Das Rätsel der Templer - Roman
einem solchen Unfall kommen?«
»Keine Ahnung. Weder mein Kollege Paul noch ich haben aktiv die Programmierung beeinflusst. Wir hätten es zwar gekonnt, aber
es war uns streng untersagt. Schließlich bestimmt der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika jegliche Änderung in der
Vorgehensweise. Wer dabei erwischt wird, dass er eigenmächtig handelt, fliegt unverzüglich aus dem Projekt.«
»Verstehe«, flüsterte Hannah. »Deshalb hast du die beiden hierher geschafft. Weil du dachtest, dass man dich hinauswerfen
würde, wenn unvorhergesehen Menschen aus einer anderen Zeit auftauchten und sich herausstellt, dass du dafür verantwortlich
bist.«
»Es ist nicht so, wie du denkst …«, murmelte Tom abwehrend, während er auf den schlafenden Jungen starrte. »Ja, du hast recht«,
räumte er schließlich ein, als er bemerkte, dass ihr zweifelnder Ausdruck bestehen blieb. »Mein erster Gedanke ging vielleicht
in diese Richtung. Jedoch nach kurzer Zeit war mir klar, dass vielleicht jemand anderes dahinter stecken könnte und dass es
kein Zufall war, dass die beiden auf dem Forschungsfeld gelandet sind und …« Er sah sie beschwörend an. »Du musst mir glauben,
dass es vor allen Dingen menschliche Gründe waren, die mich davon abgehalten haben, die beiden dem Professor |273| und damit den Amerikanern zu überlassen. Schließlich kenne ich meinen Chef lange genug, um zu wissen, dass ein Leben im goldenen
Käfig noch die netteste Variante wäre, die den beiden widerfahren könnte. Aber so, wie ich die Sache einschätze, würde sich
ihr weiteres Dasein nicht sehr von dem einer Laborratte unterscheiden.«
»Es ehrt mich, wenn du glaubst, dass sie es bei mir besser haben.« Hannah lachte trocken. »Haben die beiden überhaupt eine
Chance, in ihre Zeit zurückzukehren?« Instinktiv ahnte sie, dass auch der Verlauf ihrer eigenen Zukunft von dieser Antwort
abhing.
»Praktisch … zurzeit … nein.« Tom seufzte resigniert. »Die Anlage ist in großen Teilen zerstört. Und selbst wenn alles in
Ordnung wäre und ich wüsste, wie man es anstellt, hätte ich nicht die geringste Ahnung, wie ich die beiden unbeobachtet dorthin
schicken könnte, wo sie hergekommen sind.«
»Was ist mit den Amerikanern? Werden sie dich und deinen Kollegen nicht für das, was geschehen ist, zur Verantwortung ziehen?
Unabhängig davon, ob sie erfahren, dass ihr zwei Menschen aus der Vergangenheit versteckt haltet.«
»Paul hat mich unterwegs auf dem Handy angerufen. Erst einmal müssen er und ich morgen zum Rapport in Hagens Büro in Spangdahlem.
Erfahrungsgemäß wird er uns heftig in die Mangel nehmen, aber wenn wir klug genug vorgehen, werden wir die Angelegenheit ungeschoren
überstehen. Im Augenblick halte ich es wirklich für das größte Problem, die Anwesenheit der beiden zu verschleiern. Ich befürchte,
dass es Aufzeichnungen über den Hergang des Unfalls gibt. Die Amerikaner verfügen über modernste Ermittlungstechnik. Denen
reicht eine Hautschuppe, um anhand von organischen Rückständen festzustellen, ob und wann sich jemand irgendwo aufgehalten
hat. Unsere einzige Chance, die Ankunft der beiden auf Dauer geheim zu halten, liegt in der Hoffnung, dass auf dem Feld alles
Verdächtige dem Feuer zum Opfer gefallen ist.«
»Was ist, wenn sie deinen Wagen untersuchen?«
»Daran habe ich auch schon gedacht. Vielleicht gibt es einen Gott, und er liebt mich«, antwortete Tom. »Der alte Volvo draußen
vor der Tür gehört meinem Nachbarn. Ich muss ihn noch heute nach Bonn zurückbringen. Mein BMW ist heute Morgen nicht angesprungen. |274| Irgendetwas mit der Elektronik. War wohl ein Wink des Schicksals, denn mit meinem Zweisitzer hätte ich den Ritter und seinen
kleinen Begleiter nie und nimmer zu dir bringen können.«
»Ehrlich gesagt, ich habe mich gewundert, als du mit dieser Rostlaube bei mir erschienen bist«, sinnierte Hannah. »Deine Vorliebe
für teure Sportwagen hast du also auch nach unserer Trennung nicht aufgegeben.«
»Da magst du recht haben«, erwiderte Tom mit einem treuen Blick. »Was den Rest betrifft, so glaube ich schon, dass ich mich
verändert habe.«
Hannah bemerkte, wie seine Rechte über ihre Hand streichelte. Rasch erhob sie sich. »Du siehst ziemlich geschafft aus«, bemerkte
sie. »Vielleicht solltest du jetzt fahren. Du hast morgen einen anstrengenden Tag vor dir.«
Tom kniff die Lippen zusammen und stand auf. Hannah konnte ihm seine Enttäuschung
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