Das Rätsel der Templer - Roman
nach dem vermeintlichen
Mann, den die beiden angeblich aus einer siebenhundert Jahre zurückliegenden Vergangenheit transferiert hatten, beschäftigte
ihn bis zu siebzehn Stunden am Tag. Dabei war Tanner alles andere als überzeugt von der Theorie, dass es gelungen sein sollte,
ein menschliches Wesen aus einer anderen Zeit zu holen. Die Aussagen von Stevendahl und Colbach, dass so etwas noch nicht
möglich sei, erschienen ihm schlüssig, und Professor Doktor Hagen, der technische Leiter der Anlage, der seinen Mitarbeitern
vehement |361| misstraute, kam ihm in seiner hektischen, manchmal unüberlegten Art ohnehin recht seltsam vor. Außerdem wurde der Agent das
Gefühl nicht los, dass Hagen etwas verschwieg.
»Jack?« Die Stimme kam aus dem Hintergrund, von einem der eiligst installierten Rechner. Tanner drehte sich um.
Mike Taplelton, vierzig, dunkelhaarig und ein wenig korpulent, war von seinem Bürostuhl aufgestanden und winkte Tanner zu
sich heran. »Ich glaube, ich habe da was«, sagte er mit einem leicht triumphierenden Ausdruck in den braunen Augen.
Tanner ging zögernd auf seinen Kollegen zu. Bis jetzt waren die Ermittlungsergebnisse eher dürftig gewesen. Stevendahl und
Colbach hockten in Colbachs Apartment in Vianden und rührten sich kaum von der Stelle. Zweimal hatten sie telefoniert, aus
verschiedenen Telefonzellen, die nicht vorher zu bestimmen gewesen waren. Und in der Wohnung unterhielten sie sich nur über
Belanglosigkeiten. Allerdings durfte Colbach nicht unterschätzt werden. Er war Spezialist für den Einsatz von Quantencomputern.
Für ihn war es ein leichtes, sich in Dateien aller bekannten Systeme einzuhacken. Möglicherweise war er sogar in der Lage,
sich Zugang zu den Ermittlungsdateien der NSA zu verschaffen, und wusste um ihre Überwachung.
»Was gibt’s denn?«, fragte Jack.
»Ich habe mich in die Polizeidateien des Landes Rheinland-Pfalz eingeklinkt – und siehe da … heute Vormittag gab es eine Anzeige.
Ein Ranger hat angegeben, dass ihm im Wald unterhalb der Burg, die wir gestern noch untersucht haben, ein Typ auf einem ziemlich
großen Pferd begegnet ist. Hatte noch einen Jungen dabei.«
»Und?«, fragte Jack ungeduldig. »Finde ich nicht so bedeutsam.«
»Wart’s doch ab«, erwiderte Mike beleidigt. »Der Kerl trug einen weißen Umhang mit einem roten Kreuz darauf, und … er war
offensichtlich auf dem Weg zu unserer Burg. Er hat dem zuständigen Ranger ein riesiges Messer an die Kehle gehalten und behauptet,
der Grund und Boden, auf dem er sich befinde, gehöre den Edelfreien von Breydenbach und er solle verschwinden, wenn ihm sein
Leben lieb sei.«
»Hast du die Information schon an Colonel Pelham gegeben?«
»Nein, bisher noch nicht.«
|362| »Schick die Jungs hin! Sie sollen die Gegend absuchen. Vielleicht sind die beiden noch dort. Aber sie sollen sich vorsehen.
Der Kerl könnte gefährlich sein.«
»Denkst du, es sind die beiden, die womöglich transferiert wurden?« Mike griff zum Telefon und wählte eine Nummer, während
er seinen Blick wieder auf Jack Tanner richtete.
»Kein Ahnung«, murmelte Jack abwesend. Dann schaute er plötzlich auf.
»Habt Ihr schon die Ergebnisse der DNA-Analyse von Stevendahls Wagen mit den Ergebnissen aus den Katakomben der Burg und des
Blutes, das an dem Schwert klebte, vergleichen können?«
Mike blieb ihm die Antwort schuldig, weil sich am anderen Ende der Leitung jemand meldete.
Hannah half Matthäus, sich anzuschnallen, und ignorierte Geros unsicheren Blick, als sie das Auto startete. Langsam rollte
der Wagen den Feldweg hinauf. Hannah konnte die asphaltierte Hauptstraße bereits ausmachen, als ihr unversehens ein silbergrauer
BMW den Weg versperrte. Zwei Männer sprangen aus dem hastig am Straßenrand geparkten Gefährt und eilten gestikulierend auf
sie zu. In einem Reflex griff sie nach hinten und riss Geros Templerumhang vom Rücksitz, um ihn unter dem Beifahrersitz zu
verstauen.
»Kein Wort«, zischte sie, als die beiden Männer näher kamen. Dann sicherte sie die Türen und öffnete ihr Fenster.
»Ja?«, fragte sie lauernd.
»Entschuldigen Sie die Störung.« Der kleinere von beiden hatte einen unzweifelhaft amerikanischen Akzent. »Wir suchen einen
Mann auf einem Pferd, der ein Ritterkostüm trägt.«
Hannah wagte es nicht, den Blick abzuwenden. »Ein Ritterkostüm?«, fragte sie betont ungläubig.
»Ist ein Freund von uns«, erklärte der Mann lächelnd. »Er
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