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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Verwundert stellte sich Gero die Frage, warum der stets
     hungrige Schotte das Läuten zum Abendessen ignorierte.
    Gero hatte Struan fast eingeholt, als der Schotte auf das Geräusch der Schritte aufmerksam wurde. Er blieb stehen und drehte
     sich überrascht um. Seine Freude über Geros Erscheinen hielt sich in Grenzen. Das Lächeln war müde und der überkreuzte Handschlag
     nur halbherzig, als sie sich auf die typische Art der Templer begrüßten.
    Gero spürte, dass Struan etwas bedrückte, aber er wollte nicht fragen, was es war, bevor der Freund sein Herz nicht aus freien
     Stücken erleichterte.
    »Ich habe dich bei dem Einsatz nach Thors vermisst«, bemerkte Gero schlicht. »Hat der Alte dich wieder für eine Sonderaufgabe
     herangezogen?«
    Struan zögerte kurz, bevor er antwortete, und wich dabei Geros fragendem Blick aus. »Ich war beim Eremiten oben auf der Feuerkuppe
     und habe mir eine Medizin zubereiten lassen.« Er stockte und rieb sich die Nase, dabei schaute er Gero nicht in die Augen,
     sondern zum Hoftor. »Ich fühle mich schon seit längerem nicht wohl. Der Alte weiß Bescheid.«
    |41| »Aha?« Gero stellte sich unwillkürlich die Frage, warum Struan so auffällig darauf bestand, dass der Komtur Bescheid wusste.
     Wenn sie ein Leiden plagte, mussten sie als erstes dem Komtur Meldung machen. Seltsamerweise hatte Struan ihm nie etwas darüber
     erzählt. Bisher erfreute sich der Schotte einer geradezu strotzenden Gesundheit. Und so sehr Gero auch in seiner Erinnerung
     kramte, ihm kam kein einziger Bruder in den Sinn, der jemals die Dienste des Eremiten in Anspruch genommen hätte, ohne sterbenskrank
     gewesen zu sein. Trotz seiner unumstrittenen Heilkunst waren die Methoden des kauzigen Templerveterans eher etwas für siechende
     Greise, denen der Orden bei seinen Kreuzzügen im Outremer das Mark aus den Knochen gesogen hatte und die nun verzweifelt ihren
     letzten Kampf kämpften, um dem Tod auf ihre alten Tage ein weiteres Mal ein Schnippchen zu schlagen.
    Ohne es zu wollen, bedachte er seinen Freund mit einem abschätzenden Blick.
    Struan drehte sich wortlos ab, um seinen Weg zur Unterkunft fortzusetzen. Gero hielt ihn am Ärmel seines Kettenhemdes zurück,
     um wenigstens eine halbwegs vernünftige Antwort zu erhalten. Struan riss sich von Gero los.
    »Was ist?«, fauchte er unwirsch.
    Gero ließ sich nicht entmutigen. »Der Eremit hat nicht zufällig lange, goldblonde Haare, den Augenaufschlag eines Rehs und
     ist dazu noch die Tochter unseres Weinhändlers?«
    Struan erwiderte nichts. Seine Gesichtsfarbe wechselte von hellem Braun zu dunklem Rot.
    »Dacht ich’s mir«, entfuhr es Gero.
    Struan seufzte ergeben und fuhr sich mit seiner großen Hand nervös übers Gesicht, geradeso, als wolle er alle verdächtigen
     Spuren daraus entfernen. Dabei starrte er für einen Moment in den tiefblauen Abendhimmel, als ob dort eine Erklärung für seinen
     Fehltritt zu finden sei.
    »Warum vertraust du dich mir nicht an?« Geros Frage hatte einen provozierenden Unterton.
    Struan kniff die Lippen zusammen und schluckte verlegen. »Zweifelst du an unserer Freundschaft, weil ich dir nichts gesagt
     habe?«
    |42| »Dummkopf«, tadelte Gero ihn leise. »Meinst du, mir ist nicht aufgefallen, dass da was im Busche ist? Ich habe zufällig mitbekommen,
     wie sie dir das erste Mal schöne Augen gemacht hat. Schon damals drängte sich mir die Frage auf, ob das gut gehen kann.«
    Nach Geros Meinung gehörte Struan mit seinen fünfundzwanzig Lenzen nicht zu jener Sorte von Männern, die ohne Sinn und Verstand
     jeder dahergelaufenen Frau verfielen. Es war sicher auch nicht so, dass ihn der Anblick eines hübschen Mädchens völlig unberührt
     ließ, aber bei Amelie Bratac verhielt es sich ein wenig anders. Ihr Vater, der Wein- und Keramikhändler Alphonse Bratac, war
     dem Orden äußerst verbunden, und Amelie half ihm bei der anfallenden Buchführung und Auslieferung seiner Waren. Im Gegensatz
     zu den überwiegend ungebildeten Mädchen ihres Standes war sie des Lesens, Schreibens und Rechnens kundig. Darüber hinaus war
     sie mit einer solch überirdischen Schönheit gesegnet, dass das Einhalten gewisser Ordensregeln leicht zur Tortur werden konnte.
    »Und, wirst du mich jetzt verpfeifen?« Struans Stimme, die ohnehin stets den Eindruck erweckte, als hätte sie jemand mit Sand
     geschmirgelt, klang noch rauer als gewöhnlich.
    »Wie kannst du so etwas auch nur denken!«, entgegnete Gero entrüstet.
    Struan

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