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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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das Gesicht abwischen oder dir die Nase
     putzen – wenn du willst.«
    Zögernd nahm er ihr Angebot an und fuhr sich in einer verlegenen Geste über die rotgeränderten Augen, dabei zog er geräuschvoll
     die Nase hoch.
    »Sollen wir uns einen Moment setzen?«
    »Nein.«
    »Gero …«, begann sie vorsichtig. »Ich meine es …«
    »Ist schon gut«, fiel er ihr ins Wort. »Ich wollte es nicht glauben … dich trifft keine Schuld. Im Gegenteil, es ehrt dich,
     dass du genau wusstest, was mich hier oben erwartet und es vor mir verbergen wolltest. Aber über kurz oder lang hätte es mich
     sowieso hierhin gezogen. Das ist doch verständlich, oder? Bist du mir böse?«
    »Warum sollte ich dir böse sein?« Hannah sah ihn verständnislos an.
    »Weil ich nicht auf deinen Rat gehört und dein Pferd genommen habe?«
    »Nein, wo denkst du hin?«
    Gero war versucht, dankbar ihre Hand zu berühren, zog sie jedoch zurück.
    »Was hättest du getan, wenn ich dich nicht gefunden hätte?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Sag, auch wenn die Burg nicht mehr steht, gibt es die Abtei in Heisterbach noch?«
    Hannah kannte die achthundert Jahre alte Klosterruine aus ihrer Zeit in Bonn.
    Von deren einst monumentaler Kirche war nicht viel übrig geblieben. |355| Nichts erinnerte mehr an das grandiose Zisterzienserkloster, das Heisterbach einmal gewesen war. Nein, dort lebten zwar noch
     ein paar Nonnen, aber Hannah glaubte kaum, dass deren Anwesenheit Gero zufrieden stellen würde.
    »Von Heisterbach ist auch nicht mehr viel übrig«, antwortete sie vorsichtig.
    »Was bedeutet, nicht mehr viel übrig?« Geros Stimme zitterte.
    »Nun ja«, begann Hannah. »Es ist eine Ruine, nur die Apsis steht noch.«
    Er kniff die Lippen zusammen und nickte stumm.
    »Möchtest du, dass ich mit dir und dem Jungen nach Heisterbach fahre?«
    »Vielleicht morgen«, sagte er und atmete tief durch. »Wenn das Wetter aufklart und ich mich von diesem Übel erholt habe.«
    In einer unbedachten Geste legte er ihr die Hand in den Rücken und schob sie in Richtung des ehemaligen Burgtors.
    Hannah spürte in der lausigen Kälte, die sie umgab, für einen Augenblick die Wärme zwischen ihren Schulterblättern wie ein
     knisterndes Feuer.
    Der Junge sprang auf und rannte ihnen erleichtert entgegen, als er sah, wie Hannah und sein Herr hinter einem der Mauerreste
     auftauchten.
    Gero schien einigermaßen überrascht, dass der Junge in einem spontanen Gefühlsausbruch Hannah umarmte und nicht ihn. Erst
     als Matthäus sich von ihr löste, fiel Gero offenbar auf, dass sein Knappe ihren Mantel trug.
    »Ich war ein Narr, dass ich nicht auf dich gehört habe«, sagte er mit Blick auf den zitternden Jungen. »Ich bin froh, dass
     du uns gefolgt bist.«
    »War doch selbstverständlich.« Hannah schenkte ihm ein verständnisvolles Lächeln.
    »Ist dir kalt?«, fragte er sie überflüssigerweise. Rasch löste er den Messergürtel und schlüpfte aus seinem Mantel. Wie eine
     Pferdedecke legte er ihr seine Chlamys um die Schultern und verhakte die metallene Schließe. Dankbar spürte sie seine Wärme,
     die das archaische Kleidungsstück in sich trug. Eigentlich hätte der Wollstoff vollkommen |356| durchnässt sein müssen, aber er war so dicht gewebt, dass dem Mantel selbst ein Dauerregen so schnell nichts anhaben konnte.
     Verstohlen spähte sie auf das rote Kreuz, das ihre linke Brust unübersehbar zierte. Das Gewand der Templer reichte ihr beinahe
     bis zu den Füßen.
    Ein merkwürdiges Gefühl, dachte sie. Gleichzeitig wurde sie von einer seltsamen Unruhe erfasst. »Komm lass uns gehen«, sagte
     sie leise und wandte sich um.
    »Wem gehört dieses Land heutzutage?«, fragte Gero, nachdem er die Zügel der Stute in die Hand genommen und er Matthäus auf
     Monas Rücken gesetzt hatte. »Ich meine jetzt, wo meine Familie nicht mehr existiert?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Hannah. »Dem Land Rheinland-Pfalz oder dem Erzbistum Trier? Ich weiß es nicht.«
    »Also den Erzbischof von Trier gibt es noch?« Sein Blick war hoffnungsvoll.
    »Ja, der jetzige ist seit drei Jahren im Amt«, antwortete sie, froh darüber, Gero wenigstens etwas präsentieren zu können,
     was ihm bekannt vorkam.
    »Ist er ein mächtiger Mann?«
    »Na ja, er ist halt der Erzbischof, aber zu bestimmen hat er nicht viel, jedenfalls nicht so, wie es in deiner Zeit üblich
     war. Er kann froh sein, wenn ihm nicht alle Gläubigen davonlaufen.«
    Gero blieb stehen und sah sie erstaunt an. »Seither scheint

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