Das Rätsel der Templer - Roman
vorsichtig ab. »Hannah hat mir bei der Übersetzung des Pergaments geholfen. Er ist
tatsächlich ein Templer. Geboren zwölfhundertachtzig, ganz hier in der Nähe.«
»Es hat also wirklich funktioniert.« Paul schüttelte staunend den Kopf. »Wenn der Alte wüsste, dass wir einen Kreuzritter
erwischt haben! Unglaublich!«
»Was hätte Hagen davon, abgesehen von der Gewissheit, dass seine Maschine tatsächlich mehr zutage fördern kann als wertlose
Tannenzapfen?«
Paul schaute sich vorsichtig um und verfiel in heiseres Flüstern, bevor er sich Tom erneut zuwandte. »Die Spatzen pfeifen
es von den |277| Dächern, dass Hagen die Idee zur Anlage nicht alleine entwickelt hat. Es soll jemanden im Hintergrund geben, der ihn tatkräftig
unterstützt. Angeblich hat ein früherer Bekannter aus Beirut bei Renovierungsarbeiten auf dem Tempelberg in Jerusalem irgendwelche
Hinweise gefunden, die Hagen erst in die Lage versetzt haben, die Anlage zu entwickeln. Unser guter Professor hat verständlicherweise
wenig Interesse daran, dass dieser Umstand publik wird.«
»Jerusalem?« Tom runzelte ungläubig die Stirn.
»Der Typ, der ihm die Funde hat zukommen lassen, ist Libanese. Angeblich ein Cousin von Hagens Hausverwalter in Jülich. Hagen
hat sich mit dem Mann angefreundet, als er in Deutschland auf Verwandtenbesuch war.«
Tom lächelte schräg. »Kaum vorstellbar, dass unser werter Professor irgendwelche Freunde hat.«
»Du kannst dir denken, dass die Amis mit einem Freund, der aus einem arabischen Land stammt und zudem strenggläubiger Muslim
ist, so ihre Probleme hätten.«
»Und welche Spatzen sind es, die solche Informationen verbreiten?« Tom biss von seinem Croissant ab. »Ist das erste Mal, dass
ich so etwas höre.«
»Beziehungen!«, triumphierte Paul stolz.
»Komm, spuck’s aus. Die Sache ist zu wichtig, als dass wir es uns leisten können, dass du mir deine Quellen verschweigst.«
Paul nickte ergeben. »Karen«, sagte er knapp. »Ich habe gestern Nacht mit ihr telefoniert.«
»Jetzt sag mir nicht, du hast bereits alles ausgeplaudert?« Toms Stimme nahm einen warnenden Unterton an.
»Nein, ich habe ihr nur gesagt, dass ich wohlauf bin und dass sie an unsere Unschuld glauben soll, egal, was andere behaupten.
Sie sagte daraufhin, dass sie mir etwas im Vertrauen sagen müsse.«
Tom grunzte zufrieden. »Sieh an, Dr. Karen Baxter, Hagens rechte Hand und Vertraute! Wieso überrascht mich das jetzt nicht?«
»Behalte es bloß für dich. Ich habe ihr ebenfalls einen Eid geschworen, dass ich niemandem etwas sage.«
»Dass du was nicht sagst? Dass ihr ein Verhältnis habt?«
»Idiot«, schnaubte Paul. »Ich meine, dass es niemanden etwas angeht, |278| dass sie mir ihre Dienstgeheimnisse verrät. Der Alte wittert bereits Lunte. Sie hat von seinen Kontakten eher durch Zufall
erfahren. Sie musste für ihn unter strengster Geheimhaltung eine Radiokarbon-Untersuchung durchführen, um das Alter von zwei
gut erhaltenen Pergamentbögen einzuschätzen, die der Libanese an Hagen übersandt hatte.«
»Du musst ziemlich umwerfend sein, dass Miss Eisblock nicht davor zurück schreckt, dir die intimsten Geheimnisse ihres Chefs
auszuplaudern.«
»Das war noch nicht alles«, sagte Paul und setzte eine verschwörerische Miene auf. »Hagen ist es gelungen, die auf den Pergamenten
befindlichen Ziffern zu dechiffrieren. Eine Formelsammlung, die angeblich wichtige Lücken in seinen bisherigen Forschungsarbeiten
geschlossen hat. Ich finde das alles ziemlich merkwürdig. Zumal ich mir nicht vorstellen kann, wie ein achthundert Jahre altes
Schriftstück dazu beitragen könnte, eine Anlage wie unsere zu konzipieren.«
Tom war plötzlich hellwach und spürte, wie ihn eine Gänsehaut überlief. »Weißt du, was ich mich frage?«
Paul schüttelte den Kopf.
»Mal abgesehen davon, dass ich keine Idee habe, wer vor achthundert Jahren eine brauchbare Formelsammlung für unsere Anlage
erstellt haben könnte. Ist es Zufall, dass wir einen Templer transferiert haben? Denk doch mal nach! Templer, Tempelberg.
Wäre es nicht möglich, dass Hagen selbst etwas mit der Sache zu tun haben könnte?«
»Keine Ahnung«, antwortete Paul nachdenklich. »Der Tempelberg war vor achthundertfünfzig Jahren die Zentrale der Templer in
Jerusalem«, sagte er mehr zu sich selbst. »Vielleicht gibt es da eine Verbindung?«
»Unser Templer wurde definitiv hundertdreißig Jahre später geboren«, wandte Tom ein.
»Hältst
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