sich tief in die Falten ihres Rockes gekrallt hatten. Ihre Kiefer schmerzten von der Anstrengung, die Tränen zurückzuhalten.
    »Meine Großmutter war zusammen mit meiner Mutter nach Lyon gefahren. Sie

Weitere Kostenlose Bücher