Das Rätsel der Templer - Roman
du Hunger?«, fragte sie, als sie an der Küche vorbeigingen.
»Wenn du einen doppelten Whisky für mich hättest?«
»Tut mir leid. Eierlikör ist das Härteste, womit ich aufwarten kann.«
»Wein? Vielleicht einen Roten?« Aus ihren gemeinsamen Zeiten wusste Tom, dass Hannah gerne ab und an einen guten Rotwein trank.
Rasch hatte sie eine Flasche und zwei Gläser aus dem Küchenschrank genommen.
Als Tom das Wohnzimmer betrat, stutzte er, als er den selig schlummernden Jungen auf dem Sofa vorfand. Bemüht, kein Geräusch
zu machen, setzte er sich in einen der Sessel und bedachte den unverhofften Hausgast mit einem nachdenklichen Blick.
»Hat er sich beruhigt?«
»Frag lieber nicht«, antwortete Hannah mit leiser Stimme, während sie eine Flasche Cabernet Sauvignon entkorkte. »Er wollte
mich umbringen!«
»Was? Womit denn?«
»Denk mal scharf nach«, sagte sie und goss den schweren Rotwein in die Gläser, die sie zuvor auf den Tisch gestellt hatte.
Während Tom immer noch entgeistert auf das schlafende, harmlos wirkende Kind blickte, verließ Hannah für einen Moment das
Zimmer. Wenig später überreichte sie Tom den langen Dolch.
Er wiegte die schmucklose Waffe vorsichtig in seinen Händen und warf einen ungläubigen Blick auf den schlafenden Jungen. »Ist
das nicht das Messer, mit dem ich mir in den Finger geschnitten habe? Wie ist er denn daran gekommen?«
|271| »Na wie wohl? Du hast das Ding einfach unter das Bett geschoben. Er hat gemeint, ich wäre eine Zauberin, die mit den Mächten
der Finsternis im Bunde stünde und es verdient hätte, ins Jenseits befördert zu werden.«
»Und du … hast ihn überwältigt?« Tom war sein Entsetzen anzusehen.
»Nicht unbedingt. Während ich darauf gewartet habe, dass meine letzte Sekunde schlägt, ist es dem E-Werk gelungen, das Stromnetz
zu stabilisieren. Den Kleinen hat die plötzliche Konfrontation mit elektrischem Licht offenbar so sehr beeindruckt, dass er
dachte, es sei wohl besser, mich am Leben zu lassen.«
Tom nahm einen hastigen Schluck Wein und schwieg betreten.
»Mittlerweile haben wir uns beinahe angefreundet«, führte Hannah weiter aus, während sie sich demonstrativ in den gegenüberstehenden
Sessel setzte. Die Arme vor der Brust verschränkt, sah sie Tom mit blitzenden Augen an. »Denkst du nicht, du solltest mir
erzählen, wie es zu einer so unglaublichen Geschichte kommen konnte?«
»Natürlich«, sagte er und wich schuldbewusst ihrem Blick aus, »aber ich überlege noch immer, wo ich anfangen soll und vor
allen Dingen wie. Das Ganze ist nicht so leicht zu verstehen.« Er räusperte sich und vermied es weiterhin, ihr in die Augen
zu sehen.
»Du glaubst also immer noch, ich wäre zu blöd für deine wissenschaftlichen Hirngespinste?«
»Nein … aber …«
»Dann versuch’s wenigstens.«
»Also gut.« Er lehnte sich zurück, und man konnte ihm förmlich ansehen, wie er um Worte rang.
Es dauerte eine Weile, bis er ihr über seinen Werdegang nach ihrer Trennung berichtet und sie dabei mehr beiläufig in die
Funktion der Forschungsanlage eingewiesen hatte.
»Du weißt doch«, sagte er beinahe entschuldigend, »ich war schon in Jülich von meiner Arbeit besessen. Es war eine riesige
Chance, in Hagens Team arbeiten zu dürfen.«
Hannah sah ihn vorwurfsvoll an. »Ja, ich erinnere mich, du warst besessen«, entgegnete sie düster. »Auf einmal war dir alles
gleichgültig. Ich. Unsere gemeinsame Zukunft. Dabei hatte ich nicht die leistete |272| Ahnung, warum. Manchmal habe ich gedacht, du hast eine andere. Von einem Tag auf den nächsten habe ich mich gefühlt wie eine
Schiffbrüchige, die auf einer einsamen Insel gestrandet ist.«
»Ich weiß, ich habe viel falsch gemacht«, erwiderte Tom leise, »Aber vor dem Hintergrund, dass es Hagen gelungen ist, eine
Art Zeitmaschine zu bauen, kannst du meine Begeisterung, für ihn arbeiten zu dürfen, vielleicht verstehen.«
Hannah lächelte nervös. »Zeitmaschine«, wiederholte sie mit einem lakonischen Lächeln. »Sei mir nicht böse, Tom, aber das
hört sich verdammt abgedroschen an. Hat das Teil wenigstens einen Namen, der so professionell klingt, dass ich nicht immerzu
denken muss, dass du mir einen Bären aufbindest?«
»CAPUT – Center of Accelerate Particles in Universe and Time. Hagen hat die Anlage so genannt.«
»Klingt ja großartig.« Hannah schenkte Tom einen provozierenden Augenaufschlag. »Und wie konnte es trotz aller Genialität
zu
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